«Lob dir, herrliche Flamme»: Priorin Irene und Silja Walter über Ostern und das Osterfeuer

Halleluja! Christ ist erstanden! Priorin Irene Gassmann vom Kloster Fahr lässt sich von ihrer verstorbenen Mitschwester Silja Walter inspirieren: «Mit Ostern beginnt das Neue: Sein Reich bricht an.»

Die liturgische Feier der Osternacht beginnt in der Dunkelheit und endet beim Sonnenaufgang. Das macht deutlich: Ostern ist ein Prozess, ein Weg von der Finsternis ins Licht.

Wenn in der Osternacht die brennende Osterkerze in den dunklen Kirchenraum getragen wird, so erfahren wir: Das Licht ist stärker als jede Dunkelheit. Im Exsultet (Osterlob) wird dieses Licht besungen. Silja Walter ver-dichtet dies in ihrem «Neuen Exsultet» mit ergreifenden Worten:

Lob dir, herrliche Flamme,
du brichst aus dem Stein;
springst von Abgrund
zu Abgrund
durch aller Welt Nächte
und Schächte
und wirfst dich zurück
ins Urmeer des Lichts.
Die Nacht ist vorüber.

Die Nacht ist vorüber – und dennoch brauchen die Jüngerinnen und Jünger Zeit, um zu begreifen, was geschehen ist. In allen Berichten der Osterevangelien lesen wir, dass die ersten Begegnungen am Grab Furcht und Angst ausgelöst haben. Sie, die Jesus gefolgt waren, erkennen den Auferstandenen nicht. Erst nach und nach gehen ihnen die Augen auf.

Auch wir brauchen Zeit. Und wir dürfen uns diese Zeit auch nehmen, um die Ereignisse vom Karfreitag und Karsamstag zu verarbeiten. Wandlung geschieht oftmals leise und unbemerkt. Silja Walter beschreibt dies in einem ihrer Osterlieder:

Den eure Seele liebt,
der ist ja da!
Dringt ohne Ton
durch alle Nacht,
Licht in Person.
Halleluja!

Der Auferstandene drängt sich nicht auf. Er lässt uns Zeit für diesen Wandel von der Nacht zum Licht.

Er wandelt dich,
er wandelt mich,
zieht unsre Finsternis in sich.
Er stirbt daran,
steht auf und lebt,
sein Reich bricht an!
Halleluja!

Mit diesen Zeilen fasst Silja Walter zusammen, worum es in diesem Heiligen Tagen geht: Christus ist für uns den Weg des Leidens, Sterbens und der Auferstehung gegangen.

Ostern ist nicht einfach der Abschluss dieser Heiligen Tage – nein, mit Ostern beginnt das Neue: Sein Reich bricht an.

Ostern bedeutet Aufbruch. Als Getaufte sind wir österliche Menschen und dazu berufen, das Licht und die Hoffnung der Osternacht weiterzutragen. Durch uns kann sich heute das Reich Gottes in der Welt entfalten!

Sein Reich bricht an. Halleluja!


Priorin Irene und Silja Walter zum Karsamstag: «Dein Leiden, deinen Tod mitaushalten und daraus leben»

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