36/2001

INHALT

Berichte

Interdiözesane Arbeit

von Robert Lendi

 

Mitte Mai 2001 versammelte sich die Pastoralplanungskommission (PPK) der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) unter der Leitung von Claudia Mennen fast vollzählig im Luzerner Haus Bruchmatt zu ihrer 71. Plenarversammlung.1 Auf der Traktandenliste der Plenarversammlung standen neben den üblichen geschäftlichen Traktanden vor allem zwei Hauptthemen: Leistungsvereinbarungen im kirchlichen Medienbereich und die Zukunft der Interdiözesanen Koordination (IKO).

Finanzierung der Medienarbeit

Die Bischofskonferenz beschloss auf Antrag der PPK, Leistungsvereinbarungen mit allen von Fastenopfer und Römisch-Katholischer Zentralkonferenz (FO/RKZ) mitfinanzierten Stellen auszuarbeiten. In einem Zielvereinbarungsprozess einigen sich die kirchlichen Auftraggeber und die kirchlichen Dienstleistungserbringer auf wirkungsorientierte Zielvorgaben/Prioritäten und ein Globalbudget über mehrere Jahre. Aufgabe der PPK ist es, aus gesamtpastoraler Perspektive zuhanden der SBK jeweils einen Vorschlag auszuarbeiten, wie die Prioritäten in der Arbeit der einzelnen Stellen in einem pastoralen Bereich zu setzen wären. Die Leistungsvereinbarungen werden von der SBK unterzeichnet.
Der gemeinsame Kredit für die Mitfinanzierung durch FO/RKZ für das Jahr 2001 beträgt Fr. 8267000.­. Als erster und zugleich grösster Bereich in der Mitfinanzierung sollen Leistungsvereinbarungen im Medienbereich abgeschlossen werden. Vorbereitet wurden für die PPK die Beratungen durch eine Expertengruppe «Medien», bestehend aus Pastoraltheologen und Fachleuten für den kirchlichen Medienbereich, welche die Leistungspläne der kirchlichen Medienstellen analysierte, pastoral bewertete und auch Sparpotentiale auslotete.
Über die Medien wird Öffentlichkeit hergestellt. Über sie wird die grösste Zahl von Menschen erreicht. Mit ihrer Präsenz in der Öffentlichkeit leistet die Kirche einen wesentlichen Beitrag zur Gestaltung der Kultur in unserem Lande. Hier wirbt die Kirche um Akzeptanz, Vertrauen und Unterstützung für ihre Anliegen. Öffentlichkeitsarbeit kann als Ferment der kirchlichen Arbeit bezeichnet werden. Sie pflügt gleichsam den Boden, in dem die Saat der Botschaft Christi erst gedeihen kann.
Grenzen der Präsenz in der Öffentlichkeit werden der Kirche durch begrenzte finanzielle Ressourcen gesetzt. Höhere Investitionen in die Medienarbeit können nur vorgenommen werden bei Einsparungen in anderen pastoralen Feldern (wie gross diese Einsparungen sind, wird sich erst nach Abschluss aller Leistungsvereinbarungen zeigen) und bei höheren Erträgen der Mitfinanzierung durch FO/RKZ. Wünsche nach höheren Unterstützungsbeiträgen für einzelne Stellen im Medienbereich lassen sich nur erfüllen durch Umlagerungen im Medienbereich, durch Synergieeffekte und durch Setzung von Prioritäten und Verzicht auf willkommene, aber nachrangige Dienstleistungen.
In den nächsten Jahren soll Priorität eingeräumt werden: 1. der fachlich kompetenten Beratung und Begleitung der Medienschaffenden in und ausserhalb der Kirche, und 2. einer optimaleren Vernetzung in der Informationsproduktion und -vermittlung.
Persönlicher und aktiver auf die Medien zugehen heisst nach Meinung der PPK, die Leitperspektive für die nächsten Jahre. Kirchliche Präsenz in der Öffentlichkeit soll auf nationaler und sprachregionaler Ebene durch gezielte professionelle Information und Beratung säkularer Medien und durch Beziehungsarbeit zu deren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen erreicht werden.
Religiöse Themen und Aspekte wichtiger individueller und gesellschaftlicher Fragen und Auseinandersetzungen müssen gezielt und kompetent an die Sendeanstalten herangetragen werden. Es müsste gelingen, religiöse Fragen in den unterschiedlichen Programmbereichen sichtbar zu machen. Dieser Strategie soll Vorrang eingeräumt werden gegenüber kircheneigenen Kommunikationskanälen: Medienarbeit nach dem Sauerteigprinzip.
In der Westschweiz finden kirchliche Themen und Ereignisse grössere Aufmerksamkeit in den Medien als in der Deutschschweiz. Der Grund dafür wird in den guten Kontakten der kirchlichen Stellen zu den Medienschaffenden gesehen. Für die Deutschschweiz ergibt sich daraus eine prioritäre Aufgabe für die nächsten Jahre: Brücken zu bauen zu den Journalisten und Journalistinnen und Medienschaffenden auf allen Ebenen. Sorge dafür tragen in der Deutschschweiz der Katholische Mediendienst und in der Westschweiz das Centre catholique de Radio et Télévision.
Aktiv soll der Kontakt gesucht werden zu Ausbildungseinrichtungen für Journalisten und Medienschaffende.
Die PPK wies im Zusammenhang mit den Prioritäten gleichzeitig auf einige potentielle Spareffekte hin, die vor allem in der Vernetzung der Medienarbeit, etwa in der Produktion von Informationen und deren Übermittlung an die Nutzer, und der Schaffung von Synergieeffekten aus engerer Kooperation verschiedener noch getrennt laufender oder eigenständiger Informationskanäle.

