35/2001

INHALT

Neue Bücher

Bibelarbeit

Anneliese Hecht, Bibel erfahren. Methoden ganzheitlicher Bibelarbeit, Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2001, 136 S.

«Drei Pfade hat der Mensch in sich, in denen sich sein Leben tätigt: die Seele, den Leib und die Sinne.» Dieses Wort der Hildegard von Bingen formuliert das Anliegen des neuen Buches der Referentin für Bibelpastoral beim Katholischen Bibelwerk in Stuttgart sehr gut. Die Bibel soll nicht nur als Buch der «Gedanken» und «Ideen» über Gott, sondern als Buch der «Erfahrungen» und der «Wahrnehmungen» des Göttlichen mit allen Sinnen wahrgenommen werden. Sie ist nicht nur ein «fernes» und «altes» Buch, sondern auch ein «nahes» und «gegenwartsbezogenes». Und die Bibel ist keineswegs durchgehend «körper- und sinnenfeindlich», sondern sehr an der «leibhaften» Existenz der Menschen interessiert.
Diese neue Sicht der Bibel wird in der Bildungsarbeit insbesondere von jenen aufgenommen, die sich mit dem «Bibliodrama» beschäftigen, das eine anspruchsvolle Methode ist. Anneliese Hecht, die mit der Situation von Bibelgruppen und Kursen vor Ort bestens vertraut ist, hat erkannt, dass vielfach die Kompetenz und auch die Zeit fehlen, um in Bibelkreisen oder erfahrungsbezogener Bibelarbeit vertieft mit dieser Methode zu arbeiten. Deshalb stellt sie in ihrem Buch 23 ganzheitliche Zugänge als «Kleinformen der Bibliodrama-Arbeit» vor, die sich auch bei knapper Zeit sinnvoll einsetzen lassen. Jede Methode wird beschrieben, ihre Einsatzmöglichkeiten aber auch ihre Grenzen und Gefahren werden vorgestellt und schliesslich werden praktische Beispiele vermittelt.
Das Buch hat drei Hauptkapitel: Zugänge durch Identifikation, Zugänge durch Aktualisierung, Zugänge durch Körperarbeit.
Das Schlusswort formuliert Anliegen und Ertrag der sorgfältig gestalteten Publikation: «Methoden der Identifikation, der Aktualisierung, der Körperarbeit unterstützen uns dabei, uns wirklich in biblische Texte einzufühlen, uns auf sie tiefer einzulassen und sie manchmal auch so zu erleben, Ðals wären wir selber dabei gewesenð, so dass sie sich auch heute auf je eigene Weise bewahrheiten. Darüber hinaus gewinnen wir über das Tun auch geistige Einsichten, welche die abstrakte Analyse allein nicht ermöglicht und wir entwickeln uns auf unserem Weg weiter.»
Das Schlagwort «Aus der Praxis ­ für die Praxis» ist für dieses Buch mehr als eine griffige Werbeformel. Für alle, die regelmässig oder auch nur gelegentlich Bibelarbeiten anleiten, ist es zugleich Orientierungshilfe und Fundgrube von Anregungen.

Daniel Kosch


Kirche im Osten

Leo Nowak, Begegnung und Dialog. Die Chance einer arm-seligen Kirche. Bischof Leo Nowak zum 10. Jahrestag seiner Bischofsweihe. Hrsg. von Hubertus Knoblauch, Benno Verlag, Leipzig 2000, 128 S.

Das Buch erscheint zum zehnten Jahrestag der Bischofsweihe des Oberhirten der Diözese Magdeburg. Wenn man die fünfzehnjährige vorangehende Wirksamkeit als Leiter des Seelsorgeamtes im damaligen «Bischöfliche Amt Magdeburg» hinzuzählt, ist es eine silberne Jubiläumsfeier für Leo Nowak. Das Bischofsjubiläum fällt mit dem der Deutschen Wende zusammen. Bischof Leo Nowak leitet die flächenmässig viertgrösste deutsche Diözese, die aber mit ihrer Katholikenzahl zu den kleinsten Deutschlands gehört. Die Diasporasituation ist extrem. Und hier ist es christliche Diaspora, 70­90 Prozent der Bevölkerung sind religionslos.
Das ist der Hintergrund, vor dem die Predigten dieses Bischofs zu verstehen sind. Es sind ernste, denkwürdige Zeitdokumente, sicher nicht Predigthilfen für die Seelsorge in unseren Pfarrein. Wir ­ auch unsere Gläubigen ­ kennen diese Situation wohl viel zu wenig. Man kann nur bewundern, wie Bischof Nowak mit dieser Pastoralsituation umgeht.

Leo Ettlin


© Schweizerische Kirchenzeitung - 2001