Bischof Huonder kritisiert politische Instrumentalisierung der Kirche

Chur, 23.5.17 (kath.ch) Vor knapp drei Wochen wurde bekannt, dass Papst Franziskus die Amtszeit des Churer Bischofs Vitus Huonder um zwei Jahre verlängert hat. Nun kündigt der umstrittene Bischof die pastoralen Themenschwerpunkte für die kommenden zwei Jahren an. Unter anderem will er dem «Missbrauch der Kirche für politische Anliegen» einen Riegel schieben.

Es gebe regelmässig Konflikte, wenn in Politik und Medien «die Stimme der Kirche für (partei-)politische Anliegen instrumentalisiert» werde, schreibt der Bischof in einem Brief mit Datum vom 23. Mai an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Seelsorge seiner Diözese. Huonder geht davon aus, dass «viele» Gläubige aus den staatskirchenrechtlichen Körperschaften austreten, «weil kirchliche Amtsträger die Kirche für tagespolitische Anliegen missbraucht haben». Namen solcher Amtsträger nennt Huonder in seinem Brief keine. Auf die Frage, um wie viele ausgetretene Gläubige es sich handle, gab die Diözese auf Anfrage keine Antwort.

«Legitimer Pluralismus»

Der angeblichen Instrumentalisierung hält der Bischof entgegen, dass es eine «sehr grosse» Zahl von Fragen gebe, zu denen man als Christ «getrost und mit vernünftigen Argumenten» unterschiedlicher Meinung sein kann. Solche Fragen betreffen etwa die Schaffung einer gerechten Gesellschaft, den Umgang mit Energie oder den Naturschutz. «Hier gibt es einen legitimen Pluralismus», hält Huonder fest.

Es brüskiere viele Gläubige, wenn sie von amtlichen Vertretern der Kirche «als nicht ganz katholisch, irgendwie unmoralisch oder egoistisch» hingestellt würden, «nur weil sie zu bestimmen politischen Optionen andere Ansichten haben». Der Bischof von Chur beruft sich in seiner Argumentation auf das Zweite Vatikanische Konzil, das die Freiheit der Gläubigen im «irdischen bürgerlichen Bereich» unterstreicht.

Huonder wünsche nun ein «Massnahmenpaket» zur Aufklärung in diesem Bereich, heisst es in einer Mitteilung des Medienbeauftragten des Bistums Chur, Giuseppe Gracia, vom 23. Mai. Mit der Ausarbeitung von Vorschlägen beauftragt der Bischof Generalvikar Martin Grichting.

Standards für Ehevorbereitung

Weitere pastorale Schwerpunkte sind laut dem Schreiben des Bischofs die Ehepastoral, die Frage der Bistumseinteilung und der Kampf gegen die «Gender-Ideologie».

Huonder will diözesane «Standards für die Ehevorbereitung» erarbeiten lassen. Die zahlreichen Ehekrisen, die nicht selten zu zivilen Ehescheidungen führten, sollten ein Ansporn sein, in der Pastoral auf die Vorbereitung auf den Empfang des Ehesakramentes zu setzen, schreibt Huonder.

Mit der «Biberbrugger Konferenz», dem Zusammenschluss der Kantonalkirchen des Bistums Chur, will Huonder das Thema «Bistumseinteilung» weiter diskutieren. Anfang März vergangenen Jahres lancierte das Bistum Chur eine Umfrage unter den Angestellten seiner Diözese, welche nach den Argumenten für und gegen ein allfälliges Bistum Zürich sowie für und gegen ein allfälliges Bistum Urschweiz fragte.

Einhellig mit Päpsten gegen «Gender-Ideologie»

Huonder weist in seinem Schreiben darauf hin, dass er sich seit längerem mit der «Gender-Ideologie» befasse. Nun will er, dass die Kirche im Bistum Chur dieser «verderblichen» Ideologie etwas entgegenzusetzen habe. Bischofsvikar Christoph Casetti soll deshalb das Thema in die Diözesane Pastoralkonferenz einbringen.

Huonder macht zudem darauf aufmerksam, dass er mit seiner kritischen Haltung in Übereinstimmung mit Papst Franziskus und Benedikt XVI. sei. In seinem Schreiben verweist er dazu auf Aussagen von Franziskus. (bal)

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