Alain de Raemy schlägt Schaffung eines Jugendrates im Vatikan vor

Rom, 19.10.18 (kath.ch) Alain de Raemy will eine Kirche, die näher bei den jungen Menschen ist. Am Donnerstag hat der Weihbischof von Lausanne-Genf-Freiburg an der Synode in Rom die Schaffung eines Päpstlichen Jugendrates gefordert. De Raemy zeigte sich zudem über die krasse Untervertretung von Ordensfrauen an der Bischofssynode empört.

In dem von ihm vorgeschlagenen Päpstlichen Rat für die Jugend sollten junge Menschen, Frauen und Männer, aus allen fünf Kontinenten vertreten sein, sagte der Weihbischof laut Redetext, der kath.ch vorliegt, auf Italienisch.

Jugendrat auf Augenhöhe

Alain de Raemy, der an der Synode die katholische Kirche der Schweiz vertritt, kann sich als Präsidenten des Rates auch eine junge Frau vorstellen. Auf jeden Fall sollte der Präsident oder die Präsidentin den Chefs der anderen Päpstlichen Räte gleichgestellt sein, sagte de Raemy am Donnerstag in seinem Statement vor den Teilnehmern der Bischofssynode.

Dem Weihbischof schwebt ein Gremium vor, das in beständigem Austausch mit den anderen Dikasterien der römischen Kurie ist, um die richtige Sprache und Haltung zu finden im Umgang mit den jungen Menschen.

Junge nicht vertreiben

In seinem Votum forderte Alain de Raemy die Kirche dazu auf, alles zu tun, damit junge Menschen sich nicht ausgeschlossen fühlten und entmutigt würden. «Wir haben es immer wieder betont: zuhören, besser verstehen, nicht richten, niemals verurteilen.» Das heisse, die Kirche sollte einen auch noch so kleinen «Jesus-Anteil» bei jungen Menschen nicht gefährden.

Volle Liebe zu Gott

Zuvor hatte der Weihbischof aus der Sonntagspredigt von Papst Franziskus zitiert, in der dieser von Jesu Forderung nach einer totalen Liebe sprach. «Jesus ist radikal. Er gibt alles und fordert alles: Er gibt eine totale Liebe und fordert ein ungeteiltes Herz.» Ihm könne man nicht mit der Beachtung einiger Regeln genügen. Jesus gebe sich nicht mit einem Prozentanteil von Liebe zufrieden, so der Papst.

Die schöne Verpackung genügt nicht.

Genau hier sei manchmal «unser Problem als erwachsene Christen» im Umgang mit den Jungen, stellte de Raemy vor den Synodenteilnehmern fest. «Oft sind wir nicht ganz mit Jesus. Wenn wir uns nur zu 20, 50 oder 60 Prozent mit Christus verbinden, vermitteln wir nur Vorschriften, die heute als Werte bezeichnet werden: sprich eine schöne Verpackung, aber ohne die gute Schokolade drin (…)».

De Raemy rief – mit den Worten von Papst Franziskus – dazu auf, sich zu fragen, «an welchem Punkt wir mit unserer Liebe zu Gott stehen».

Drei Frauen für 80 Prozent aller Ordensleute

Der Weihbischof, der zur deutschsprachigen Synoden-Arbeitsgruppe gehört, sprach auch die Beteilung von Frauen in der Kirche an, indem er auf Frauen in der Bibel verwies: Maria, die Mutter von Jesus, Maria von Magdala, und «viele andere Frauen». Wolle man «vollständig» von Jesus verkünden, müsse man alle diese Frauen auch berücksichtigen. «Aber das tun wir leider nicht genügend. Und wir tun es auch nicht in dieser Aula», kritisierte Alain de Raemy.

Und setzte dann zu einem numerischen Vergleich an: «Ich verstehe nicht, wieso 80 Prozent aller Ordensleute, also die Ordensfrauen, von drei Schwestern ohne Stimmrecht vertreten werden, während die übrigen 20 Prozent, also Ordensmänner, von zehn Patres und Brüder vertreten werden, allesamt Mitglieder der Synode mit allen Rechten.» (bal)

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