Krise in Vatikan-Finanzaufsicht weitet sich aus

Die Krise um die Finanzaufsicht des Vatikan weitet sich offenbar aus. Nach einem Bericht der italienischen Tageszeitung «Il Sole 24 Ore» (Donnerstag) trat mit dem US-amerikanischen Finanz- und Sicherheitsexperten Juan Zarate das zweite von vier Verwaltungsratsmitgliedern der Finanzinformationsbehörde AIF zurück.

Zuvor hatte der deutsch-französische Banker Marc Odendall sein Mandat niedergelegt. Als Grund gab er an, er halte die Organisation für wirkungslos.

Beide Rücktritte stehen in Zusammenhang mit der Ankündigung des Vatikan vom Montag, den AIF-Präsidenten Rene Brülhart zu ersetzen. Der Schweizer Anti-Geldwäsche-Experte stand fünf Jahre an der Spitze der Behörde. Bereits Anfang Oktober war AIF-Direktor Tommaso Di Ruzza im Zug von Ermittlungen wegen einer Immobilienspekulation des vatikanischen Staatssekretariats suspendiert worden. Die Führung der AIF stellte sich hinter Di Ruzza und bestritt jegliches Fehlverhalten.

Egmont-Group soll Vatikan ausgeschlossen haben

Unterdessen hat laut einem Bericht des «Wall Street Journal» die Egmont Group, ein internationaler Zusammenschluss von Finanzaufsichtsbehörden, den Vatikan von ihrer internen Informationsplattform ausgeschlossen. 2013 war der Vatikan unter Brülhart – damals AIF-Direktor – als Mitglied aufgenommen worden. Der Schweizer war von 2010 bis 2012 Vizepräsident der Egmont Group.

Der Vatikan bemüht sich seit etwa zehn Jahren, seine Finanzgeschäfte internationalen Standards anzupassen. Ende 2010 richtete Benedikt XVI. (2005-2013) die AIF als Kontrollgremium ein. (cic)


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