Schweizergardistinnen gibt es nur am Mini-Fest in Luzern

Luzern, 11.9.17 (kath. ch) Das riesige Areal des Luzerner Ausstellungsgelände Allmend war am Sonntag fest in der Hand von 8000 Ministranten und Ministrantinnen aus der ganzen Deutschschweiz. Langweilig wurde es ihnen nicht. Dafür haben die Organisatoren gesorgt.

Georges Scherrer

In den vier Hallen herrscht viel Lärm. Trampolins, mehrere Riesenrutschbahnen und Kletterwände, Geschicklichkeitsspiele von Fastenopfer und Missio, Rodeo-Reiten – das Angebot ist immens, welches die «Deutschschweizerische Arbeitsgruppe für MinistrantInnenpastoral» (DAMP) als Organisatorin für die Minis bereitgestellt. Diese stürzen sich mit viel Begeisterung in den Trubel.

Fürbitten von Kindern für Kinder in Syrien

Doch nicht überall fahren die Kinder mit Riesengeschrei eine Rutschbahn runter. Etwas ruhiger geht es beim Stand von Schwester Blandine zu. Bei ihr können die Minis Fürbitten schreiben, die dann im Kapuziner-Kloster Wesemlin in Luzern in den Gottesdiensten vorgetragen werden. Die Kinder schreiben Fürbitten für Kinder in Syrien, damit sie besser leben können, für Politiker und Fussballspieler, damit sie nicht mehr so viel verdienen und mehr den armen Kindern helfen, sagt Schwester Blandine von den Rita-Schwestern aus Luzern und wendet sich wieder einem Knaben zu, der ihr seinen ausgefüllten Zettel entgegenhält.

«Ehrenwache stehen»

Auch die Schweizer Garde ist präsent. Ihr Stand ist der Schreck aller quirligen Kinder, könnte man meinen. Der Präsident der Ehemaligen Schweizergardisten, Sektion Zentralschweiz, Benjamin Winter, erklärt den Auftritt:  »Es geht darum, dass die Minis einen Einblick in die Arbeit des Gardisten-Alltags erhalten. Also was es heisst, die Schweiz und den Papst mit der Hellebarde zu repräsentieren.»

Alle haben mich angestarrt und ich durfte nicht lachen.

Aber auch an diesem Stand stehen die Kinder Schlange und wollen «Ehrenwache stehen», das ganze zehn Minuten lang. Das Gesicht muss dabei ernst bleiben. «Das Wache-Stehen war streng. Ich musste immer alles auf die Füsse lagern und durfte mich nicht bewegen», erklärt einer der Buben, nachdem er sich wieder bewegen darf. Sein Kollege sieht es genau gleich und ergänzt: «Alle haben mich angestarrt und mir in die Augen geschaut und ich durfte nicht lachen», meint der Knabe, der nun nicht mehr mit ernster Miene in die Welt blickt.

Ein Mädchen wollte «testen, wie lange es geht». Die zehn Minuten genügten ihr. Aber ein anderes Mädchen, das seine Aufgabe ernst und diszipliniert wahrnahm, gibt zu Protokoll. «Es war nicht zu anstrengend. Ich hätte länger stehen können.»

Dank für den geleisteten Einsatz

Viele Begleiter der Kinder und Jugendlichen sehen das Fest als einen «Dank an die Jugend», welche sich im Ministrantendienst für die Kirche einsetzen. Eine Begleiterin meint: «Wenn ich hier Katechese machen würde, würden mir die Kinder davonlaufen.»

Wenn ich hier Katechese machen würde, würden mir Kinder davonlaufen.

Aus dem Wallis ist der Jugendseelssorger für das Oberwallis, Diakon Damian Pfammatter, mit 178 Personen nach Luzern gereist. Er hat das letzte Mini-Fest, das vor drei Jahren in St. Gallen stattfand und das er mit seiner Tochter besuchte, bestens in Erinnerung. Als Jugendseelsorger hat er darum in seinen Pfarreien für das Fest in Luzern geweibelt. Mit einem Schmunzeln und einem Blick auf das wilde Geschehen um ihn herum, meint der Walliser: «Hier können Kinder und Jugendliche die Kirche einmal von einer anderen Seite kennen lernen. Hier erleben sie Gemeinschaft, das Zusammensein mit Kindern aus anderen Schweizer Kantonen und sind einen Tag ganz glücklich. Das ist wirklich schön.»

Besinnung im Trubel

Die besinnlichen Elemente kommen bei diesem Treffen nicht zu kurz. Davon ist Pfammatter überzeugt. Er verweist auf die kurze Besinnung zu Beginn des Treffens, die Jugendbischof Marian Eleganti gemeinsam mit Jugendlichen gestaltete, und auf die Eucharistiefeier am Nachmittag. «Spass, Spiel, Fun und neue Bekanntschaften stärken den Zusammenhalt», sagt der Jugendseelsorger, bevor er mit Minis aus Visp in der Menge verschwindet.

