Back to Faith 2 – Unsere Wiederentdeckung des Katholizismus

Rosenkranz beten, den Liturgischen Kalender studieren und eine Kleider-Farbstudie der Schwarzen Madonna von Einsiedeln erstellen. Das sind die «Back to Faith»-Projekte meiner Kollegin Natalie Fritz. Ich nehme mir vor, endlich meine Pilgerreise nach Santiago de Compostela fortzusetzen und nichts weniger als das Gute zu finden.

Eva Meienberg

Pilgern

Wandern ist meine Leidenschaft, am liebsten in Gesellschaft. Ich komme weiter, im wörtlichen und im übertragenen Sinn des Wortes. Auch für die kleinsten Dinge am Wegrand bleibt genügend Zeit, Achtsamkeit vorausgesetzt. Da ist das Pilgern nicht weit.

Verschiedene Pilgerwege durchziehen die Schweiz: die Jakobswege, der Jerusalemweg, die Via Francigena, die Via Francisca oder die himmlischen Pfade in der Innerschweiz. Die Pilgerwege laden ein, neben den Naturschönheiten, Industriezeugnissen und Siedlungssünden auch die Sakrallandschaft der Schweiz zu erkunden.

In Rapperswil laufen drei Jakobswege zusammen. Der Knotenpunkt diente mir und meiner Weggenossin als Ausgangspunkt für unsere Pilgerreise. Über einen Holzsteg gelangten wir nach Pfäffikon und weiter über den Etzel nach Einsiedeln. Auf dem Etzelpass in der St. Meinrad-Kapelle holten wir unseren ersten Stempel für unseren Pilgerpass.

Mit ausgefülltem Pilgerpass werden wir uns in ferner Zukunft auf dem Pilgerbüro in Santiago de Compostela die gleichnamige Urkunde holen. Und wenn wir dann noch mögen, werden wir weitere 90 Kilometer zurücklegen nach Finisterre, ans Ende der Welt. Und was kommt dann? Das kann man sich sicher auf der langen Pilgerreise überlegen.

Fasten

Auf Essen verzichten, kein Fleisch essen, nur Saft trinken, kein Handy benützen, auf Alkohol verzichten, keinen Sex haben, nicht fernsehen und das Auto zu Hause stehen lassen. Es gibt viele liebgewonnenen Gewohnheiten, auf die ich verzichten könnte. Aber warum sollte ich?

Idealerweise passt Fasten perfekt zum zeitgenössischen Lifestyle. Auf die Gesundheit achten, der Körper- und Geistoptimierung frönen, während wir den ökologischen Fussabdruck verkleinern. Es gibt viele gute und profane Gründe zu fasten. Aber welches sind die spirituellen Gründe?

Am Aschermittwoch beginnt die christliche Fastenzeit, die 40 Tage dauert und mit Ostern endet. Nach einer kleinen Recherche weiss ich endlich, was mit den längst vertrockneten Zweigen vom letzten Palmsonntag zu tun ist. Die Zweige werden verbrannt und die Asche geweiht. Mit der Asche zeichnet der Priester oder die Seelsorgerin den Gläubigen das Kreuz auf die Stirn. «Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst» (Gen 3, 19).

Das tönt nicht mehr nach Lifestyle. Das ist eine klare Botschaft und ein Auftrag: «Mensch, deine Zeit ist begrenzt. Mach’ was aus deinem Erdenaufenthalt – und zwar etwas möglichst Gutes. Ich werde die Fastenzeit nutzen, mir darüber ein paar Gedanken mehr zu machen.»

Fasten geht einher mit Verzicht. Durch den Verzicht bekomme ich einen Hinweis darauf, was mir fehlt. Was mir nicht fehlen wird, ist dann vielleicht auch nicht so wichtig und ich kann es getrost lassen – und mich auf das Gute konzentrieren.


Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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