Internationale Missbrauchsopfergruppe sucht in Genf Aufmerksamkeit

Genf, 21.6.18 (kath.ch) Mit einer bescheidenen Gruppe ist die neue internationale Opferorganisation «Ending Clergy Abuse» (ECA) in Genf präsent. Sie geht in der Menge völlig unter, arbeitet diskret und führt keine provokativen Spruchbänder mit. «Wir haben einen langen Weg vor uns», sagte Matthias Katsch in Genf gegenüber kath.ch.

Georges Scherrer

Zu zweit sind die Vertreter von ECA in Genf dort unterwegs, wo der Papst erwartet wird, und verteilen Flugblätter. Der Organisation gehören heute Mitglieder aus 15 Ländern und vier Kontinenten an.

Matthias Katsch ist aus Berlin angereist. Er ist selber Opfer sexueller Gewalt eines Geistlichen. «Wir wollen den Papst auffordern, endlich zu handeln.» Die «netten Worte», die er bisher im Zusammenhang mit den Missbrauchsskandalen geäussert habe, genügten nicht, so Katsch.

Konkrete Forderungen

Konkret verlangt ECA «Null-Toleranz» bei Missbrauchsfällen. Missbrauchsfälle dürften in der Kirche nicht mehr verjähren. Die Kirche müsse offen und transparent über die Fälle informieren und auch den Opfern den Zugang zu den kirchlichen Dokumenten zu Missbrauch ermöglichen. Zudem müsse eine internationale Untersuchungs- und Rechtskommission eingerichtet werden.

«Für uns ist Papst Franziskus ein Mann, der bereit ist zuzuhören. Das ist schon ein grosser Fortschritt gegenüber früher.» Die Organisation erwarte jetzt aber, «dass er anfängt zu handeln. Und er ist in der Position, um handeln zu können.» Matthias Katsch bremst aber sehr schnell zu grosse Erwartungen: «Auch Franziskus tut sich sehr schwer, wenn es darum geht, die gewohnten Pfade zu verlassen.»

«Wir müssen die Masse der Katholiken mobilisieren.»

Katsch geht nicht davon aus, dass sich die Organisation in Genf Gehör verschaffen kann. «Wir müssen einen langen Atem haben. Wir müssen die Medien mobilisieren. Wir müssen die Masse der Katholiken mobilisieren.» Was die beiden ECA-Vertreter interessiert, sind auch die Leute der internationalen Presse. Wenn sie schon nicht die Massen mit ihrer Botschaft erreichen, dann finden sie doch das Interesse verschiedener Journalisten.

Von der Polizei weggewiesen

Es sei sehr schwierig, den Gläubigen, die zum Gottesdienst anreisen, ihr Anliegen vorzubringen. «Die Leute blicken uns konsterniert an, wenn sie merken, warum wir hier sind.» So sprachen sie ebenfalls Leute vor dem Eingang zum Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) an, wo der Papst erwartet wurde. «Das durften wir eine Zeitlang tun, bis die Polizei uns gebeten hat, uns zu entfernen. Das ist ok. Aber wir geben nicht auf.»


Opfer von sexuellem Missbrauch planen zum Papstbesuch Aktionen in Genf

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