Wichtig ist natürlich auch die WLAN-Verbindung, um Eltern, Kollegen und Kolleginnen über das Fest direkt zu informieren. An verschiedenen Orten ist ein Fotoshooting möglich zum Beispiel beim Stand «Du bist die Bibel» oder bei Radio Maria. Zuckerwatte, Teigwaren und Frites mit den entsprechenden Beilagen stehen auf dem Menüplan. Gegessen wird am Tisch oder halt eben auf dem Boden.

Auch vor der Kirche ein Gedränge

Die Stimmung ist ausgelassen. Dies ist im Grunde kein gutes Vorzeichen für den Gottesdienst am Nachmittag: Wer will sich schon dorthin begeben, wenn die Stimmung auf dem Messegelände toll ist? Mit Sorge blickten die Organisatoren auf die Eucharistie von Nachmittag.

Der Besuch der Eucharistie-Feier am Nachmittag ist zudem freiwillig. Die Minis haben vermutlich alles andere im Kopf als einen Gottesdienst. Für diesen wurde kleinerer Raum des Ausstellungsareal Allmend in eine Kirche verwandelt. Zehn Minuten vor Beginn sind noch sehr viele Stühle frei. Doch dann geht es los.

Vor dem Ausstellungsraum halten sich Jugendbischof Eleganti und mehrere Priester für den Einzug in die Kirche bereit. Zuerst müssen sie aber dafür sorgen, dass sie all die Ministrantengruppen in die Kirche hineinbringen. Der Bischof erklärt kurzerhand, sie sollen sich um den Altar auf den Boden setzen. Zu Beginn der Feier ist die Kirche zum Bersten voll.

WLAN zu Gott

In seiner Predigt macht der Jugendbischof Jesus, die persönlichen Freunde und die positiven Gefühle zum Thema. Wer die Mitschüler «und nicht nur die besten Kollegen» anständig behandle, der habe Gott im Herzen und «ist online mit ihm». Diese Bemerkung quittiert die junge Smartphone-Hörerschar mit einem breiten Lächeln.

Ich sehe, dass alle gut gelaunt aus dem Gottesdienst kommen.

Der Bischof fordert von den Jugendlichen Charakterbildung. Sie sollen an sich selber arbeiten und für eine positive Stimmung sorgen. Dann entstehe in der Schulklasse eine «ganz andere Atmosphäre.» Der Weihbischof legt seinen jugendlichen Zuhörern zum Abschied noch den regelmässigen Besuch des Gottesdienstes und die heilige Kommunion nahe, damit sie gute Christen werden.

Wunderbares Treffen

Unter die Menschenmenge in den Hallen hat sich auch der Basler Bischof Felix Gmür gemischt. Am Anlass nimmt er keine offizielle Aufgabe war. Auf die Frage, wie er das Treffen erlebe, folgt die Antwort: «Es ist schön, dass sich so viele Jugendliche am Treffen teilnehmen. Es ist eine total lebendige Atmosphäre.» Und vor allem: «Ich sehe, dass alle gut gelaunt aus dem Gottesdienst kommen.»

Einen Stand aufgezogen hat das Liturgische Institut aus Freiburg. Institutsleiter Peter Spichtig meint zu seiner Präsenz: «Die Minis erfüllen eine wichtige Funktion im Gottesdienst.» Der Stand richte sich aber doch eher an die erwachsenen Begleiter. Diese können sich darüber informieren, was sich heute im Bereich Gottesdienst tut, etwa beim Wortgottesdienst.

Mini-Lied, Ballon-Feuerwerk und «Hut ab!»

Abgeschlossen wird das Fest mit einem Grossaufmarsch der 8’000 Minis auf dem offenen Gelände des Messezentrums Allmend. Gesungen wird das «Mini-Lied» und dann gibt das «Ballon-Feuerwerk» den Startschuss für die Heimreise.

Das Schlusswort zum Minitreffen gehört aber Pius Eberhard aus Bernhardzell SG. Er begleitet als Freiwilliger eine Gruppe von rund zwanzig Minis. Die Gruppe reiste bereits am Samstag mit dem Zug und dann per Schiff nach Luzern. Übernachtet wurde in der Jugendherberge. Er meint zum Treffen: «Es ist eine gewaltige Sache, welche die Damp für die Minis auf die Beine gestellt hat. Hut ab!»

Die DAMP denkt bereits an das nächste Minifest, das 8. Minifest. Dieses findet voraussichtlich 2020 statt. Mit der Planung wird noch dieses Jahr begonnen, erklärte gegenüber kath.ch Pfarrer Andy Givel, der innerhalb des Organisationskomitees für die Kommunikation zuständig ist. Der Durchführungsort ist noch nicht bekannt.

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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