Sollen kirchliche Medien das Evangelium verkünden?

Zürich, 8.6.17 (kath.ch) Kirchliche Medien sollen das Evangelium verkünden, hiess es am Mittwoch mehrfach an der Segnungsfeier der Büros von Cath-Info. Als Negativfolie dazu wurden die Begriffe «Fake News» und «Alternative Fakten» genannt. Was aber ist die Rolle kirchlicher Medien? Dies fragt kath.ch-Redaktorin Sylvia Stam in ihrem Kommentar.

Worin besteht die Daseinsberechtigung katholischer Medien, wenn ihre Methoden sich nicht von denjenigen säkularer Medien unterscheiden? So fragt Nuntius Thomas E. Gullickson in seiner Rede zur Einweihung des katholischen Medienzentrums Cath-Info. Und nennt als dessen Aufgabe, die Kirche und ihre Mission unter die Leute zu bringen.

Gewiss, als Journalistin eines katholischen Onlineportals ist es meine Aufgabe, über Menschen zu berichten, die im Dienst des Evangeliums stehen: Seien dies nun Bischöfe, die sich für eine intakte Natur oder gegen Abtreibung stark machen, Freiwillige, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren oder Gläubige, die für den Miteinbezug von Frauen in kirchlichen Entscheidungsgremien nach Rom pilgern.

Die Aufgabe katholischer Medienarbeit auf die Verkündigung des Evangeliums und der Mission der Kirche zu reduzieren, heisst jedoch, deren journalistischen Auftrag zu ignorieren. Denn worin besteht die Daseinsberechtigung von Journalisten, egal ob von säkularen oder kirchlichen Medien, wenn sie sich nicht von der Unternehmenskommunikation unterscheidet? Wo Journalisten sich ungefiltert für PR einsetzen lassen, wo bleibt dann das kritische Korrektiv? Denn dass auch die Kirche ein Unternehmen mit Interessen ist, wird immer dann spürbar, wenn katholische Medien etwas thematisieren, was Kirchenvertreter nicht gern hören.

Etwa dann, wenn die befreiende Botschaft des Evangeliums, das Leben in Fülle, nicht für alle gilt, sondern bestimmten Menschen verweigert wird, weil es der Kirchenlehre widerspricht – ich denke an geschiedene Wiederverheiratete, die kommunizieren wollen, an Homosexuelle, die eine Anstellung in der Kirche wünschen, an Frauen, die Priesterinnen werden möchten.

Hier kritisch nachzufragen, mit denselben objektiven Methoden wie säkulare Medien es tun, ist ebenso Aufgabe der katholischen Medien. Sie sollen und dürfen keine kirchliche Unternehmenskommunikation betreiben. Nur so wird gewährleistet, dass die Kirche als Verkünderin des Evangeliums ihre Glaubwürdigkeit behält.


Nuntius Gullickson weiht katholisches Medienzentrum der Westschweiz ein

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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