Neustrukturierung der Interdiözesanen Koordination (IKO)

In der IKO treffen sich jährlich einmal im Herbst Delegierte aus allen diözesanen und kantonalen Seelsorgeräten zu einem Informations- und Meinungsaustausch, aber auch, um sich zu einem bestimmten pastoralen Thema oder Problem eine Meinung zu bilden. Nach 15 Tagungen seit dem Jahr 1985 hielt die PPK eine Überprüfung der IKO für angebracht. Die SBK stimmte dem Vorhaben der PPK zu. Ausgehend von einer Evaluation der bisherigen Tagungen formulierte eine Arbeitsgruppe Reformvorschläge und entwarf mögliche Modelle für die Zukunft einer partizipatorischen Kirche auf nationaler Ebene. Wichtig war ihr auch, Frustrationen und Ermüdungserscheinungen in der Arbeit der Seelsorgeräte auf kantonaler und diözesaner Ebene anzusprechen.
Die Reformvorschläge für eine erneuerte IKO betreffen ein verbessertes Verfahren in der Themenfindung, die Einsetzung eines Ausschusses, Delegation für eine ganze Amtsperiode, optimalere Kommunikation zwischen der IKO und den diözesanen und kantonalen Seelsorgeräten und der SBK.
Ein Stück weit unabhängig von der Diskussion um eine verbesserte IKO stellt sich grundsätzlich die Frage nach einer gesamtschweizerischen Vertretung der Laien in der katholischen Kirche. Dazu standen drei Modelle zur Diskussion:

  1. ein «Interdiözesanes Forum», in dem sich die Vielfalt des Laienapostolats zu einem repräsentativen Gremium zusammenfindet nach den Modellen in Österreich und Deutschland;
  2. ein nationaler Katholiken-/Katholikinnen-Rat nach dem Modell der diözesanen Seelsorgeräte;
  3. das Modell «Forum/Synode der katholischen Kirche in der Schweiz» als Ausdruck gemeinsamer Verantwortung von Laien und Amtsträgern für die Sendung der Kirche.

Grundsätzlich werden sich die Bischöfe darüber zu äussern haben, inwieweit sie eine Fortführung der IKO für unverzichtbar halten als Instrument des Informations- und Meinungsaustausches zwischen den diözesanen und kantonalen Seelsorgeräten, welche Reformvorschläge sie als tauglich erachten und wie sie längerfristig die Zukunft der IKO im Rahmen einer partizipatorischen Kirche sehen. Bischof Ivo Fürer übernahm die Aufgabe, die SBK über die Beratungen in der PPK zu informieren.

Pfarrei­Bewegungen

Die PPK hatte sich seit Jahren anlässlich ihrer Plenarversammlungen jeweils mit einer örtlich ansässigen kirchlichen Bewegung oder Gruppierung getroffen und sich über deren Tätigkeiten informiert. Mit der Neuerscheinung des Buches «Neue Gruppierungen im Schweizer Katholizismus» wurde eine überraschende Vielzahl und Vielfalt von Gruppierungen innerhalb der katholischen Kirche sichtbar.1 Die PPK hat sich vorgenommen, auch weiterhin die Beziehungen und das Verhältnis zwischen Pfarrei und Bewegungen aufmerksam zu verfolgen.


© Schweizerische Kirchenzeitung - 2001