Die Jugend kommt in der Synode zur Sprache – aber es braucht auch Taten

Zürich, 6.10.18 (kath.ch) Nicht nur in Rom wird über Jugend und Kirche diskutiert. Kirchliche Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter haben sich intensiv mit dem Grundlagenpapier der Bischofssynode auseinandergesetzt und weitreichende Schlüsse daraus gezogen. Aus Rom zugeschaltet wurde der Schweizer Jugendbischof Alain de Raemy.

Martin Spilker

«Die Jugend von heute kommt in der Bischofssynode zur Sprache.» So fasst Viktor Diethelm, Leiter der Deutschschweizer Fachstelle für offene kirchliche Jugendarbeit, die Auseinandersetzung mit dem Grundlagenpapier der laufenden Bischofssynode über die Jugend zusammen.

Ein weites Feld

Zehn kirchliche Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter haben sich am Freitag in Zürich getroffen, um ihre Tätigkeit im Licht dieses Papiers, dem sogenannten «Instrumentum Laboris», zu reflektieren. Rückhalt haben sie dabei von Eva-Maria Faber, Dozentin an der Theologischen Hochschule Chur, bekommen.

«Für junge Menschen ist es wichtig, dass all das festgehalten ist.»

Diethelm, Co-Organisator des Treffens, vermutet, dass die Synodenteilnehmer lange nicht alle Themen aus dem von Jugendlichen stark mitgestalteten Grundlagenpapier werden debattieren können. Doch: «Für die jungen Menschen in der Kirche ist es wichtig, dass all das festgehalten ist», sagt er im Gespräch mit kath.ch.

Dieses Papier sei aber auch für die in der kirchlichen Jugendarbeit Tätige wichtig: Sie könnten sich daran orientieren, sich darauf berufen, wenn sie sich für die Belange der Jugend stark machen.

Zu nahe an der Kirche?

Für den Jugendarbeiter überraschend war die Breite der Themen im «Instrumentum Laboris». So werden darin bei weitem nicht nur kirchliche Themen angesprochen. Vielmehr komme die ganze Lebenswelt junger Menschen, inklusive Bildung, soziale Fragen, andere Religionen und auch Sport, zur Sprache.

In der kirchlichen Jugendarbeit gibt es noch ein starkes Gefälle.

In der kirchlichen Jugendarbeit gebe es jedoch immer noch ein starkes Gefälle: Hier die Kirche mit ihrer Struktur und ihren Beauftragten, die «wissen, wie es geht». Dort die Jugend, die zwar als grosse Ressource bezeichnet, aber in Entscheidungs- und Entwicklungsprozesse nicht einbezogen werde. «Das kommt bei den Jugendlichen nicht gut an», merkt Diethelm an.

Ganz deutlich zeige sich diese Differenz beim Thema Sexualität. Aussagen von Kirchenvertretern zu Ehe, Homosexualität oder Keuschheit würden der Lebenswirklichkeit eines Grossteils junger Menschen einfach nicht mehr entsprechen.

Brennende Fragen benennen

Die Teilnehmer des Treffens erhoffen sich, dass an der Synode die in der langen Vorbereitung entstandenen Grundlagen als Ausgangspunkt für einen künftigen Dialog mit der Jugend aufgenommen werden. Es könne angesichts der Vielfalt der Lebenswelten von Jugendlichen – in Fachkreisen gilt eine Altersspanne von 16 bis 29 Jahren – nicht eine Antwort geben. Auch nicht eine Antwort von Seiten der Kirchenleitung. «Es ist wichtig, dass wir Schematas aufbrechen, wie es Papst Franziskus in einer Rede gesagt hat», hält Viktor Diethelm fest.

«Kirchliche Jugendarbeit braucht Lobbyarbeit und Rückhalt.»

Dabei nehmen sich die Jugendseelsorgerinnen und -seelsorger auch selber in die Pflicht. Sie seien gefordert, gemeinsam für die Anliegen der Jugend in der Kirche aufzutreten und die Leistungen der Jugendarbeit bekanntzumachen. «Das braucht Lobbyarbeit und Rückhalt», so Diethelm.

Dafür setzt sich der Verein Deutschschweizer Jugendseelsorgerinnen und -seelsorger ein. Diese Arbeit soll intensiviert werden. Etwas wehmütig stellt Diethelm fest, dass es in der Schweiz im Unterschied zu Deutschland keine akademische Stelle gibt, die kirchliche Jugendarbeit zum Schwerpunkt habe. Zudem sehe sich die Jugendarbeit hier durch die unterschiedlichen Kulturen in den Sprachregionen vor weitere Herausforderungen gestellt.

Die Anliegen sind plaziert

Eva-Maria Faber als versierte Kennerin kirchlicher Dokumente habe den Teilnehmenden gesagt, dass mit Abschluss der Synode das «Instrumentum Laboris» Geschichte sei und danach das Schlussdokument verbindliche Aussagen festhalte.

Für Viktor Diethelm schmälert dies die Bedeutung des Vorbereitungspapiers aber gar nicht: «Die Anliegend der Jugend sind hier formuliert. Das lässt sich auch später wieder aufnehmen», ist er überzeugt. Und: Diese Auseinandersetzung helfe ihm und den Jugendarbeitern bestimmt, das Schlussdokument zur Synode besser zu verstehen.

Dossier Jugendsynode von kath.ch

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