Gottfried Locher der Belästigung beschuldigt

Zürich, 28.10.17 (kath.ch) Von der «#metoo»-Welle erfasst wurde auch der Präsident des Rats des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK), Gottfried Locher. Unter dem Hashtag #metoo schreiben Frauen auf Twitter über sexuellen Missbrauch oder Belästigungen. Eine Pfarrerin wirft Locher eine Belästigung vor.

Auf der Plattform «ref.ch» erschien kürzlich ein Beitrag zur weltweit geführten Kontroverse. Darin schildert Carla Maurer, Pfarrerin an der Swiss Church in London, ein für sie höchst irritierendes Erlebnis mit einem «hohen Schweizer reformierten Kirchenvertreter». Dieser habe ihr bei einem kollegialen Gespräch in einem Café erklärt, «dass Männer nun mal eine aktiv-aggressive Sexualität in sich tragen würden und Frauen eine passive. Deshalb müssten Männer manchmal über Frauen herfallen, um sich sexuell ausleben zu können.»

Auf Nachfrage der «Schweiz am Wochenende» bestätigte Gottfried Locher, dass vor zwei Jahren ein Treffen stattgefunden habe. «Ich habe mit Frau Pfarrerin Carla Maurer, einer meiner Nachfolgerinnen an der Schweizerkirche in London, vor gut zwei Jahren ein kollegiales Gespräch geführt», schreibt er in einer Stellungnahme an die Zeitung.

Verweis auf ein Buch

Bei dem Gespräch sei auch das Buch von Josef Hochstrasser «Der ‹reformierte Bischof› auf dem Prüfstand» zur Sprache gekommen. Im Buch macht Locher Aussagen zur Sexualität. «Befriedigte Männer sind friedliche Männer», zitiert die Zeitung aus dem Buch. Locher verurteile dabei auch die Dienste von Prostituierten nicht.

Maurer habe die Bemerkung nicht nur als unangebracht erachtet. Sie habe sich nach eigenen Angaben auch unwohl gefühlt, weil sie überhaupt in einen solchen Dialog verwickelt worden sei. Die Theologin bestätigte gegenüber der Zeitung die Darstellung Lochers, dass das Buch der Ausgangspunkt für dessen Aussagen zur Sexualität war. Schon diese hätten bei ihr grosses Unbehagen ausgelöst. Aber: «Das Gespräch ging auch im selben Ton über den Inhalt seines Buches hinaus.» Mehr wolle sie dazu nicht sagen.

Als erste berichteten unter dem Hashtag #metoo Schauspielerinnen aus Hollywood über zum Teil massiven sexuellen Missbrauch. Seither haben auf Twitter viele Frauen über entsprechende Erfahrungen geschrieben. (gs)

 

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