Ohne Heilige Messe: Liechtensteiner Landtag diskutiert über Kinderwunsch homosexueller Paare

Im Vaduz wird derzeit über die Ehe für alle debattiert: Der Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein warnt in seiner Ansprache zur Eröffnungssitzung des Liechtensteiner Landtags vor den negativen Folgen der Reproduktionsmedizin. Das ist ganz im Sinne des Erzbischofs Wolfgang Haas. Über die Zukunft des Erzbistums schwieg der Erbprinz.

Magdalena Thiele

Die letzten Worte waren «Gottes Segen». Zu Beginn der Eröffnungssitzung der zweiten Hälfte der laufenden Legislatur im Liechtensteiner Landtag vermied Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein (54) ansonsten das derzeitige Reizthema katholische Kirche.

Anders verhielt sich Landtagspräsident Albert Frick: «Es mutet etwas seltsam an, die heutige Landtagseröffnung ohne vorgängige heilige Messe abzuhalten». Mit der Tradition hatte der Vaduzer Erzbischof, Wolfgang Haas, gebrochen. Haas reagierte damit auf die Entscheidung des Landtags, die «Ehe für alle» auf den Weg zu bringen.

Diesen Gottesdienst zu feiern, ergebe angesichts des parlamentarischen Verhaltens der «weit überwiegenden Mehrzahl der Landtagsabgeordneten in einer wesentlichen Angelegenheit christlicher Ethik» keinen Sinn mehr, hatte Haas in einem offiziellen Schreiben bereits im vergangenen September erklärt – ohne das Parlament zuvor in Kenntnis zu setzen.

Und so starteten am Donnerstag die Abgeordnete ohne Messe in die Eröffnungssitzung. Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein griff in seiner Rede indirekt die katholische Sozialmoral an. «Die Regierung hat jüngst einen Gesetzentwurf zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie in die Vernehmlassung geschickt», erklärte er. Deshalb wolle auch er heute einen Schwerpunkt auf diese Thematik legen.

In seinen Ausführungen war es ihm ein wichtiges Anliegen, vor den gravierenden ethischen Problemen zu warnen, die die Reproduktionsmedizin mit sich bringt. «Gerade in Zeiten, in denen wir uns über eine nachhaltige Entwicklung Gedanken machen und uns der Probleme über Eingriffe in die Natur bewusster werden, sollten wir uns auch mehr mit den Problemen der Fortpflanzungsmedizin befassen und diese möglichst zurückhaltend einsetzen», sagte der Erbprinz. Zu den angesprochenen Problemen zählten neben den gesundheitlichen Risiken insbesondere auch ethischen Bedenken.

Darauf angesprochen, seine Worte hinsichtlich des Kinderwunsches homosexueller Paare zu konkretisieren, antwortete der Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein: «Es gibt die Adoption – sowohl Stiefkind- als auch Fremdkindadoption. Was die Reproduktionsmedizin diesbezüglich betrifft, darüber werden wir in Zukunft Diskussionen führen müssen.»

Diese Aussage dürfte Erzbischof Wolfgang Haas freuen. Er wird im August 75 Jahre alt und muss dann Papst Franziskus seinen Rücktritt anbieten. Wie es dann mit dem jungen Erzbistum weitergeht, ist ungewiss. Fragen zur Zukunft des Bistums Vaduz wollte der Erbprinz nicht beantworten. Die Sitzung sei nicht der Moment für Fragen zur Absage der Messe vor der Landtagseröffnung durch den Erzbischof oder die Zukunft des Erzbistums, hatte Erbprinz Alois bereits vorab über den Parlamentsdienst verlauten lassen.

«Bei der Ehe für alle geht es mehr um den rechtlichen Ausgleich. Wenn es aber um Fortpflanzungsmedizin geht, weiss ich, dass das Fürstenhaus sehr zurückhaltend ist», kommentiert Landtagspräsident Albert Frick später die Worte des Erbprinzen.


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