«Das Jublalager ist anstrengend, macht aber Spass»

Basel, 5.7.16 (kath.ch) Lea (24) und Fabio (19) Thalmann sind junge alte «Jublaner», wie sie sich nennen. Seit über zehn Jahren sind die Geschwister der Jungwacht Blauring (Jubla) treu. So treu, dass sie ihre Ferien im Sommerlager der Jubla in Sedrun (GR) verbringen – statt an den Strand zu fahren. Ein Beitrag zur Sommerserie «Katholiken und Katholikinnen erzählen von ihren Ferien».

Francesca Trento

Die meisten Menschen freuen sich auf die Ferien, um endlich entspannen zu können. Ihr verbringt zwei Wochen in einem Jublalager – als Scharleiter und Scharbetreuerin. Das tönt nach viel Arbeit. Wieso tut ihr das?

Lea: Das Jublalager ist zwar anstrengend, macht jedoch umso mehr Spass. Obwohl wir für über 30 Kinder verantwortlich sind, uns lange darauf vorbereiten müssen – das Sommerlager (Sola) bereichert mich sehr. Und: Ich habe bis im September keine Vorlesungen mehr, kann mich also sicher noch erholen (lacht).

Wenn du schon 100 Prozent arbeiten würdest: Würdest du zwei Wochen dafür «hingeben»?

Lea: Ich bin jetzt 24 Jahre alt und seit einem Jahr nicht mehr Jublaleiterin, sondern Scharbegleiterin. In meinem Alter macht man meistens Platz für die Jüngeren. Die Frage erübrigt sich dann für mich.

Fabio: Ein Jublaleiter kommt immer ins Sola, obwohl er Vollzeit arbeitet, seit er 17 Jahre alt ist.

Ist es auch euer Highlight des Jahres?

Beide: Ja

Wieso?

Lea: Ich bin seit über 10 Jahren in der Jubla, bin damit aufgewachsen und habe da die meisten Freunde. Sie ist eine Art Familie.

Fabio: Es sind zwei Wochen voller Spass, Spiel und Freude. Und das mit tollen Menschen: Das muss ein Highlight sein.

Was genau macht so viel Spass?

Fabio: Wir haben Morgens, Nachmittags und Abends ein Programm. Wir spielen, basteln, machen Sport oder sprechen über Themen. Es ist sehr vielfältig und bepackt und macht eben rundum Spass.

Trotzdem beklagt sich die Basler Jubla über Mitgliederschwund.

Lea: Zu den Wochentreffs, die am Samstag stattfinden, kommen weniger Kinder, das stimmt. Sie spielen Fussball und haben neben dem Training am Wochenende Match oder sonstige Hobbies. Im Sommer jedoch treibt es viele ins Sola. Dann haben sie Zeit.

Warum hat es bei euch geklappt, seit Anfang an bei der Jubla zu bleiben? War Fussball kein Thema?

Fabio: Doch, doch, ich kannte Fussball schon (lacht). Ich brachte Sport, Instrument und Jubla trotzdem immer unter einen Hut. Der Unterschied ist vielleicht, dass unsere Generation die meisten Freunde in der Jubla hat.

Und heute finden Kinder keine Familie mehr darin?

Lea: Ich glaube eher, dass die Jubla heute neben dem grossen Angebot an Stellenwert verloren hat. Viele kennen die Jubla gar nicht. Als ich klein war, war es ganz normal: Man ging halt zur Jubla.

Fabio: «Jubla, was ist das?» höre ich auch oft in meinem Umfeld.

Die Jubla wird zu einem grossen Teil von der Kirche finanziert. Und Kirche ist für viele «uncool». Kann das auch ein Grund sein, weshalb immer weniger Kinder kommen?

Lea: Ich selber bin aus der Kirche ausgetreten. Jubla ist für alle zugänglich, nicht an eine Konfession gebunden. Egal welcher Herkunft die Kinder sind, sie sind willkommen. Ich schätze eben diese Diversität sehr.

Fabio: Ich musste mich schon rechtfertigen, was ich in der Jubla mache, das sei doch etwas Kirchliches. Ich erkläre dann, was wir in etwa tun, wer wir sind und so weiter. Dann geht’s (lacht).

Lea, du bist aus der Kirche ausgetreten. Spielt der Glaube in deinem Leben keine Rolle?

Lea: Ich bin ausgetreten, weil ich schlechte Erfahrungen gemacht habe. Mir sind oft Kirchenleute begegnet, die missionarisch, gar extremistisch veranlagt sind. Aber ich glaube an das Gute im Menschen. Ich begegne jeder Person von Anfang an immer offen und tolerant. Ich glaube, dass jeder eine Chance verdient hat. Das gefällt mir auch an der Jubla.

Hat im Sola Glaube und Spiritualität Platz?

Fabio: Doch. Einmal kommt der Präses vorbei und beschäftigt die Kinder einen Nachmittag lang mit einem spirituellen Thema, er hält eine Art Gottesdienst. Und wir bauen immer wieder gewisse ruhige Momente in den Tag ein. Sogenannte Bewusstseinsmomente.

Was bedeuten euch diese Momente?

Lea: Ich spüre dann immer eine grosse Dankbarkeit. Dass alle gesund sind, alles so gut geklappt hat bis zu diesem Zeitpunkt und dass wir da sein dürfen. (ft)

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