Manche Seelsorgerinnen hadern mit der Kirche und überlegen sich, ihre Missio abzugeben. Für sie ist Hans Küngs Botschaft ebenso aktuell wie für Bundesrat Ignazio Cassis, der bald in Genf an einer Afghanistan-Konferenz teilnimmt. Küngs Vermächtnis ist zeitlos. Doch es braucht junge Kräfte, um es immer wieder zu aktualisieren.
«Die Kirche entwickelt sich», sagte Bischof Felix Gmür am Freitagabend an der Hans-Küng-Gedenkfeier. Auf diesen Satz nagelte Monika Schmid den Bischof später fest.
Das Paradies auf Erden gibt es mit Hans Küngs «Projekt Weltethos» nicht. «Aber es kann dazu beitragen, mindestens einige irdische Höllen zu verhindern», sagte Alois Riklin in Luzern. Und die ausstehende Rehabilitierung? «Rehabilitierungen sind in der Kirchengeschichte selten, und die Warteliste ist lang.»
Trotz grosser Verletzungen hat Hans Küng nicht resigniert. Bis zuletzt war er überzeugt, dass sich die Kraft der Freiheit durchsetzt. Denn «ohne Freiheit gibt es keine Wahrheit und keine Wahrhaftigkeit», erinnert Küngs ehemaliger Student Odilo Noti.
«Zuweilen überraschte mich, mit welcher Selbstverständlichkeit Hans Küng zum Papsttum stand», sagt Bischof Felix Gmür. Der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz macht in der Luzerner Jesuitenkirche Hoffnung: «Die Kirche entwickelt sich.»
Der Schweizer Theologe Hans Küng wird am Freitag in Tübingen bestattet. An seiner Trauerfeier wird sein selbst verfasstes Glaubensbekenntnis gesprochen. Zu den Rednern zählt der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann. Kirchliche Promis fehlen.
Gerold Beck (84) ist Hans Küngs Jugendfreund. Im Interview mit kath.ch erzählt der Kaplan von Sursee LU mal nachdenklich, mal heiter-ironisch über seine Erlebnisse mit ihm. Mit Hans hat er Kirchengeschichte erlebt. Und: Nicht viele können behaupten, mal auf den Schultern eines Jahrhundert-Theologen gesessen zu haben.
Der frühere Kurienkardinal Walter Kasper distanziert sich von einem Zitat, das ihm ein Journalist in den Mund gelegt habe. «Die Formulierung: 'Küng hat sich mit der Kirche ausgesöhnt' stammt nicht von mir, sie ist die Deutung und Formulierung eines Journalisten», schreibt Kasper auf Anfrage von kath.ch.
Weil ihm seine Kirche zu verstehen gab, dass sie ihn nicht brauche, fühlte sich Hans Küng nach und nach wie ein Christ, der um Jesus zu folgen, des kirchlichen Überbaus nicht bedarf. Das schreibt Mariano Delgado* in seinem Nachruf. Hans Küng ist am 6. April gestorben.
Kirchenkritiker, Ketzer, Jahrhundertfigur. All das war der am Dienstag verstorbene Theologe Hans Küng. Und für viele Leute auch einfach ein Surseer. Kath.ch hat sich auf Spurensuche nach ihm im luzernischen Städtchen Sursee gemacht.
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