Papst-Geschichten: Von Gregor dem Grossen bis Pius VI.

Sie sind Kirchenoberhaupt, Theologen und Seelsorger: die Päpste der römisch-katholischen Kirche. Aber sie sind auch Menschen, deren Weltblick, Handlungen und Selbstverständnis vom Kontext ihrer Epoche geprägt ist. In einer Serie stellt kath.ch acht historische Päpste vor.

Annalena Müller

Sie prägen Theologie und Kirche und sind Kaiser-Macher. Aber sie führen auch Kriege und besitzen sogar Bordelle. In der Serie «Papst-Geschichten» stellt kath.ch acht historische Päpste vor. Im Zentrum stehen dabei nicht die Oberhirten als Glaubensfiguren, sondern die Menschen unter der Tiara samt ihren historischen Kontexten.

Historisch gewachsen

Wie die Männer, die das Amt ausfüllen, ist auch das Papsttum historischen Entwicklungen unterworfen. In den Worten des Kirchenhistorikers Georg Denzler: «Das Papsttum hat sich nicht wie ein Phoenix aus der Asche erhoben; es ist vielmehr in einem langsamen Prozess bibeltheologischer Reflexion und kirchenpolitischer Konstellation in die Geschichte eingetreten».

Konkret heisst dies: Die Petrus-Tradition ist eine historisch gewachsene. Die Anfänge lassen sich auf die Mitte des 3. Jahrhunderts zurückverfolgen. Mit Damasus I. (366-384) und Siricius (384-399) beginnt die Reihe der römischen Bischöfe, die für sich den Anspruch erheben, Inhaber der «cathedra Romana» zu sein und deshalb Nachfolger des Apostels Petrus genannt zu werden. Erst Leo I. (440-461) baut die Lehre des römischen Primats theologisch konsequent aus.

Papst-Geschichten

Die Serie beginnt mit Gregor dem Grossen (590-604). Er ist ein redegewandter Diplomat, weitsichtiger Politiker und gilt als der erste mittelalterliche Papst. Leo III. (795-816) ist der zweite der Serie. Leo III. gelingt es, das Papsttum vom oströmischen Primat in Byzanz zu emanzipieren, indem er einen neuen Kaiser schafft: Karl den Grossen.

Papst Benedikt IX. (1032-1048) wäre in der modernen Kirche unmöglich: gleich zweimal besteigt er den Stuhl Petri. Urban II. (1088-1099) geht in die kollektive Erinnerung ein, weil er als erster Papst zu einem Krieg aufruft. Und damit erstmals den Krieg an sich christlich legitimiert. Coelestin V. (1294) war bis 2013 mehrheitlich vergessen. Seine späte Relevanz bekam er als Vorbild für Benedikt XVI. (2005-2013). Denn vor Benedikt war Coelestin der einzige Papst, der je von seinem Amt zurücktrat.

Mit Sixtus IV. (1471-1884) und Alexander VI. (1492-1503) beginnen die Renaissance-Päpste. Kunst-Mäzenen, Vetternwirtschaft und Prostitution sind Schlagworte aus dieser schillernden und schattenreichen Epoche des Papsttums, die seit Jahrhunderten Geschichtsschaffende fasziniert. Die Serie schliesst mit dem Zeuge einer endenden Ära. Pius VI. (1775-1799) steht der Kirche vor, als die Französische Revolution das alte Machtgefüge abschafft. Nur selten lagen klerikale Vollmacht und päpstliche Ohnmacht so nah beieinander.


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