«Schweigen schafft beides – Distanz und Nähe»

Heimbach, 9.2.18a (kath.ch) Manche Menschen entschliessen sich in der Fastenzeit, auf etwas vermeintlich Unverzichtbares zu verzichten. Der Trappisten-Orden übt ständigen Verzicht auf etwas, das im Medien- und Kommunikationszeitalter allgegenwärtig ist: reden. Im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) macht Dom Josef Vollberg, Prior von Mariawald, dem einzigen Trappisten-Kloster Deutschlands, Mut, die Stille auszuhalten – und sie zu nutzen.

Alexander Brüggemann

Dom Josef, warum schweigen die Trappisten?

Josef: Das Schweigen gehört zur Regel des heiligen Benedikt. Es ist der Versuch, frei zu sein, mit Gott zu sprechen, und freier zu
sein, auf seine Stimme zu hören.

Passiert es mitunter, dass Sie oder einer Ihrer Brüder unter dem Schweigen leidet oder es als Leere empfindet?

Josef: Natürlich gibt es wie bei wohl jedem Christen Zeiten der «Trockenheit», Zeiten des Empfindens der eigenen Unfähigkeit. Und
dann bleibt nichts anderes, als Gott diese Leere anzubieten und das Leiden an dieser Situation Gott zu übergeben.

«Menschliche Shwächen gibt es auch im Kloster»

Gibt es bei Ihnen auch so etwas wie «eisiges Schweigen»?

Josef: Eigentlich sollte es das nicht geben. Aber menschliche Schwächen gibt es natürlich auch im Kloster.

Schafft Schweigen Distanz – oder verbindet es?

Josef: Schweigen schafft beides, Distanz und Nähe. Es ist gut, wenn man in bestimmten Stunden schweigt, weil man Gott zugewandt sein
möchte. Das entfernt in gewisser Weise von anderen. Wenn aber mehrere zusammen mit derselben Intention schweigen, schafft es auch eine besondere Nähe.

Wann ist denn die Zeit zu schweigen?

Josef: Das Schweigen soll immer gepflegt werden, was nicht ausschliesst, dass auch Sinnvolles gesprochen wird. Das «grosse
Schweigen» – wenn also nichts gesprochen werden sollte – beginnt nach der Komplet, gegen 19.30 Uhr, und endet nach der Heiligen Messe am Morgen, also gegen 8.50 Uhr. Da hat der Tag der Mönche schon mehr als sechs Stunden begonnen.

Soziale Medien können Gutes stiften, aber auch zerstören.

Platzt es nicht schon mal aus Ihnen heraus – aus Ärger, Eifer oder Freude?

Dom Josef: Das kann alles passieren – beim einen mehr, beim anderen weniger, je nach Mentalität. Das Ideal des Masses bleibt natürlich
gültig – auch in den Emotionen.

Sie und Ihr Kloster fühlen sich in besonderer Weise der Tradition verpflichtet. Wie stehen Sie zu den rasanten Entwicklungen
der globalisierten Kommunikation – vor allem den sogenannten Sozialen Medien?

Josef: Da können wir wenig Erfahrung beisteuern. In der Regel sind wir in diesen Medien nicht unterwegs. Wir glauben, dass sie
Gutes stiften können, aber auch stören und zerstören können. Unmittelbare Kommunikation von Mensch zu Mensch ist die eigentlich
menschliche Weise. Ohne Unmittelbarkeit verkümmern die Menschen und das Menschliche.

Ihr Abt lebt im niederländischen Tilburg. Wie geht da die Kommunikation vonstatten?

Josef: Im direkten Gespräch, per Telefon und E-Mail. (kna)

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