Jugendliche trotzen der Kälte und lernen Bruder Klaus besser kennen

Flüeli-Ranft OW, 17.12.17 (kath.ch) Über 1300 Jugendliche versammelten sich in der Ranftschlucht zum 40. Ranft-Treffen. Es ist, wie die Veranstalter von Jungwacht Blauring Schweiz hervorheben, seit 40 Jahren das grösste kirchliche Jugendtreffen in der Schweiz. Das Treffen in diesem Jahr, in dem sich auch der 600. Geburtstag des Schweizer Nationalheiligen Niklaus von Flüe jährt, war geprägt von persönlichen Rückschauen. Und, einmal mehr, von vielen stimmungsvollen Momenten.

Vera Rüttimann

Kurz vor 20 Uhr verlassen die Jugendlichen an den Bahnhöfen in Sachseln und Sarnen in dicken Outdoor-Jacken und mit Stirnlampen ausgerüstet ihre Züge. Erwartungsvoll machen sich viele von ihnen erstmals auf zu einer stimmungsvollen Sternwanderung nach Flüeli-Ranft.


Im Schulhaus von Sachseln bereitet das Organisationsteam, bestehend aus der Fachgruppe Ranfttreffen von Jungwacht Blauring Schweiz und ehrenamtlichen Helfern, den Besuchern aus allen Landesteilen einen herzlichen Empfang. Noch immer ist diese Nacht ein grosses Abenteuer, auch wenn viele von ihnen schon lange in der «Ranft-Szene» dabei sind.

Nebel und Ghettoblaster

Um 21 Uhr machen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ihren Gruppenleitern in den orangen Leuchtwesten auf den Weg zur ersten Station. Ziel ist das Dorf Flüeli, genau das Schulhaus Rütimattli. Der «creativ line» entlang geht es vorbei an Kapellen, Kreuzen und Höfen, an denen sich das Vieh meldet. Nur der Mond zeigt sich heute nicht.

«Die Jugendlichen haben kaum mehr ein Ventil heute.»

Auch dieses Jahr sind die Ghettoblaster dabei. Eine Katechetin aus Sachseln gibt sich tolerant. «Die Jugendlichen haben kaum mehr ein Ventil heute. Ihr Alltag ist reglementiert und überall geht es um Leistung», sagt sie. Sie gönne ihnen dieses Stück Freiheit.

Die 50-jährige ist erstmals an einem Ranft-Treffen dabei. Sie freut sich bereits auf das Lichtermeer im Ranft. Ihr Mann fügt hinzu: «Es ist doch gut, wenn die Eltern ihre Kinder hierher schicken. Sie hören zwar laut Musik, sind dafür aber mit anderen in der Natur unterwegs.»

Erste Begegnung mit Bruder Klaus

Gegen 21.30 Uhr erreichen die Gruppen das Schulhaus Rütimattli. Die Jugendlichen können dort Mailänderli backen, sich den digitalen Adventskalender smas.ch ansehen oder sich mit Brettspielen vergnügen.

Wichtigster Punkt für die Jubla-Leiter- und -Leiterinnen jedoch ist die Gruppenarbeit. Zum 40.-Jahr-Jubiläum des Ranftreffens, das unter dem Motto «jublaliert» steht, schauen die Älteren gemeinsam mit den Jugendlichen zurück und geben Raum für persönliche Fragen. Zum Beispiel: Was bedeutet mir der Ranft? Was gibt mir dieses Treffen? Oder: Wo ist mein ganz persönlicher Bezug zu diesem Treffen? – Viele Jugendlichen hören hier erstmals vom Heiligen Niklaus von Flüe, von Bruder Klaus. Und sie werden neugierig.

Multimedia meets Fackeln

Nach den Ateliers geht es um halb zwölf Uhr weiter Richtung Flüeli Ranft. Die Gruppen aus Sachseln und Sarnen treffen nach und nach im Dorf ein, in dem Bruder Klaus sein Wohnhaus hatte. Die Muskeln sind durch die feuchte Nässe kalt geworden.

So verströmen die vielen hell erleuchten Holzhäuser im Dorf, die Fackeln im Schnee und die rot glimmenden Feuerschalen äussere und innere Wohligkeit. Vielerorts leuchten bunte Lichter Plätze aus. Multimedia und Fackel-Romantik gehen beim diesjährigen Treffen eine wunderbare Symbiose ein.

Das Wohnhaus von Bruder Klaus ist ein Besuchermagnet.

Die Jugendlichen können hier attraktive Ateliers besuchen: In der Turnhalle wird geklettert und Ball gespielt. In einem Chalet, an dessen Wand ein Song des Sängers Tim Benzko gebeamt wird, gibt es Informationen über kirchliche Berufe. Ein Haus weiter trifft sich der «Ehemaligenverein» der Jubla zum Erzählcafé.

Im Wohnhaus von Bruder Klaus, das eigens zum 40. Ranfttreffen seine Türen öffnet, sitzen Jugendliche auf uralten Bänken und schauen sich einen Film über den Schweizer Nationalheiligen an. Der Ort ist ein Besuchermagnet.

Bruder-Klaus-Jubiläum machte neugierig

Jugendliche folgen auch der «Tonspur Niklaus von Flüe», wo sie im ganzen Dorf Geschichten über den Eremiten  hören können. «Bruder Klaus hat mich durch die Feierlichkeiten zu seinem 600. Geburtstag erst recht neugierig gemacht», sagt Ursina aus Winterthur.

Am oberen Rand der Ranftschlucht werden um 2.30 Uhr die Fackeln angezündet. Schaut man in die Ferne, wird es am Ende des Tals immer dunkler. Schneefall kündigt sich an. Doch die Jugendlichen erleuchten mit ihren Fackeln die Dunkelheit. Wie tanzende Punkte wirken sie auf dem Weg in den Ranft.

Den persönlichen Ranft gefunden

In der Ranftschlucht sitzen die Jugendlichen nun im dichten Flockengestöber auf ihren Iso-Matten. Körperlich müssen jetzt die letzten Reserven aktiviert werden, um im Schneegestöber unten an der Ranft-Kapelle auszuharren.

Viele Erinnerungen kommen wieder hoch.

Doch die, die bleiben, tun es aus Überzeugung – und aus Treue zum grössten kirchlichen Jugendreffen der Schweiz. Hier finden viele ihren persönlichen Ranft und ihren ganz privaten Bezug zum Eremiten Bruder Klaus. Sie brauchen dazu zu weder Filme, Ausstellungen noch nationale Gedenktage.

Auf einem grossen Bildschirm werden ganz persönliche Bilder gezeigt, die Jugendliche zuvor den Veranstaltern zugeschickt hatten. Viele Erinnerungen kommen wieder hoch.

Ein besonderer Jahrgang

Die Jugendlichen lauschen um 4 Uhr morgens zum Abschluss den Worten von Ruedi Heim, Bischofsvikar des Bistums Basel. Auch vor ihm breitet sich dieser grosse Lichterteppich aus, der jedes Ranftreffen so stimmungsvoll macht. Und doch ist für viele das 40. Ranft-Treffen ein besonderer Jahrgang.

Dossier zum Bruder-Klaus-Jubiläum von kath.ch mit siebenteiliger Videoserie.

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.kath.ch/newsd/jugendliche-trotzen-der-kaelte-und-lernen-bruder-klaus-besser-kennen/