Kardinal Schwery, Leo Karrer, Theresianum, Nidwalden: Was diese Woche wichtig wird

Letzte Woche sind zwei wichtige Schweizer Theologen gestorben: Henri Kardinal Schwery und Leo Karrer. Beide stehen für die wechselvolle Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts, haben aber ganz unterschiedliche Wege eingeschlagen.

Raphael Rauch

Kardinal Schwery verteidigte in den 1980er-Jahren die Anliegen des II. Vatikanischen Konzils gegen die Piusbrüder. Mit dem damaligen Generalsekretär der Bischofskonferenz, Pater Roland Trauffer, reiste Schwery nach Paris, um die Exkommunikation von Erzbischof Lefebvre und seinen Anhängern voranzutreiben.

Jovial und autoritär zugleich

Trotzdem war der Schweizer Kardinal kein Liberaler. Der Generalvikar für den deutschsprachigen Teil des Bistums Sitten, Richard Lehner, sagte zu kath.ch: «Kardinal Schwery stammte aus dem Unterwallis und war eher klerikal geprägt. Er hat zwar an der Synode 72 teilgenommen, engagierte sich aber weniger enthusiastisch für die Laien als andere Bischöfe in der Schweiz.»

Laut Lehner konnte der Kardinal sehr jovial, aber auch autoritär sein. Der Altabt von Einsiedeln, Martin Werlen, stammt aus dem Wallis – und hat Schwerys autoritäre Seite nie zu spüren gekommen, wie er in einem Nachruf festhält.

Vier Bischöfe und ein Abt – aber kein Livestream

Gestern konnten sich die Gläubigen in der Kirche in Saint-Léonard VS vom Kardinal verabschieden. Heute ist die Beerdigung. Coranabedingt können nur 50 Menschen am Gottesdienst in der Kathedrale teilnehmen. Warum das Bistum Sitten das Requiem nicht live überträgt, finde ich unverständlich. Schliesslich gibt es für 950 Franken professionelle Livestreams von Abdankungen.

Dem Pontifikalamt steht heute Bischof Jean-Marie Lovey vor. Konzelebrieren werden der emeritierte Bischof von Sitten, Norbert Brunner, der Apostolische Administrator des Bistums Chur, Bischof Peter Bürcher, der Freiburger Weihbischof Alain de Raemy und der Abt von Saint-Maurice, Jean Scarcella.

Leo Karrer – ein selbstbewusster Laientheologe

Für ein ganz anderes Kirchenbild als Kardinal Schwery stand Leo Karrer. Er wollte Ordenspriester werden, entschied sich aber für eine Karriere als Laientheologe. Er wurde zu einem der führenden Pastoraltheologen im deutschsprachigen Raum.

Wie beliebt Leo Karrer war, zeigen auch die liebevollen Nachrufe von Weggefährten: angefangen vom aktuellen Dekan der Theologischen Fakultät in Freiburg, Mariano Delgado, über seine früheren Kollegen Josef Sayer, Norbert Mette und Stephanie Klein bis hin zur Arbeitsgemeinschaft Praktische Theologie Schweiz.

Heute folgen noch die Nachrufe von RKZ-Generalsekretär Daniel Kosch, dem Tübinger Pastoraltheologen Ottmar Fuchs und dem Frankfurter Religionspädagogen Klaus Kießling.

Sympathien für die Allianz «Es reicht!»

Was Leo Karrer nicht mehr erlebt hat: wie sich die Allianz «Es reicht!» neu erfindet. Sie will professioneller und kampagnenfähiger werden. Die neue Allianz, die am 25. Januar via Zoom offene Fragen klärt, hat aber sicher Leo Karrers Segen.

Wie prägend Lehrer sein können, beweisen die vielen Schülerinnen und Schüler von Leo Karrer. Aber auch die Frauen, die sich für einen Erhalt des Theresianums einsetzen. Die Schule hat prominente Frauen hervorgebracht, unter anderem die ehemalige Bundesrätin Micheline Calmy-Rey und Mafia-Jägerin Carla del Ponte. Wir gehen der Schulschliessung nach.

Altbischof Martin Gächter ist geimpft

Immer mehr Kirchenleute lassen sich impfen. Der Bischof von Arabien, Paul Hinder (78), war bereits im Dezember dran. Am Samstag hat sich der emeritierte Weihbischof von Basel, Martin Gächter (81), impfen lassen. Diese Woche folgt Papst Franziskus. Er sprach in Richtung Corona-Leugner und Impf-Kritiker Klartext: Der Pontifex kritisierte die «selbstzerstörerischen Verweigerungshaltung» von Corona-Leugnern.

Wann Papst Benedikt XVI., der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch und die Schweizergardisten geimpft werden, ist noch unklar: «Bisher habe ich noch keinen Test-Termin. Es wird auch im Vatikan gewiss eine klare Reihenfolge geben», teilte uns der nun einzige lebende Schweizer Kardinal mit.

Kritik an stiller Pfarrwahl in Nidwalden

Zu reden gibt auch der Kanton Nidwalden. Seit zwölf Jahren gärt es in der katholischen Kirche Hergiswil immer wieder. Die neuste Gärstufe: Der Hergiswiler Kirchenrat umgeht mit Hilfe des Bistums Chur die Pfarrwahl an der Urne und macht Pfarradministrator Stephan Schonhardt mangels Gegenkandidaten still zum Pfarrer.

Die Pfarrwahl verkomme so zur Alibiübung, sagen empörte Hergiswiler. Ein schweizweites Problem, dem wir ebenfalls nachgehen werden.

Wir freuen uns auf Ihr Feedback – und auf Hinweise, was nächste Woche wichtig wird: rauchzeichen@kath.ch.

Herzlich

Ihr Raphael Rauch


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