Bischöfe planen unabhängige Studie zu Missbrauch

Die Schweizer Bischofskonferenz hat an ihrer Vollversammlung in Lugano entschieden, eine unabhängige Studie zur Aufarbeitung der sexuellen Übergriffe im kirchlichen Umfeld in Auftrag zu geben.

Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) nimmt damit einen Vorschlag des Fachgremiums «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld» auf. Die Untersuchung soll, wie SBK-Präsident Felix Gmür an der Medienkonferenz vom 5. Dezember erklärte, über die bislang erhobenen Daten hinaus gehen. Ziel der Erhebung soll eine umfassende Aufklärung der Geschehnisse im Zeitraum 1950 bis 2019 sein.

«Wir wollen wissen, was vorgefallen ist und wer dafür Verantwortung trägt.»

SBK-Präsident Felix Gmür

Das neue Papier soll aber auch in die Zukunft hinaus weisen. «Diese umfassende Arbeit ist zuerst den Opfern geschuldet», erklärte Felix Gmür vor den Medien und unterstrich damit den Willen der Bischöfe, das Thema wirklich an den Wurzeln zu packen.

Der SBK-Präsident machte klar, was sich die Bischöfe von einer solchen Untersuchung erhoffen: «Wir wollen wissen, was vorgefallen ist und wer dafür die Verantwortung trägt.»

Ausländische Studien beiziehen

Die Untersuchung soll die ganze Schweiz einschliessen. Um dabei aber keine Doppelspurigkeiten zu produzieren, soll in einem ersten Schritt eine Projektgruppe einen Entwurf über Inhalte, Umfang und Kosten einer solchen Studie erarbeiten. Dafür sollen die bereits erhobenen Daten aus der Schweiz verwendet werden, aber auch Studien aus dem Ausland beigezogen werden. Termine wurden dafür keine festgelegt.

Nach dem Rücktritt des St. Galler Staatsanwalts Elmar Tremp aus dem Fachgremium «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld» hat die SBK als juristische Fachperson neu die Rechtsanwältin Beryl Niedermann gewählt. Die 326. ordentliche Vollversammlung der SBK fand vom 2. bis 4. Dezember in Lugano statt

Studien in den USA und Deutschland

Studien über sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld wurden bereits an verschiedenen Orten durchgeführt. Vor einem Jahr veröffentlichte im US-Bundesstaat Pennsylvania ein Geschworenengremium einen 900 Seiten starken Abschlussbericht zum sexuellen Missbrauch in der Kirche. In Australien setzte die Regierung eine Kommission ein, die Missbrauch in kirchlichen und staatlichen Einrichtungen untersuchte. Der entsprechende Abschlussbericht wurde 2017 publiziert.

In Deutschland veröffentlichte im September 2018 die Bischofskonferenz eine in ihrem Auftrag erstellte wissenschaftliche Untersuchung über «Sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige». Federführend war der Mannheimer Psychiater Harald Dressing. (ms/sys)


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