22/2003

INHALT

Bücher

Themen biblischer Theologie

 

Nach Abschluss der meisten Kommentare für «Die Neue Echter Bibel» führt der Echter Verlag mit der Reihe «Themen» in wesentliche Fragen des Glaubens ein. Vorgesehen sind 13 Bände, die nach dem Schema «Altes Testament ­ Neues Testament ­ Dialog ­ Anhang» aufgebaut sind.
Interessant ist dabei, dass Fachleute Aspekte des Alten und des Neuen Testaments zu zentralen Themen biblischer Theologie vorstellen. Damit wird einerseits eine Spannung zwischen den Testamenten deutlich, der sich alle, die sich aktueller theologischer und biblischer Fragen annehmen, deutlich bewusst sind, aber häufig zu wenig Einsicht in die Zusammenhänge beider Testamente haben; andererseits stellen die Autorinnen und Autoren das überraschend Gemeinsame, das oft und allzu leicht übersehen wird, heraus.
Zum Thema «Zeitenwende»<1> erläutern Klaus Koenen (AT) und Roman Kühschelm (NT) die Begriffe Eschatologie und Apokalyptik in den verschiedenen geschichtlichen Epochen des Alten und des Neuen Testaments, die immer wieder zu unterschiedlichen Erwartungen und somit auch innerhalb der einzelnen Testamente zu Spannungen, aber auch zu neuen Vorstellungen und zu neuen theologischen Ansätzen geführt haben. «In der Vorstellung von der Zeitenwende drückt sich in beiden Testamenten der feste Glaube aus, dass Jahwe, der Gott des Alten Testaments und der Vater Jesu Christi, nicht den Tod, sondern das Leben des Menschen, ja aller Kreaturen will» (S. 113).
Im Band «Das Reich Gottes»<2> zeigen Gottfried Vanoni (AT) und Bernhard Heininger (NT) die unterschiedlichen Ansätze und Denkweisen der biblischen Bücher und Autoren zu diesem schwierigen Thema auf. Beim Lesen dieses Kommentars werden die Spannungen und die Widersprüchlichkeiten der Aussagen als Reichtum theologischen Denkens ersichtlich, die jeder Uniformität widersprechen. Die beiden Autoren sehen die Gemeinsamkeiten und die Gegensätzlichkeiten als Bild einer lebendigen Entwicklung, die auch in ausserbiblischen Büchern, die häufig wenig bekannt sind, weitergeführt wird; diese Hinweise machen deutlich, dass sich die Erwartung des Reiches Gottes durch die ganze Geschichte der Menschheit hinzieht.
Die Reihe «Themen» der «Neuen Echter Bibel» vermittelt Informationen und gibt Anstösse, die beiden Testamente der Bibel als eine Einheit zu sehen, die gerade in ihrer Spannung gleichsam das Bild des gelebten Glaubens ist.

Urs Köppel


Anmerkungen

1 Klaus Koenen/Roman Kühschelm, Zeitenwende, (Die Neue Echter Bibel ­ Themen 2), Echter Verlag, Würzburg 1999, 129 Seiten.

2 Gottfried Vanoni/Bernhard Heininger, Das Reich Gottes, (Die Neue Echter Bibel ­ Themen 4), Echter Verlag, Würzburg 2002, 136 Seiten.


Einladende Pastoral

 

Klaus Vellguth (Hrsg.), Missionarisch Kirche sein. Erfahrungen und Visionen. Ein Buch zur Zeitschrift «Anzeiger für die Seelsorge», Verlag Herder, Freiburg i.Br. 2002, 190 Seiten.

Lange Zeit war der Begriff «Mission» scheinbar in der Mottenkiste der Theologie verschwunden. Sicher war das Wort und die Art und Weise, wie man mit ihm umging, manchmal fragwürdig. «Mission» ist nicht einfach ein probates Mittel gegen die Entkirchlichung ­ etwa im Sinne der Reproduktion eines vergangenen Zustandes, auch nicht eine expansive Wiedereroberung einer nicht mehr vorhandenen Vormachtstellung.
Bischof Joachim Wanke aus Erfurt hat aus der DDR-Vergangenheit seiner Diözese sicher ein waches Gespür für die missionarischen Dimensionen seiner Kirche. Er stellt seit der Jahrtausendwende «einen neuen offenen Markt für das Religiöse» fest. Und Kardinal Karl Lehmann, Präsident der Deutschen Bischofskonferenz, sagt es lapidar: «Ein Grundwort christlichen Lebens kehrt zurück: Mission.»
Das ist sicher eine erfreuliche Feststellung, aber sie kommt zuerst als grosse Aufgabe auf unszu. Es gilt, den Begriff «Mission» zu läutern und zu verinnerlichen. Aber es gilt, die Chance zu sehen und zu nutzen. In viele Gemeinden wächst tatsächlich der Wunsch, selbstbewusst und offen auf «kirchenferne» Menschen zuzugehen und sie zu eigenen Erfahrungen mit dem Glauben zu ermutigen. Pastoraltheologen stellen in diesem Band als Vordenker die wichtigsten neuen Ansätze für eine solche einladende Pastoral vor.

Leo Ettlin


Die Frage nach Gott

 

Josef Ernst (Hrsg.), Krise des Gottesglaubens? Aufbruch!, (Bonifatius Kontur 1432), Bonifatius Verlag, Paderborn 2000, 248 Seiten.

Die Seniorenakademie von Paderborn hat sich im Wintersemester 1999/2000 dieser aktuellen Thematik gestellt. Die Frage nach dem einen und einzigen Gott wird vor dem Hintergrund der aktuellen Glaubenskrise in vierzehn Vorträgen von Theologen und Philosophen behandelt. Der Rahmen ist weit gespannt. Da spricht der Landesrabbiner von Dortmund, Henry Brandt, grundsätzliche Überlegungen zu den christlich-jüdischen Beziehungen. Bischof Joachim Wanke von Erfurt behandelt in seinem Referat «Humanismus ohne Gott» die Situation des Gottesglaubens in den neuen Bundesländern. Diese realistische Darstellung stimmt nachdenklich. Aber nicht nur der einst kommunistische Osten Deutschlands hat seine Glaubensprobleme und Glaubensdefizite ­ nur sind sie anders gelagert. Aber harmlos ist die Situation in Westdeutschland auch nicht; und das ist weitgehend auf die säkularisierte Schweiz übertragbar. Diese Vorträge ­ zumeist von Professoren der Theologischen Fakultät Paderborn vorgetragen ­ sind im wahrsten Sinne beachtenswert.

Leo Ettlin


© Schweizerische Kirchenzeitung - 2003