Zum Tod von Pfarrer Bernhard Gemperli: «Er war ein väterlicher Typ, man musste ihn einfach gernhaben»

Am vergangenen Wochenende ist Bernhard Gemperli, Pfarrer im Ruhestand, verstorben. Er wurde 87 Jahre. Dem Priester war zu Lebzeiten der Kontakt zu den Gläubigen in seiner Pfarrei besonders wichtig. Er sei einerseits ein liebenswürdiger, herzlicher, andererseits ein ernster, moderner und besonnener Seelsorger gewesen, erinnert sich der pensionierte Diakon Hans Imboden.

Von Wolfgang Holz

«Bernhard war ein väterlicher Typ. Man musste ihn einfach gernhaben. Er war kein Pfarrherr, der bestimmte, was zu geschehen hat, sondern er hörte auf die Pfarreiangehörigen, bezog sie mit ein. So wurde jedes Projekt zu unserem Projekt», erzählt Hans Imboden gegenüber kath.ch.

Pensionierter Diakon erzählt

Der Beckenrieder Diakon Hans Imboden, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feierte, kannte den verstorbenen Seelsorger gut. Denn Imboden folgte Bernhard Gemperli als Seelsorger von Bernhardzell nach – von 2004 bis 2018.

«Ich war damals ganz neu in Bernhardzell. Da durfte ich mit Bernhard Gemperli zusammen die Karwoche und die Osterfeiern gestalten. Zu meinem Erstaunen hat mich Bernhard den Pfarreiangehörigen wie selbstverständlich als meinen Nachfolger vorgestellt – obwohl ich ja nicht Priester bin.» Diese Geste habe Imboden sehr geholfen, als Nidwaldner in der Ostschweiz Fuss zu fassen.

Gemperli hatte zunächst keinen Schlüssel

Wobei das eigene Ankommen von Bernhard Gemperli selbst in Bernhardzell offenbar ganz anders gewesen sei. Deutlich weniger erfreulich. «Bernhard erzählte mir», so Imboden, «wie er im Pfarrhaus wohnte und mit der Pfarrei lebte und feierte.»

Dennoch habe der Pfarradministrator und damalige Dekan ihn nicht als Ortsseelsorger, sondern «nur» als «Aushilfe» betrachtet. Denn Gemperli sei ja Rektor der Flade gewesen. «Deshalb gab es für Bernhard auch keinen Schlüssel – weder zur Kirche noch zum Pfarreisekretariat.»

Im Heiligkreuz-Quartier aufgewachsen

Bernhard Gemperli wuchs im Heiligkreuz-Quartier in St. Gallen auf, maturierte an der Kantonsschule St. Gallen und studierte in Innsbruck Theologie. 1961 wurde er zum Priester im Bistum St. Gallen geweiht.

Er war danach einerseits an der kirchlichen Basis tätig als Seelsorger in Bütschwil, St. Gallen-St. Otmar, Rheineck-Thal und Bernhardzell sowie als Religionslehrer an der Kantonsschule St. Gallen und als Rektor der «flade» (1988-1995).

Verdienstmedaille des Bistums erhalten

Andererseits arbeitete er 1971 bis 1980 in der Bistumsleitung als Regens und als Domkatechet. Von 1995 bis 2005 war er Mitglied im Katholischen Administrationsrat. 2006 verlieh ihm Bischof Ivo Fürer die Verdienstmedaille des Bistums St. Gallen.

Bernhard Gemperli sei stets auch sehr selbstkritisch gewesen, erzählt der mittlerweile pensionierte Seelsorger Hans Imboden. Wenn er ihm von der einen oder anderen Schwierigkeit im Pfarreialltag erzählte, erklärte Gemperli ihm unumwunden, dass dies schon bei ihm ein Thema gewesen sei und dass er es leider verpasst habe, diese Situation zu lösen.

«Bernhards Predigtwort war stets aus dem Leben gegriffen.»

Hans Imboden

Nicht zuletzt sind ihm die Predigten von Hans Gemperli in Erinnerung geblieben. «Bernhards Predigtwort war stets aus dem Leben gegriffen», lobt Hans Imboden. Was er gepredigt habe, sei von allen verstanden worden. «Dadurch wurde es zu einer echten Lebenshilfe für jeden einzelnen Gläubigen.»

Aushilfsdienste nach der Pensionierung

Auch nach seiner Pensionierung als Pfarrer von Bernhardzell 2001 übernahm Gemperli weiterhin viele Aushilfsdienste in der Ortschaft und in der weiteren Region. Nach einem Sturz in seiner Wohnung in Wittenbach im Frühsommer 2022 folgte eine Zeit im Alters-Pflegeheim Wiborada in Bernhardzell und schliesslich der letzte Umzug ins Alterszentrum am Schäflisberg in St. Gallen – mit Blick auf die Kathedrale. Dort ist er nun in der Nacht auf Sonntag verstorben.

Die Aufbahrung und Möglichkeit zum persönlichen Abschiednehmen besteht am Mittwoch, 7. Juni, von 10 bis 18 Uhr in der Galluskapelle im Bischofshof im Stiftsbezirk St. Gallen.


Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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