Priorin Irene und Silja Walter zum Karfreitag: «Ich liebe dich, hörst du, mein Jesus»

Priorin Irene Gassmann vom Kloster Fahr gibt spirituelle Impulse für die Kar- und Ostertage. Sie bedient sich dabei aus dem literarischen Fundus ihrer verstorbenen Mitschwester Silja Walter.

An Karfreitag sind wir eingeladen den Leidensweg Christi mitzugehen. Der Kreuzweg – eine der ältesten christlichen Meditationsformen – ist auch heute eine gute Form, um uns mit dem leidenden Christus zu verbinden. Wenn wir Christus auf seinem Kreuzweg begleiten, so können wir die Fragen und die Not der Menschen und der ganzen Welt mit hineinnehmen.

Wir werden Teil des Geschehens

Der «Neue Kreuzweg» von Silja Walter orientiert sich an Ereignissen, die in den Evangelien berichtet werden. Die Dichterin lässt uns eintreten in das, was damals geschah – und heute geschieht. Wenn wir uns von diesen Texten berühren lassen, bleiben wir nicht bloss Betrachterinnen und Betrachter von aussen, sondern werden Teil des Geschehens.

Ich lade Sie ein, zwei Stationen mit Jesus auf den Kreuzweg zu gehen. Bleiben und verweilen Sie dort, wo Sie sich angesprochen fühlen, wo Sie etwas bewegt. Vielleicht gelingt es Ihnen, mit Jesus darüber ins Gespräch zu kommen – so wie Silja Walter nach jeder Meditation im abschliessenden Gebet.

5. Station: «Die Geisselung und die Dornenkrönung» (vgl. Mk 15,17-20)

Was da gegen ihn losgeht,
sind die Hiebe
in meines armen Bruders,
meiner Schwester Gesicht,
ist die Peitsche
über Menschen irgendwo,
dauernd irgendwo,
überall irgendwo,
in der Welt.
Ist das Zerschlagen
von Hoffnung,
von Glück,
ist das Gelächter,
Worte,
die das Herz zerreissen.
Das erleidet er jetzt,
wo sie ihn geisseln
am Pfahl.

 

 

Gebet

Was ich meinem Bruder, meiner Schwester antu’,
fängst du auf mit Leib und Seele,
Bruder Christus.
Dann trifft mein Ärger über sie, mein
Zorn trifft dich.
Das leidest du, damit ich gut und sanft
und selbstlos werden kann, wie du.
Herr, heile mich,
bei dir ist nichts
unmöglich.
Amen.

6. Station – «Jesus nimmt das Kreuz und geht auf den Weg» (vgl. Joh 19,17) 

Er umarmt,   
     was kommt.
Er umarmt,
     was ihn umbringt.
Er umarmt   
     meine Sünde.
Er umarmt
     mich.
Und er stirbt an mir,
und ich lebe ewig
     in seiner
    
Umarmung.

 

 

Gebet

So geht das zusammen,
dein Leiden und ich, so sehr gehöre
ich dauernd in alles hinein,
was dir, mein Jesus, geschieht und
geschah.
Nichts mehr im Himmel und nichts mehr
auf Erden holt mich heraus
aus deiner Umarmung am Kreuz.
Ich liebe dich, hörst du, mein Jesus,
ich liebe dich.
Amen.

 


«Im Geheimnis dieses Mahls»: Am Hohen Donnerstag übernimmt die Priorin den Tischdienst

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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