Geschwisterduo gewährt private Einblicke

Zürich, 4.10.17 (kath.ch) Unter dem Titel «Bruder Abt trifft Schwester Nationalrätin» lud der Zürcher «Tages-Anzeiger» seine Leser und Interessierte zu ihrer Dienstagsreihe ins Landesmuseum Zürich. Nationalrätin Barbara Schmid-Federer und der Abt von Einsiedeln, Urban Federer, gaben Einblick in ihr «Innenleben».

Vera Rüttimann

Für den Moderator des Anlasses, «Tages-Anzeiger»-Redaktor Hannes Nussbaumer, ist es der Knüller. Zufrieden blickt er ins Publikum – darunter viel «Züriberg»-Volk –, das im Auditorium im Landesmuseum erwartungsvoll Platz nimmt. Heute kann er ein prominentes Geschwisterpaar begrüssen: Hier der Abt des Klosters Einsiedeln, dort die Nationalrätin des Kantons Zürich in Bern. Er Benediktiner, Theologe und Priester, sie Mutter zweier Söhne und CVP-Politikerin. Urban Federer und Barbara Schmid-Federer teilen Name und Herkunft, haben aber verschiedene Lebenswege gewählt. – Mehrere Hundert Menschen wollen an diesem Abend hören, was  das Geschwisterpaar eint und trennt.

Wiedersehen mit Bekannten

Beide Federers sind in ihre Geburtsstadt Zürich angereist. Überall erblicken sie bekannte Gesichter. Auch wenn die Geschwister heute an unterschiedlichen Orten leben und wirken, kreuzen sich ihre Wege noch oft in der Limmatstadt. Vor allem im Münsterhof, der für beide eine besondere Bedeutung hat. Dort liegt das Geschäft von Barbara Schmid-Federers Ehemann.

«Auch ich gelte wohl in gewisser Weise als verschleiert.»

Der Platz habe, wie Urban Federer erzählt, auch für das Kloster Einsiedeln eine historische Bedeutung: Am Ort des heutigen Zunfthauses zur Meisen stand bis die frühe Neuzeit der Einsiedlerhof. In Zürich, erfahren die «Tagi»-Leser weiter, erlebt der Ordensmann zuweilen auch Kurioses: «Wegen der Debatte um das Burka-Verbot werde ich am Flughafen Kloten neuerdings genau durchleuchtet. Auch ich gelte wohl in gewisser Weise als verschleiert», sagt Urban Federer.

Das «C» bei Abt und Politikerin

Europas Christdemokraten haben bei den jüngsten Wahlen Federn lassen müssen. Das Publikum interessiert sich deshalb für die Frage, was hat es mit dem grossen «C» im Leben der beiden auf sich hat. Urban Federer erzählt: «Ich kam mit 16 nach Einsiedeln und hatte keine Ahnung von einem Kloster. Ich liess mich fesseln von dieser Welt und durch die Begegnungen mit den Mönchen bin ich in diese Lebensform hineingekommen, bevor ich mich mit einem ‹C› überhaupt auseinandergesetzt habe.»

«Ich muss mich für andere engagieren.»

Barbara Schmid-Federer, erfährt das Publikum, führte ein Schlüsselerlebnis in die Politik: Nach der Matura reiste sie nach Äthiopien. Dort begegnete sie einem Kind, das nichts mehr hatte ausser einem Laib Brot. Als sie sah, dass es auch seinen letzten Besitz mit Freude an andere verschenkte, traf sie dies in ihrem Innersten. Danach wusste sie: «Ich muss mich für andere engagieren.»

In der CVP habe sie dann einen Boden gefunden, auf dem sie sich engagieren kann. Eines jedoch unterscheide sie, wie Urban Federer betont: «Meine Schwester ging in die Politik, aus der sie eines Tages wieder ausscheiden wird. Ich bin Mönch bis an mein Lebensende.»

Rückzug im Kloster des Bruders

Das Beispiel des Geschwisterpaares zeigt: Beide möchten ihre Rollen niemals tauschen. Nur um eines beneidet Barbara Schmid-Federer ihren Bruder: Der Lebensrhythmus als Mönch, der immer wieder Möglichkeiten zum Rückzug bietet, um aus ihrem stressvollen Alltag auszusteigen. Deshalb, sagt sie dem Publikum, ziehe sie sich mit ihrer Familie einmal pro Jahr in das Kloster Einsiedeln zurück, wo sie mit ihrem Bruder ein Stück seines Alltages mitleben kann.

Besonders beeindruckt sie im Kloster Einsiedeln der innere Kitt, der die Mönchsgemeinschaft zusammenhält. Barbara Schmid Federer betont: «Da kann sich manch eine Familie eine Scheibe davon abschneiden.»

Das Kloster Einsiedeln schafft den Sprung ins Landesmuseum

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