Sakramente in Zeiten von Corona: Die Taufe

Bei einer Taufe wird ein Kind in die kirchliche Gemeinschaft aufgenommen. Und in der Regel trifft sich dann die Familie. Corona bringt aber auch hier den Fahrplan durcheinander.

Barbara Ludwig

«Bei uns finden gegenwärtig wenige Taufen statt, einerseits weil der Winter keine Hochsaison für Taufen darstellt, andererseits wegen der aktuellen Pandemie-Situation.» Das sagt Felix Hunger, Pfarradministrator in Pfäffikon ZH. Im Sommer und Herbst habe man viele Taufen nachholen können, die wegen des Lockdowns im Frühling nicht stattfinden konnten – unter Anwendung von Schutzmassnahmen.

«Eltern wollen die Taufe mit einem Fest verbinden.»

Felix Hunger, Pfarradministrator in Pfäffikon ZH

Beim Pfarradministrator in Pfäffikon haben in letzter Zeit Eltern angerufen, die die Taufe ihres Kindes verschieben oder von Beginn weg auf einen späteren Zeitpunkt – nach Corona – terminieren wollten. Felix Hunger geht davon aus, dass Corona-Massnahmen der Grund dafür sind, dass Eltern mit der Taufe zuwarten. Zum Beispiel neu die Schliessung der Restaurants (seit 22. Dezember) und die Limite von zehn Personen für private Treffen, die weiterhin gilt.

«Eltern wollen die Taufe mit einem Fest verbinden, das die Familie zusammenführt. Wegen der Einschränkungen ist es für sie zurzeit nicht so attraktiv», sagt der katholische Priester. Bei Verschiebungen gibt es jedoch ein Problem – die Unsicherheit über die Dauer der Einschränkungen. Diese können durch die Behörden verlängert werden.

Pfarrer Heim will keine voreiligen Schlüsse ziehen

Ruedi Heim betreut zwei Berner Pfarreien. Zurzeit würden weniger Taufen gefeiert als vor einem Jahr, sagt der Pfarrer. Fest stehen aktuell zwei Tauftermine, einer im Januar und einer im Mai.

Heim nimmt an, dass weitere Eltern ihr Kind zur Taufe anmelden werden. «Ob Eltern wegen der Einschränkungen, bedingt durch die Corona-Massnahmen, auf die Taufe ihrer Kinder verzichten, weiss ich nicht.» Heim will keine voreiligen Schlüsse ziehen.

Aber auch er hat schon Taufen verschieben müssen, weil die Grosseltern eines Täuflings aufgrund von Einreisebeschränkungen nicht in die Schweiz kommen konnten. Andere Familien wiederum hätten ihr Kind taufen lassen, obschon Oma und Opa nicht dabei sein konnten.

Verwandte aus Italien sollen mitfeiern können

Auch Fulvio Gamba spürt, dass die Präsenz der Verwandten bei Taufen wichtig ist. Der Priester betreut die italienischsprachigen Katholiken in Zürich. Zurzeit werden bei ihm weniger Kinder getauft. «Die Leute warten mit der Anmeldung zu, damit auch die Angehörigen aus Italien mitfeiern können.» Gamba fügt hinzu, dass bei den Italienern traditionell nicht im Advent getauft werde. Die aktuelle Zurückhaltung muss demnach vorsichtig gedeutet werden.

Vermutlich keine Rolle spiele bei den italienischen Katholiken die Schliessung der Restaurants. «Das Familienfest bei Taufen findet oft im privaten Rahmen statt.»

Taufen in der Vorabendmesse am Samstag

Mario Pinggera ist Pfarrer in Richterswil ZH. Seine Pfarrei verzeichnet noch immer recht viele Taufen, eine bis zwei pro Woche seit der Einführung der 50-Personen-Obergrenze bei Gottesdiensten am 29. Oktober. Vor der Corona-Pandemie waren es noch mehr.

Wegen der 50-Personen-Limite finden die katholischen Taufen in Richterswil in der Vorabendmesse am Samstag statt oder nach dem Hauptgottesdienst am Sonntag. Auf diese Weise kann die Sonntagsmesse entlastet werden.

«Es wird wieder in Richtung Verschiebungen gehen.»

Mario Pinggera, Pfarrer in Richterswil

«Bislang haben die Taufanfragen nicht abgenommen. Aber ich gehe davon aus, dass es wieder in Richtung Verschiebung geht», sagt Pinggera. Vor allem bei Familien, denen es wichtig ist, mit ihren im Ausland lebenden Angehörigen feiern zu können.

Corona wirbelt unser Gemeindeleben durcheinander – aber auch unseren Glauben. In einer Serie beleuchtet kath.ch, welche Konsequenzen die Pandemie für die sieben Sakramente hat. Morgen thematisiert kath.ch das Sakrament der Eucharistie. Weitere Informationen zum Sakrament der Taufe finden Sie hier.

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