Suche nach Missbrauchsopfern wird auf Afrika und Südamerika ausgedehnt

Fey VD, 30.6.17 (kath.ch) Mehr Klarheit bezüglich des sexuellen Missbrauchs durch Priester will die Westschweizer Vereinigung «Groupe Sapec». Sie weitet ihre Suche auf Länder Afrikas und Südamerikas aus, erklärte Sapec-Präsident Jacques Nuoffer gegenüber kath.ch.

Sapec war massgeblich an der Schaffung der Kommission «Cecar» (Commission d’écoute, de conciliation, d’arbitrage et de réparation / Kommission für Anhörung, Schlichtung, Urteil, Wiedergutmachung) beteiligt, die vor einem Jahr in der Westschweiz ihre Arbeit aufnahm. Dieser Kommission gehören Vertreter der Kirche, der Zivilgesellschaft und der Opfer an. Bestärkt durch diese Gründung weitet Sapec nun ihre Aktivität aus.

Diese Lehre kann zu «schrecklichen Schäden» führen.

Die Vereinigung, die Missbrauchsopfer von religiösen Würdenträgern unterstützt, baut dabei auf Vorschlägen auf, die vom belgischen Priester Gabriel Ringlet, ehemaliger Vize-Rektor der katholischen Universität Löwen (Leuven) in Belgien, stammen. In einem Fünf-Punkte-Programm fordert dieser eine historische, wissenschaftliche und unabhängige Aufarbeitung der Fakten. Die Wiedergutmachungsgelder müssten nicht nur den Opfern, sondern auch dieser Aufarbeitung zugutekommen.

Schweigendes Umfeld soll einbezogen werden

Jene Gemeinschaften, die Täter versteckten oder deckten, müssten in die Wiedergutmachung einbezogen werden und auf diese Weise akzeptieren, «dass die Verantwortung nicht individuell ist». Die Kirche müsse zudem ihre Lehre hinterfragen, die «zu pessimistisch, schuldzuweisend und idealistisch» sei, indem sie «unerreichbare Gipfel» predigt. Diese Lehre könne zu «schrecklichen Schäden» führen, so Ringlet.

In Ländern des Südens ist es schwierig, Strukturen für Opfer aufzubauen.

Nicht zuletzt müsse die Kirche ihr Machtgefüge hinterfragen. «Schwache Menschen, die sehr stark in dieses falsche Heilige eingebettet und erfüllt von der Macht sind, welche daraus folgt», könnten ihre Hand auf noch schwächere Menschen legen, so Ringlet.

Gestützt auf Ringlets Äusserungen und auch auf Zeugenaussagen setzt Sapec ihre Anstrengungen fort. Sie sieht sich in ihrer Arbeit auch durch die Tatsache bestärkt, dass Priester, Eltern und Opfer ihre Ansicht änderten.

Bericht im November zu erwarten

Nun sucht Sapec weitere Zeugenaussagen, um ein umfassendes Bild des Geschehens veröffentlichen zu können. Aussagen von Opfern aus Senegal, Burundi und weiteren afrikanischen Ländern, lägen Sapec vor, erklärte Jacques Nuoffer gegenüber kath.ch. Er wies aber auch darauf hin, dass es in Ländern, die sich in Entwicklung befinden, sehr schwer sei, Strukturen zu schaffen, an welche sich Opfer sexuellen Missbrauchs wenden könnten. Nuoffer hat dabei vor allem auch südamerikanische Länder im Auge.

Auf der Sapec-Homepage befindet sich ein Fragebogen. Dieser kann bis zum kommenden 3. September auch anonym ausgefüllt werden. Zu ihrem siebten Geburtstag beabsichtigt Sapec die Antworten zu veröffentlichen. Das wird im November der Fall sein, erklärte Nuoffer. (gs)

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