Erzbischof Wolfgang Haas ist 70 – die Spannungen sind geblieben

Vaduz, 7.8.18 (kath.ch) Wolfgang Haas, der frühere Bischof von Chur und heutige Erzbischof von Vaduz, ist am Dienstag 70 Jahre alt geworden. Der Unmut, der sich über Jahre in Chur gegen ihn richtete, hält auch im «Ländle» an.

Wolfgang Haas trat 1990 das Amt als Bischof von Chur an. Auf Bitten des damaligen Churer Bischofs Johannes Vonderach wurde er im März 1988 vom Papst zum Koadjutor mit Nachfolgerecht ernannt. Damit wurde das Recht des Churer Domkapitels auf freie Bischofswahl umgangen; allerdings sieht das Kirchenrecht diese Möglichkeit vor. Die Bischofsweihe jedoch war von massiven Protesten begleitet.

Weihbischöfe als Vermittler

Durch seinen konservativen Kurs und umstrittene Personalentscheidungen stiess er im Bistum auf erbitterten Widerspruch. Immer wieder wurde sein Rücktritt gefordert. Der Vatikan versuchte 1993 die Wogen zu glätten, indem er ihm mit Paul Vollmar und Peter Henrici zwei Weihbischöfe zur Seite stellte. Diese sollten im Bistum «zur Wiederherstellung der vollen kirchlichen Gemeinschaft in der Schweiz beitragen», wie es im Ernennungsschreiben von Papst Johannes Paul II. hiess.

Die beiden Weihbischöfe suchten sodann den Kontakt zu den Pfarreien und den staatskirchenrechtlichen Behörden, der teils vollkommen abgebrochen war. Die Differenzen konnten trotz der intensiven Vermittlungsarbeit von Henrici und Vollmar aber nicht beigelegt werden.

Boykotte auch in Vaduz

So versetzte Papst Johannes Paul II. (1978-2005) Haas 1997 in das eigens dafür geschaffene Erzbistum Vaduz. Liechtenstein war bis dahin Teil des Bistums Chur. Die Nachricht sorgte nun bei vielen Liechtensteinern für Empörung. Sie drohten mit einer Kirchenbesetzung und einer Störung der Amtseinsetzung. Die Regierung, fast der gesamte Landtag und der Kirchenchor boykottierten die Feier. Fürst Hans Adam II. stellte sich hinter Haas und das neue Erzbistum. In Chur wurde mit Amedée Grab ein neuer Bischof eingesetzt, der wieder etwas Ruhe ins Bistum brachte.

Das «Liechtensteiner Vaterland» nimmt den Geburtstag des Erzbischofs zum Anlass, die im «Ländle» ungelöste Frage des Verhältnisses von Staat und Kirche zu thematisieren. Im Fürstentum sind Staat und Kirche sowohl auf Landes- wie auf Gemeindeebene nicht klar getrennt, was immer wieder zu Konflikten führe. Selbst der Fürst dränge auf eine Lösung, heisst es in der Zeitung.

Auf Rücktritt in fünf Jahren warten

Das Erzbistum umgekehrt zeige sich an einer Entflechtung «nicht sonderlich interessiert. So habe sich im Fürstentum in dieser Frage Resignation breit gemacht. Die Regierung von Liechtenstein scheint sich laut «Vaterland» darauf einzurichten, diese Fragen erst mit einem neuen Bischof zu bereinigen. Der Erzbischof von Vaduz wird mit 75 Jahren dem Papst seinen Rücktritt anbieten müssen.

Wolfgang Haas wurde am 7. August 1948 in Vaduz geboren. Er studierte Philosophie und Theologie in Liechtenstein, Freiburg und Rom.
1974 wurde er in Chur zum Priester geweiht. Er war Kanzler des Bistums Chur und Offizial des Diözesangerichts, für kurze Zeit war Haas ausserdem Assistent in Dogmatik an der Universität Freiburg. (kna/ms)


Henrici und Vollmar wurden vor 25 Jahren Weihbischöfe im Bistum Chur

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