Saida Keller-Messahli unter Initianten des Aufrufs zu Islamreform

Freiburg i.Br., 22.9.16 (kath.ch) In einer im Internet veröffentlichen Erklärung rufen 13 liberale Muslime um den Freiburger Theologen und Religionspädagogen Abdel-Hakim Ourghi zu grundlegenden Reformen des Islam auf. «Wir träumen von einer muslimischen Gemeinschaft, die Frieden, Toleranz und Nächstenliebe predigt und lebt», heisst es in der «Freiburger Deklaration«.

Die Unterzeichner mahnen die Gleichberechtigung der Geschlechter an und fordern ein «Aufklärungsprogramm» innerhalb der muslimischen Gemeinschaft, um das Ziel eines «reformierten Islam» als «integraler Bestandteil» der europäischen Gesellschaft zu erreichen.

Debatte in Gang bringen

«Die Erklärung soll die dringend nötige Debatte über islamische Reformen in Deutschland und Europa voranbringen», sagte Ourghi am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). «Wir brauchen einen Islam, der mit dem Grundgesetz und den westlichen Werten in Einklang steht.» Ziel sei es, so Ourghi, der «liberalen Mehrheit der Muslime in Deutschland» eine Stimme zu geben. Bislang dominierten die «konservativen Verbände». Ziel sei es, einen neuen Rat liberaler Muslime zu gründen, der dann im Sinne des Grundgesetzes als Ansprechpartner des Staates arbeiten könne.

Die Unterzeichner, darunter die Islamkritikerinnen Necla Kelek und Seyran Ates sowie die SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün, nennen sich säkulare Musliminnen und Muslime. Mitinitiatorin ist die Leiterin des Schweizer «Forum für einen fortschrittlichen Islam», Saida Keller-Messahli. Unterschriften kommen auch von Muslimen aus Österreich.

Über seinen Glauben selbst bestimmen

Die Unterstützer fordern, dass jeder Mensch in Freiheit und Selbstbestimmung über seinen Glauben bestimmen dürfen müsse. Muslime sollten das staatliche Gebot zur religiös-weltanschaulichen Neutralität anerkennen. Auch lehnen die Unterzeichner religiöse «Bekleidungszwänge» ab. Lehrerinnen und Richterinnen sollten auf das Kopftuch verzichten. Muslimische Schülerinnen sollten Schwimm- und Sexualkundeunterricht besuchen.

Die islamischen Theologie, so eine weitere Forderung, müsse sich modernen Methoden wie der Textkritik öffnen, um eine «neue moderne, aufgeklärte und humanistisch angelegte» theologische Wissenschaft zu ermöglichen.

Ourghi hatte mehrfach zu Reformen in der islamischen Theologie aufgerufen. Er kritisiert die grossen Verbände wie Ditib und den Zentralrat der Muslime, die laut Ourghi bislang nicht auf die Deklaration reagiert haben. «Ich hoffe aber, dass ein Gespräch mit allen muslimischen Gruppen in Gang kommt», so Ourghi. (kna)

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