Armeeseelsorgende treten künftig mit Kreuz, Halbmond oder Gesetzestafeln auf

Die Schweizer Armee führt für ihre jüdischen und muslimischen Seelsorgenden religionsspezifische Dienstzweigabzeichen ein. Jüdische Seelsorgende werden künftig die Gesetzestafeln am Kragen tragen, muslimische den Halbmond. Christliche Seelsorgende behalten das Kreuz.

Barbara Ludwig

Bislang trugen Seelsorgende der Schweizer Armee ein Kreuz am Kragen ihrer Uniform – das sogenannte Dienstzweigabzeichen der Armeeseelsorge. Diese ist ein eigenständiger Dienstzweig der Armee.

Nichtchristliche Seelsorgende ab 2023 im Einsatz

Das Kreuz als Dienstzweigabzeichen war naheliegend, solange alle Seelsorgenden Christen waren. Das ist unterdessen nicht mehr der Fall. In diesem Jahr haben sich erstmals Seelsorger mit jüdischem oder muslimischem Hintergrund in einem Lehrgang vorbereitet.

Im Einsatz waren sie bislang erst sporadisch, wie Noël Pedreira, Stellvertretender Chef der Armeeseelsorge, auf Anfrage mitteilt. Richtig starten werden die jüdischen und muslimischen Seelsorger erst ab 2023. Die sporadischen Einsätze leisteten sie laut Pedreira ohne das Kreuz am Kragen.

Christliche Seelsorgende behalten Kreuz

Dies ändert sich vom kommenden Jahr an. Auf diesen Zeitpunkt hin führt die Schweizer Armee zwei zusätzliche Dienstzweigabzeichen ein, eines für die jüdischen und eines für die muslimischen Seelsorgenden. Dies geht aus internen Informationen hervor, die Pedreira kath.ch zur Verfügung stellte.

Für die christlichen Seelsorgenden ändert sich nichts, sie «behalten das Kreuz am Kragenspiegel», wie es heisst. Damit ist ein einheitliches Dienstzweigabzeichen für alle Seelsorgenden unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit vom Tisch.

Gesetzestafeln mit hebräischen Schriftzeichen

Als Dienstzweigabzeichen für jüdische Armeeseelsorgende wurden Gesetzestafeln mit hebräischen Schriftzeichen ausgewählt. Das sagt Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), auf Anfrage. »Als offizieller Partner der Armeeseelsorge hatten wir die Möglichkeit, Vorschläge einzubringen.»

Bei der Wahl der Gesetzestafeln habe man sich an anderen Armeen orientiert. Auf mögliche Kombinationen mit weiteren symbolischen Elementen wie Davidstern, Schwert oder Lorbeerkranz habe man hingegen verzichtet, so Kreutner.

«Man nimmt niemandem etwas weg»

Ein eigenes Abzeichen für die jüdischen Seelsorgenden sei nötig. »Es wäre verwirrend, wenn jüdische Armeeseelsorger mit dem Abzeichen einer anderen Religionsgemeinschaft unterwegs wären.» Die Einführung religionsspezifischer Abzeichen habe auch den Vorteil, dass »man niemandem etwas wegnimmt und alle sich akzeptiert fühlen», findet der SIG-Generalsekretär.

Halbmond zeigt «Diversität» in der Armee

Die muslimischen Armeeseelsorgenden werden den islamischen Halbmond am Kragen tragen. Auch die Musliminnen und Muslime sind mit der gewählten Lösung zufrieden. «Wir freuen uns, dass eine für alle befriedigende Lösung gefunden werden konnte», teilt Pascal Gemperli mit. Er ist Sprecher der Föderation Islamischer Dachorganisationen der Schweiz (FIDS). Diese ist offizieller Partner der Armeeseelsorge, wenn es um die Seelsorgende mit muslimischem Hintergrund geht.

Mit dem neuen Abzeichen sei das Gegenüber über den Hintergrund des Armeeseelsorgers oder der Armeeseelsorgerin informiert. «Es spiegelt die Diversität in der Armee wider.»

Und wie genau sehen die Symbole aus? Konkrete Entwürfe gebe es noch nicht, sagt Noël Pedreira. «Die Designer arbeiten noch daran.»


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