Schweizer Pfarreien hören Papstappell und wollen Flüchtlinge aufnehmen

St. Gallen / Solothurn, 7.9.2015 (kath.ch) Am Wochenende hat Papst Franziskus alle Pfarreien weltweit aufgerufen, Flüchtlinge aufzunehmen. Wie eine Recherche von kath.ch zeigt, sind in den Bistümern St. Gallen und Basel konkrete Schritte zur Unterbringung von Flüchtlingen geplant. Die katholischen Pfarreien und Institutionen folgen damit dem Aufruf des Papstes, jede Pfarrei solle eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen.

«Im Bistum St. Gallen gibt es bereits drei grössere Institutionen, die bereit sind, rund 70 Flüchtlinge aufzunehmen,» bestätigt Sabine Rüthemann, Sprecherin des Bistums St. Gallen, auf Anfrage von kath.ch. Die Herausforderung im Bistum bestehe derzeit darin, die verschiedenen Initiativen miteinander zu koordinieren. «Bei uns übernimmt die Caritas St. Gallen Appenzell die Koordination.» Es sei auch eine ökumenische Zusammenarbeit in Gange gekommen.

Bistum St. Gallen steht voll hinter Papstappell

Im Vordergrund steht laut Rüthemann derzeit die Notaufnahme von Flüchtlingen. Eine beachtliche Anzahl von Seelsorgeeinheiten und Kirchgemeinden habe sich gemeldet, um Flüchtlinge unterzubringen. Es werde derzeit abgeklärt, ob es von Seiten der Kantone St. Gallen und Appenzell möglich ist, in dieser Form beispielsweise einzelne Familien oder kleine Gruppen von Flüchtlingen aufzunehmen oder ob einzig Flüchtlinge berücksichtigt werden können, die nach dem Asylverfahren zumindest vorläufig aufgenommen sind.  «Wir unterstützen die Aussage von Papst Franziskus voll und ganz. Wir ermutigen die Seelsorgeeinheiten und Kirchgemeinden zum Engagement», hält Rüthemann fest.

Bereits am 15. August habe Bischof Markus Büchel gemeinsam mit Hans Wüst, dem Präsidenten des katholischen Konfessionsteils im Kanton St. Gallen, einen Brief an die Seelsorgenden und Kirchenverwaltungsräte geschickt. Eine Broschüre mit Handlungshilfen zur Aufnahme von  Flüchtlingen ist in einer Neuauflage erschienen, die die wichtigsten Fragen beantwortet. «Diese Broschüre der Ökumenischen Kommission für Asyl- und Flüchtlingsfragen ist ein wichtiger Beitrag», so Rüthemann.

Bischof Felix Gmür öffnet seine Türen

Im Bistum Basel hat vor allem die Ankündigung des Bischofs Furore gemacht, das Schloss Steinbrugg als Aufnahmeort für Flüchtlinge bereitzustellen. Am Dienstag, 8. September, sollen  diesbezüglich Gespräche mit den Behörden stattfinden, wie die «Sonntagszeitung» (6. September) meldete. «Der Betrieb muss weiterlaufen können und gleichzeitig muss für die Flüchtlinge eine gewisse Privatsphäre gewährleistet sein», erklärte Bistumssprecher Hansruedi Huber am 28. August gegenüber kath.ch. Entsprechende Varianten würden derzeit geprüft. Deshalb könne er noch nicht sagen, wie viele Personen allenfalls aufgenommen werden könnten. Der Bischof selber wohne nicht in diesem Haus, sondern gegenüber. Die Flüchtlinge kämen jedoch in die direkte Nachbarschaft des Ordinariatsgebäudes.

Bischof Felix Gmür hatte bereits in der Chrisam-Messe vor Ostern die Seelsorgenden seines Bistums aufgerufen, sich für Unterkünfte für Flüchtlinge zu engagieren. Im Kanton Luzern seien Kirchgemeinden in einem Brief aufgefordert worden, geeignete leerstehende Gebäude und Parzellen dem Kanton zu melden, bestätigte Huber gegenüber kath.ch seine Aussage in der Solothurner Zeitung (27. August). Viele Pfarreien und Kirchgemeinden seien dem Aufruf des Bischofs gefolgt oder hätten gar Flüchtlinge aufgenommen. Aus dem Bistum Chur ist zu vernehmen, dass der Bischofsrat noch in dieser Wochen tagen wird, um konkrete Massnahmen zu besprechen.

Am Sonntag, 6. September, hatte Papst Franziskus alle Pfarreien, religiösen Gemeinschaften, Klöster und Heiligtümer in Europa aufgerufen, eine Flüchtlingsfamilie aufzunehmen. «Ich richte mich an meine Brüder Bischöfe von Europa, dass sie in ihren Diözesen diesen meinen Appell unterstützen, und daran erinnern, dass Barmherzigkeit der zweite Namen von Liebe ist», sagte der Papst. (cm)

Papst: Jede Pfarrei Europas soll Flüchtlingsfamilie aufnehmen

 

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