18/2001

INHALT

Verstorbene

Josef Schwegler, Pfarrer und Ehrendomherr

Josef Schwegler wurde am 9. Dezember 1931 in Gettnau als zweites Kind von Adolf und Katharina Schwegler-Kreienbühl geboren und erlebte im Kreise seiner vier Geschwister eine einfache, aber glückliche Jugendzeit. Die Kriegsjahre 1939­1945 waren auch für ihn eine harte Zeit. Als einfühlsames Kind litt er sehr unter der kriegsbedingten Abwesenheit seines Vaters. Bereits als Kind spürte sich Josef zum Priesterberuf hingezogen. Besonders seine Mutter unterstützte und begleitete diesen Weg durch ihr stilles Gebet. Nach der Primarschule in Gettnau und der Kantonsschule in Willisau trat Josef ins Kollegium Stans ein. Dort schloss er mit der Matura ab. Anschliessend studierte er Theologie ­ während vier Jahren am Priesterseminar Luzern und während eines Jahres am Priesterseminar in Solothurn. Die Ferien benutzte er immer, um bei Eltern, Nachbarn oder Bekannten durch Arbeit etwas ans Studiengeld hinzuverdienen zu können. Er gönnte sich keinen freien Tag. Auch in der Pfarrei hat er gerne mitgewirkt. So führte er mit grosser Hingabe die neuen Ministranten in ihren Dienst ein.
Zusammen mit 16 Kameraden empfing Josef Schwegler am 28. Juni 1957 in der Kathedrale zu Solothurn die Priesterweihe durch Bischof Franziskus von Streng. Am 7. Juli feierte er die Primiz in seiner Heimatgemeinde Gettnau. Dies war für ihn, seine Familie und das ganze Dorf ein grosser Freudentag. Kurz danach übernahm er die erste Stelle als Vikar in Laufen. 1960 schickte ihn der Bischof für fünf Jahre als Vikar nach Willisau und weiter für zwei Jahre als Kaplan nach Grosswangen. Von 1967­1979 wirkte er als Pfarrer in Niedergösgen. 20 Jahre ­ bis zum 26. Dezember 1999 ­ war er Pfarrer in Arlesheim und davon 11 Jahre Dekan des Dekanates Birstal und seit 1993 als Domherr Vertreter des Standes Basellandschaft im Domkapitel.
Mit seiner liebenswürdigen, humorvollen und tief religiösen Art wurde er überall hoch geschätzt. Unzählige Menschen suchten ihn auf in ihren seelischen, körperlichen und materiellen Nöten. Für alle hatte er Zeit. Ein grosses Anliegen war ihm stets das gute Einvernehmen mit den Schwesterkirchen am Ort ­ die gelebte Ökumene. Wurden auch ihm die täglich an ihn gestellten Ansprüche einmal zuviel, zog er sich an einen stillen Ort zurück ­ in Arlesheim war dies oft die Krypta ­, um Zwiesprache zu halten mit Gott, um zu beten. Dies bildete eine seiner unerschöpflichen Kraftquellen.
Viele Praktikantinnen und Praktikanten begleitete er auf dem Weg in den seelsorgerlichen Dienst. Er war ein liebevoller Wegbegleiter, der seine Aufgabe sehr ernst nahm und die ihm Anvertrauten behutsam, aber konsequent in die Realitäten der Seelsorge einführte. Das Wertvollste dabei war er selbst ­ als Vorbild.
Sein grosser Einsatz wäre kaum in dieser Weise möglich gewesen, wenn nicht jemand im Pfarrhaus gesorgt hätte. Frau Marie Hodel und später Frau Hilda Pfefferle haben als Pfarrhaushälterinnen diese Aufgaben mit Freude, Sachkenntnis und Engagement geleistet. Josef Schwegler war beiden in herzlicher Dankbarkeit verbunden.
Wie er selber in seinem Lebenslauf schrieb, blieb ihm auch «das Kreuz der Seelsorge» nicht erspart. Aber sein Durchhaltewillen war auch bei grossen Problemen beispielhaft. Persönlich schwere Stunden erlebte Josef 1969, als sein geliebter Vater mit 59 Jahren plötzlich durch einen Herzinfarkt aus dem Leben gerissen wurde.
In all seinen Anliegen vertraute er immer auf die Fürbitte der Mutter Gottes, die er Zeit seines Lebens sehr verehrte und von der er sich begleitet wusste. Manches Jahr begleitete er als Wallfahrts-Seelsorger eine grosse Pilgerschar nach Lourdes.
Freude und Abwechslung vom Pfarreialltag fand er im Dienst als Feldprediger während 20 Jahren. Dank seinem herzlichen und liebenswürdigen Auftreten war er auch im Militär sehr beliebt. An freien Tagen besuchte er oftmals seine liebe Mutter. Josef war für sie, die ihm im Tod um eineinhalb Jahre vorausging, der Sonnenschein. Zudem war er ein gütiger und geliebter Onkel seiner Nichten und Neffen. Von klein auf baute er zu ihnen eine herzliche Verbindung auf, die nie abriss.
Am 26. Dezember 1999 fand sein feierlicher Abschiedsgottesdienst im Dom zu Arlesheim statt. Am 4. Januar 2000 wechselte er zusammen mit Frau Hilda Pfefferle seinen Wohnsitz nach Hochdorf. Hier fühlte er sich ausgesprochen wohl. Seine Aushilfsdienste in den Pfarreien Winikon und Hochdorf waren sehr geschätzt. In Kürze war Josef auch hier der beliebte Priester, Seelsorger und Freund, denn auch hier begegnete er den Mitmenschen mit herzlicher Offenheit.
Das Leben von Josef Schwegler in dieser Welt ist am 23. November 2000 zu Ende gegangen. In seinen Notizen fand einer seiner Brüder eine von Hand geschriebene Bitte, welche nun auch sein Gedenkbild ziert. Dieses lautet: «Herr, schenke mir vor allem die Gabe, mich von Herzen freuen zu können.» Freude war für Josef nicht nur ein Wort, sondern eine Lebenshaltung. Bezeichnend hierfür eine Äusserung von ihm gegenüber einer kirchlichen Mitarbeiterin anlässlich der Luzerner Pastoralkonferenz am Tag vor seinem Tode: «Ich bereue gar nichts, was ich als Seelsorger und Priester tun durfte. Ich darf dankbar und glücklich auf ein schönes Leben und Wirken zurückschauen.» In dieser Dankbarkeit und in diesem Glück hat Gott ihn zu sich heimgerufen: «Lieber Josef, kehre nun heim in die Freuden deines Herrn!»

Maria Schwegler-Schwegler
Josef Stübi


© Schweizerische Kirchenzeitung - 2001