Tessiner Freidenker wollen Trennung von Kirche und Staat

Bellinzona, 25.9.18 (kath.ch) Eine Gruppe Freidenker im Tessin fordert die Trennung von Kirche und Staat – nach dem Vorbild von Genf. Es gehe ihnen um die Beseitigung der Diskriminierung von Nichtgläubigen, argumentieren sie. Rund 1400 Unterschriften sind gesammelt, bis Ende Oktober müssten es 10’000 sein, damit die Vorlage zur Abstimmung kommt.

«Streichen wir das Privileg der Religionen. Unterschreiben wir, um ein laizistisches Tessin zu haben!» Dazu fordern die Tessiner Freidenker bei ihrer Unterschriftensammlung zur Volksinitiative «Ticino laico" (laizistisches Tessin) auf ihrer Webseite auf.

Gemäss den Initianten sind die katholische und die reformierte Kirche – wegen ihrer öffentlich-rechtlichen Anerkennung – im Tessin privilegiert. Sie würden Geld vom Staat erhalten, also auch von Personen ohne Glauben. Sie würden in den öffentlich-rechtlichen Medien bevorzugt behandelt. Und sie hätten über den Religionsunterricht Zugang zur Ausbildung an den öffentlichen Schulen.

«Wer sich in keinem Glauben wiedererkennt, wird diskriminiert.»

Das bedeute, schreiben die Initianten in ihrem Argumentarium: «Wer sich in keinem Glauben wiedererkenne, wird diskriminiert». Deshalb verlangen sie einen laizistischen Staat, der die religiösen Rechte ebenso schütze wie die individuelle Gewissensfreiheit.

Verfassungsänderung verlangt

Sie verlangen eine Änderung in der Kantonsverfassung, Kapitel 24. Dort soll es künftig heissen: «1. Der Staat ist laizistisch und wahrt die religiöse Neutralität. 2. Um die Freiheit des Gewissens und des Glaubens zu bewahren, fördern und subventionieren der Kanton und die Gemeinden keinerlei Aktivitäten, die mit einem Kult verbunden sind.»

Die Initiative «Ticino laico» haben die Freidenker bereits Ende August lanciert. Um das Anliegen zur Abstimmung zu bringen, braucht es 10’000 Unterschriften. Diese müssen bis Ende Oktober beim Kanton eingereicht werden. Bisher sind gut 1400 Unterschriften zusammengekommen. Unter den Unterstützern finden sich bekannte Tessiner wie alt FDP-Ständerat Dick Marty, der ehemalige SP-Fraktionschef im Bundeshaus, Franco Cavalli, oder Ex-Unia-Chef Renzo Ambrosetti, wie die «Luzerner Zeitung» (22. September) schreibt.

Ähnliche Initiativen gescheitert

Ähnliche Initiativen sind in den letzten Jahren bereits gescheitert. In St. Gallen verzichteten die Jungfreisinnigen im November 2017 auf die Lancierung einer Trennungsinitiative, nachdem sie eine solche zuvor angekündigt hatten. Im Wallis gab das Initiativkomitee im Mai 2015 die Unterschriftensammlung einen Monat vor dem Termin zur Einreichung auf – mit nur einem Drittel der erforderlichen 6000 Signaturen. (rp)

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