43/2002

INHALT

Leitartikel

Mission und Entwicklung

von Rolf Weibel

 

Vor fünf Jahren hat sich der Schweizerische Katholische Missionsrat, die Missionskommission der Schweizer Bischofskonferenz, ein Leitbild mit dem Titel «Der missionarische Auftrag in der Welt von heute» gegeben. Dieses Jahr ergänzte er es mit einer so genannten Plattform zum Missionsverständnis; die darin zusammengetragenen Gedanken zu einem erneuerten Missionsverständnis sind das Ergebnis einer gemeinsamen Reflexion in Zusammenarbeit mit Fastenopfer, Missio und Bethlehem Mission Immensee.<1>
Der Abschnitt «Aktuelle Wahrnehmung» geht von der Feststellung aus, dass «Mission» aus verschiedenen Gründen zu einem umstrittenen Begriff und Thema geworden ist. Deshalb sei aber weder auf die Praxis der Mission noch auf den Begriff Mission zu verzichten, sondern nach einem erneuerten Missionsverständnis zu fragen. Ausgehend von der «Quelle der Mission», dem Glauben an den Gott, der sich in Jesus von Nazaret offenbart hat, wird Mission bestimmt als «ein christliches Selbst-Verständnis, das auf das Evangelium als persönlich und gesellschaftlich verändernde Kraft vertraut und sich ständig neu daran orientiert». Dass die Kirche die verpflichtende Sendung Gottes erhielt, die befreiende Botschaft Jesu durch die Geschichte zu tragen, bedeutet: «Mission heisst: Sendung». Zur «Mithilfe beim Wachsen des Reiches Gottes» sind alle Christinnen und Christen gesandt; deshalb kann man Mission in einem engeren und weiteren Sinn verstehen.
«Mission ist Entgrenzung», und Missionarinnen und Missionare können die Gegenwart des Reiches Gottes «auch in anderen, ihr bislang unbekannten Formen in Menschen, Kulturen und Gesellschaften suchen und entdecken». Dies bedingt gegenseitigen Respekt und Achtung, woraus sich ergibt: «Mission braucht Dialog». In einer immer stärker globalisierten Welt erhält das missionarische Engagement zunehmend den Charakter einer «Mission der Solidarität»; wird das missionarische zum «solidarischen Engagement zugunsten von armen, ausgegrenzten und benachteiligten Menschen».
Mission hat damit auch eine entwicklungspolitische Dimension, «Mission fördert die umfassende menschliche Entwicklung». Das bedeutet für den Missionsrat: Ein Einsatz für menschliche Entwicklung ist immer auch eine Mission im Sinne Jesu, und eine Mission im Sinne Jesu steht immer auch im Dienst einer menschlichen Entwicklung. Das lasse sich auch an vielen neuen und weiterführenden Bewegungen in den entwicklungspolitischen Zusammenhängen ablesen; genannt werden in der Plattform:

So müsse sich christliche Mission daran messen lassen, «zu wieviel mehr an Menschenwürde und Lebensqualität» sie beitrage. Dem widerspreche nicht, «dass es bei allem guten menschlichen Tun und Lassen vieles gibt, was nicht in unseren Händen liegt und der Machbarkeit entzogen ist».


Anmerkung

1 Das Leitbild wie die Plattform können bestellt werden beim Schweizerischen Katholischen Missionsrat, Postfach 187, 1709 Freiburg 9, Telefon 0264221120, E-Mail martin.bernet@missio.ch


© Schweizerische Kirchenzeitung - 2002