Teuflische Austreibungen in der SRF-Rundschau

Zürich, 29.3.17 (kath.ch) In der Fernsehsendung Rundschau vom 29. März geht es teuflisch zu und her. Ein Thema wird der Befreiungsdienst, besser bekannt unter dem Begriff «Exorzismus», in der Schweiz sein. Rund 400 Anfragen dazu erhält die katholische Kirche in der Schweiz pro Jahr. Und es werden laut SRF immer mehr.

«Ein Exorzist ist wie ein Mediziner. Er greift den Dämon an», wie ein italienischer Pfarrer und Exorzist gegenüber SRF sagte. Er ist der Meinung, Psychiater könnten besessenen Menschen nicht helfen. Dies sieht der Churer Bischofsvikar Christoph Casetti, Exorzist im Bistum Chur, anders. Er findet die Zusammenarbeit mit Psychiatern unentbehrlich, wie er im September gegenüber kath.ch sagte.

Laut SRF stehen insgesamt in der römisch-katholischen Kirche der Schweiz sechs Exorzisten im Einsatz – drei davon im Bistum Chur, so Casetti. «Die Anfragen für Teufelsaustreibungen nehmen zu», sagt Casetti im Hinweis auf die Rundschau-Sendung vom 29. März. Nicht nur aus der Schweiz, auch aus dem Ausland, vor allem aus Deutschland, meldeten sich immer mehr Personen in der Schweiz für den Befreiungsdienst, wie er gegenüber kath.ch sagte. Es gebe in Deutschland seit dem Fall «Annelise Michel», die 1976 bei einem Exorzismus starb, fast keine Exorzisten mehr.

Recherchen von SRF haben ergeben, dass im Jahr 2016 Gläubige mindestens 420 Mal eine Teufelsaustreibung durch einen Exorzisten beantragten. Allein im Bistum Lugano fragten 200 Personen an, das Bistum Freiburg, Lausanne und Genf registrierte rund 80 Anfragen. Basel und Chur vermeldeten gemäss SRF je 70 Fälle. Im Bistum St. Gallen und in den Abteien Einsiedeln und St. Maurice sei Exorzismus kein Thema. Das Bistum Sitten konnte keine Angaben machen.

Auch die Heilsarmee soll Teufel austreiben

Nicht nur die katholische Kirche hat jedoch mit besessenen Menschen zu tun. Auch die Heilsarmee bekomme jährlich knapp 1000 Anfragen, wie dem SRF-Trailer zur Sendung zu entnehmen ist.  Das Team der Heilsarmee musste in den vergangenen fünf Jahren in Uster wegen der grossen Nachfrage um rund einen Drittel aufgestockt werden, wie Heilsarmee-Offizier Beat Schulthess gegenüber SRF sagte.

Chur ist das Eldorado des Exorzismus

Die Anfragen zum Thema hätten sich in den vergangenen fünf Jahren verdreifacht, sagt Georg Schmid von der evangelischen Beratungsstelle Relinfo gegenüber SRF. An Schmid wenden sich Personen, die sich entweder informieren wollen oder schlechte Erfahrungen mit Exorzismus gemacht haben, heisst es bei SRF weiter. «Chur ist das Eldorado des Exorzismus im deutschsprachigen Raum. Es ist geradezu ein Pilgerort für Menschen, die Exorzismen suchen», sagte Schmid gegenüber dem Sender.

Nicht alle Theologen sehen diese Entwicklung positiv. Der katholische Theologe Markus Arnold, Studienleiter des Religionspädagogischen Instituts der Universität Luzern, macht sich über die grosse Bedeutung des Exorzismus im Bistum Chur eher Sorgen, wie er gegenüber SRF sagt. «Chur hat von der Bistumsleitung her ein Menschenbild, das sehr stark hierarchisch und entmündigend ist. Das passt sehr gut zusammen.» Der Teufel sei schon immer ein Druckmittel schwarzer Kirchenpädagogik gewesen. Dem müsse die Kirche entgegenwirken, so Arnold weiter.

Wenig grosse Exorzismen

Die katholische Kirche unterscheidet zwischen dem kleinen und dem grossen Exorzismus (siehe Sidebar). Casetti wollte gegenüber kath.ch keine Zahl nennen, wie viele grosse Exorzismen er durchgeführt habe. Laut SRF sind im Bistum Chur in den vergangenen zehn Jahren fünf bis zehn sogenannt grosse Exorzismen durchgeführt worden. Im Bistum Sitten seien es in den vergangenen fünf Jahren zwei bis drei, in Freiburg, Lausanne und Genf deren zwei gewesen. In Basel gab es laut SRF in den vergangenen zehn Jahren einen Fall. Damals war noch Kurt Koch Bischof. (ft)


Churer Bischofsvikar: «Besessenheit kann eine Realität sein»

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