«Betet freie Schweizer» – aber wofür?

Zürich, 1.8.17 (kath.ch) Am Nationalfeiertag werden Tausende an Bundesfeiern die Nationalhymne singen. Und dabei rufen sie sich und ihre Mitbürgerinnen und -bürger auch dazu auf zu beten. kath.ch hat sich umgehört und die Frage gestellt: Wofür wird denn heute gebetet?

Gott wird im Schweizerpsalm in starken, sich an der Bergwelt orientierenden Naturbildern gepriesen. Und der Mensch wird in jeder Strophe daran erinnert, dass er auf «Gott im hehren Vaterland» zählen darf.

Gott vertrauen – und ihn ansprechen

Doch zuvor kommt der Aufruf, dass sich der Mensch an diesen Gott wenden soll:  »Wenn der Alpenfirn sich rötet, betet, freie Schweizer, betet!», heisst es in der ersten Strophe der Schweizer Landeshymne.

Wie und um was lässt sich an diesem Tag beten? Auf Anfrage von kath.ch antworten vier  Persönlichkeiten aus Religion und Politik:

Wir halten ein stilles Gebet für die Anliegen der Heimat.

Irene Gassmann, Priorin des Klosters Fahr: «Bei uns im Kloster Fahr machen wir in der Eucharistiefeier und Vesper je eine Fürbitte für unser Land. Am Abend des 1. August gestalten wir eine erweiterte Komplet und beten das Gebet für die Heimat aus dem Kirchengesangbuch und singen anschliessend den Schweizerpsalm. Danach läuten bei uns alle Glocken für 15 Minuten, während dieser Zeit halten die Schwestern persönlich stilles Gebet für die Anliegen der Heimat.»

Gebet für die Heimat: «Gott, du willst, dass die Menschen ein Zuhause haben und in Frieden leben. Wir bitten dich für unsre Heimat und für alle Menschen, die in ihr wohnen: Gib den Männern und Frauen, die Führungsaufgaben haben, Weisheit und Tatkraft. Lass alle, die in unserem Land leben, ihre Verantwortung im Umgang mit deiner Schöpfung wahrnehmen. Gib, dass in den Gemeinschaften, den Familien und Gemeinden Eintracht und Gerechtigkeit herrschen. Ermutige uns, dass wir uns für den Frieden in der Welt und für den Fortschritt aller Völker einsetzen. Das gewähre und durch Jesus, deinen Sohn, unseren Bruder und Herrn. Amen.»

Das Kloster Fahr bezeichnet sich selber als Ort der Begegnung. Die Schwestern der Gemeinschaft leben nach den Regeln des Heiligen Benedikt.

In Schlichtheit bestechendes Gebet von Niklaus von Flüe.

Claudio Zanetti, SVP-Nationalrat aus dem Kanton Zürich: «Als Gebet für die Schweiz bietet sich natürlich das in seiner Schlichtheit bestechende Gebet von Niklaus von Flüe, dessen Statue sich auch im Bundeshaus findet, an.»

«Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir. Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu Dir. Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir.»

Als Politiker habe für ihn aber auch das Franz von Assisi zugeschriebene Friedengebet eine grosse Bedeutung: «Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens» 

Zanetti hat vor kurzer Zeit auch in kirchlichen für Aufsehen gesorgt, als er bekanntgab, einen Vorstoss einzureichen, um die zivile von der religiösen Eheschliessung zu trennen.

Ich bete selten für eine bestimmte Sache.

Lukas Niederberger, Geschäftsleiter der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft SGG: «Mein Beten beschränkt sich natürlich nicht auf den Bundesfeiertag. Ich bete regelmässig. Aber ich bete selten für eine bestimmte Sache, weil sonst Gott das Mittel und nicht mehr das Ziel des Gebets wäre. Mein Gebet besteht vorwiegend aus einem einzigen Wort: Danke. Oft danke ich Gott dafür, in einem so schönen Teil dieses Planeten leben zu dürfen.»

«Danke.»

Die SGG setzt sich für einen neuen Text für die Nationalhymne ein.

Viele Menschen (und Muslime) beten für die Schweiz.

Abduselam Halilovic, Medienverantwortlichen der Vereinigung der Islamischer Organisationen in Zürich (VIOZ): «Meiner Kenntnis nach wird keine besonderen muslimischen Veranstaltungen zum 1. August oder ein gemeinsames Gebet geben. Jedoch denke ich, dass sehr viele Menschen (und Muslime) für die Schweiz persönlich beten und auch am 1. August beten werden. Ich leite Ihnen gerne das folgende Gebet weiter, welches ich sehr schön gefunden habe.»

«O Gott, errette uns vor allen Worten die Schmerzen zufügen und verleihe uns Herzen die berühren. O Allbarmherziger, gib uns die Weisheit, um von der Rechtleitung zu lernen, mit der du alle Propheten gesegnet hast. Wir bitten dich, tröste diejenigen, die in Trauer sind und erleichtere ihren Zustand. Unser Herr, verleihe uns Mitgefühl und Verständnis, so dass wir in Frieden und Gerechtigkeit leben mögen. Hilf uns, die Unterdrücker aufzuhalten, egal ob sie aus unserer Nation, Rasse oder Stamm sind, oder nicht. Gib uns die Kraft, für das Gute aller Menschen zu sorgen. Lass unsere Kinder von unseren Fehlern lernen und für eine sicherere, friedlichere und gerechtere Welt arbeiten. Leite unsere Anführer zu weisen und gerechten Entscheidungen. Bewahre uns vor Hass und Intoleranz. Mache uns zu jenen, die sich für das Gerechte, Gute und Schöne einsetzen. Bei Deiner unermesslichen Barmherzigkeit bitten wir dich. Amin!»

(ft/ms)

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.kath.ch/newsd/betet-freie-schweizer-aber-wofuer/