42/2000 | |
INHALT |
Neue Bücher |
Albert Dexelmann, Dies ist der Tag. Fastenzeit und Ostern in der Gemeinde gestalten, Verlag Herder, Freiburg i.Br. 1997, 218 Seiten.
Albert Dexelmann bietet zwei Dutzend Modelle für Gottesdienste in der Fastenzeit dar. Es sind besonders Familiengottesdienste. Diese Gottesdienste verlangen eine detaillierte und zielbewusste Vorbereitung. Die vorliegenden Modelle sind in allen Details durchorganisiert. Im Anhang finden sich auch Vorschläge für die vorbereitende und begleitende Planung und Organisation. Die Fülle der Anregungen auch für Kinder- und Jugendgottesdienste ist hilfreich und hat sich bewährt, besonders auch die Erstkommunion-Gottesdienste. Aber es bleibt ein Arbeitsbuch mit Anregungen. Jeder Familiengottesdienst muss für die eigene Pfarrfamilie adaptiert werden.
Bewegung in der Beständigkeit. Zu Geschichte und Wirken der Benediktinerinnen von St. Andreas, Sarnen, Obwalden. Herausgegeben von Rolf de Kegel, Selbstverlag der Benediktinerinnen-Abtei, Sarnen 2000, 164 Seiten.
Mit diesem in jeder Hinsicht gediegenen Band wird das Benediktinerinnen-Kloster
St. Andreas von Sarnen auf sympathische, in Wort und Bild vornehme Art dargestellt.
Die Initiative der Äbtissin Frau M. Martina Näf fand im Stiftsarchivar
von Engelberg, Rolf de Kegel, einen umsichtigen und fachkundigen Schriftleiter.
Das Stiftsarchiv von Engelberg ist für die Geschichte der Frauen-Abtei
von Sarnen grundlegend; denn von 11201615 existierte das Kloster als
Doppelkloster mit der heute noch bestehenden Abtei am Fusse des Titlis.
Engelberg umfasst also rund 500 Jahre lang eine Gemeinschaft von Männern
und eine von Frauen, die am selben Ort dieselbe Regel befolgten und unter
derselben Autorität (dem Abt) standen. Im 11./12. Jahrhundert waren
Doppelklöster, und nicht nur bei den Benediktinern, keine Seltenheit
(Rheinau, Fischingen, St. Johann im Thurtal usw.). Das von der Witwet Elisabeth
des 1308 ermorderten Königs Albrecht gestiftete und von ihrer Tochter
Agnes (Königin von Ungarn) protegierte Königsfelden war ein Doppelkloster
des Franziskanerordens. Dort dominierten sogar die Klosterschwestern. Auch
Muri, das die ersten Mönche nach Engelberg schickte, war zu dieser
Zeit ein Doppelkloster, bis noch im 13. Jahrhundert der Frauenkonvent
sich in Hermetschwil niederliess, aber mit der Abtei eng verbunden blieb.
Die Einrichtung der Doppelklöster blieb aber bis auf wenige Ausnahmen
eine Episode. Zu diesen Ausnahmen gehörte Engelberg, wo sich die beiden
Konvente erst 1615 trennten. Die Geschichte dieses Doppelklosters hat ihre
Höhen und Tiefen. Das Engelbergerkloster hatte fast durchwegs einen
höheren Frauenanteil. 1315 wurde ein Numerus clausus für den Schwesternkonvent
auf hundert festgelegt. Doch solche Blütenpracht konnte im Frost von
Epidemien und Pestläufen wieder rasch verschwinden. Im 16. Jahrhundert
traten Erscheinungen der Dekadenz und des Zerfalls deutlich zutage. Man
sollte das aber nicht überbetonen. Solche Probleme findet man im 16.
Jahrhundert auch anderswo. Aber in Engelberg gaben sie der Nuntiatur von
Luzern und strikten Anhängern der tridentinischen Reform den gewünschten
Anlass, eine bisweilen allzu liebenswürdige Koexistenz von Mönchen
und Nonnen zu sprengen. Die Übersiedlung nach Sarnen wurde ein Trauerspiel,
und nur die Zeit eine lange Zeit! konnte die offenen Wunden
heilen.
Die Nonnen fassten aber auffallend schnell in Sarnen Fuss und brachten
die Wallfahrt zum Sarner Jesuskind zur Blüte. Die um 1360 entstandene
kindliche Devotionsfigur ist ein kostbares Kultobjekt der spätmittelalterlichen
Mystik, die ihre Wurzeln in der Ostschweiz (Töss/Winterthur, St. Katharinenthal,
Konstanz) hatte und Beziehungen schuf zu elsässisch/oberrheinischen
Mystikerkreisen. Das Kloster Engelberg zeigte sich offen für die mystische
Frömmigkeit Ekkeharts, Seuses und Taulers. Zeugnis dafür sind
die zum Teil noch erhaltenen Bücherbestände und die alten Bibliothekslisten.
Bei einigen Bänden kann man noch die Provenienz aus dem Frauenkonvent
nachweisen, darunter auch Codices der mittelhochdeutschen Sprache, die dem
14. Jahrhundert angehören. Die einschlägigen Artikel von Kurt
Ruh, dem heute wohl besten Kenner deutscher geistlicher Literatur des Mittelalters,
und von Peter Ochsenbein, dem Stiftsbibliothekar von St. Gallen, stellen
die Bedeutung der Engelberger Codices heraus.
Von 18171980 stellte das Frauenkloster ein bis drei Schwestern als
Lehrerinnen der Primarschule von Sarnen, zeitweilig stellte es auch Schulräume
zur Verfügung. Der Beginn dieser Tätigkeit (1817) steht im Zusammenhang
mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht. Da hatten die kleinen
Bergkantone Mühe, geeignete Lehrkräfte zu rekrutieren. Dieser
über 150 Jahre dauernde Dienst an der Öffentlichkeit trug dem
Kloster viele Sympathien ein.
Auch an die Missionstätigkeiten der Abtei Engelberg leistete Sarnen
aktive Unterstützung. Das führte zur Neugründung in Nordamerika
(Cottonwood, Idaho) und in Kamerum (Otélé und Babété).
Diese Töchter sind ausser Babété-Mbouda in Kamerun inzwischen
selbständig geworden und in ihren Ortskirchen integriert, Cottonwood
als Mutter von vielen Töchtern.
Mit grossem Interesse liest man die Ausführungen über textiles
Arbeiten im Kloster St. Andreas und freut sich über den auserlesenen
Reichtum der Garderobe des Sarner Jesuskindes ganz und gar kein armes
Jesulein!