26-27/1999 | |
INHALT |
Pastoral |
Chèche lavi, Chercher la vie, unter dieses kreolische Wort stellt Missio dieses Jahr den Monat der Weltmission: «Das Leben suchen.» Es ist eine haitianische Redensart, die Mut, Hoffnung und Glauben zuspricht. Und es ist ein Ausdruck dessen, was Mission bedeutet: Verkündigung und Verwirklichung der Frohen Botschaft in Jesus Christus, «damit sie das Leben haben». Die Pfarreien und Geistlichen Gemeinschaften der Schweiz sind eingeladen, sich im Monat Oktober unter diesem Motto mit dem Missionsauftrag der Kirche auseinanderzusetzen und den WMS (Sonntag der Weltmission am 24. Oktober) als Fest des «Weltweit-miteinander-Kirche»-Seins und als Sammeltag für den «Ausgleichsfonds der Weltkirche» zu gestalten. Missio bietet dazu folgende Anregungen und Hilfsmittel an:
Missio wählt jedes Jahr ein anderes Beispiel-Land. Aus den dortigen Ortskirchen werden pastorale Impulse vermittelt: theologische Reflexionen, liturgische «Bausteine», Angaben zur Geschichte und zur derzeitigen Situation der Kirche. Die Kollekte des WMS kommt nur indirekt dem Beispiel-Land zugute; sie geht in den «Ausgleichsfonds der Weltkirche», aus dem diese Ortskirchen (wie alle andern Diözesen der Dritten Welt) ihren Teil erhalten.
Im Januar 1999 hat Missio-Direktor P. Damian Weber die Ortskirchen von
Haiti besucht und dabei mitgeteilt, dass Haiti dieses Jahr für die
Kirche in der Schweiz zum «Beispiel-Land» gewählt sei.
Im April haben die Bischöfe von Haiti einen Brief an die Gläubigen
ihres Landes gerichtet, in dem es heisst:
«Bald werdet Ihr den Sonntag der Weltmission feiern. Ihr werdet zusammenkommen,
um für die Missionsaufgabe der Kirche zu beten. Ihr werdet dabei die
Gemeinschaft mit der weltweiten Kirche erfahren, die allen Völkern
Jesus als den Christus verkündet, damit alle Ðzur Erkenntnis der
Wahrheitð gelangen.
Am Sonntag der Weltmission ist es darum wichtig, dass wir unser Gebet auf
eine weltweite Dimension ausrichten, dass wir unseren Geist für das
Universale öffnen und dass wir uns verbunden wissen mit den in aller
Welt verstreuten Christen.
Wir haben vernommen, dass Missio-Schweiz die Christinnen und Christen ihres
Landes einladen, im Oktober besonders für unser Land zu beten und zu
opfern. Im Austausch mit uns werden in der Schweiz verschiedene missionarische
Aktivitäten organisiert. So wird die Kirche der Schweiz ihre Solidarität
mit allen Ortskirchen der Welt verwirklichen.
Darum haben auch wir unsere Missio-Verantwortlichen gebeten, Massnahmen
zu treffen, dass auch die haitianischen Gläubigen den Oktober-Monat
der Weltmission 1999 in Verbundenheit mit den Christinnen und Christen der
Schweiz verbringen und für sie beten. Beten für und mit den Ortskirchen
der Schweiz, beten für die Christinnen und Christen der ganzen Welt
das bedeutet: unsere Fürbitte konkreter und unsere Solidarität
augenscheinlicher werden lassen.»
Als Antwort auf diesen eindrücklichen Brief hat Missio die Pfarreien und Ordensgemeinschaften eingeladen, eine «Gebetskette» zu bilden: An jedem Tag des Monates Oktober betet mindestens eine Pfarrei bzw. eine religiöse Institution für Haiti. Idealerweise wird ein besonderer Gottesdienst (Heilige Messe, Andacht, Rosenkranz, Meditation) angesetzt. Es kann aber auch ein ordentlicher Gottesdienst im Sinne der Gebetskette gestaltet werden. Ferner können Missions-Veranstaltungen zu Haiti durchgeführt werden. Missio publiziert dazu Hilfsmittel, zum Beispiel «Bausteine für missionarische Gottesdienste», eine Dia-Reihe, ein Video, eine Musikkassette und sogar Kochrezepte aus der kreolischen Küche. Die Liste der betenden Gemeinschaften wird Ende September in der Schweiz veröffentlicht und auch den Bischöfen von Haiti zur Kenntnis gebracht. Anmeldungen an Missio bis Mitte August.
Alle in den Personalverzeichnissen der Diözesen aufgeführten Personen erhalten Mitte August die Missio-Mustersendung. Diese enthält das «Arbeitsheft» mit folgendem Inhalt: Theologische Texte zur missionarischen Aufgabe der Kirche, liturgische Anregungen für den WMS, eine Kinderfeier «Weltweit miteinander Kirche sein», «Bausteine» für andere missionarische Gottesdienste und Hinweise auf alle übrigen Materialien. Wer neu auf der Empfängerliste stehen will oder weitere Informationen wünscht, wende sich an: Missio, Postfach 187, 1709 Freiburg 9, Telefon 026-4221120, Telefax 026-4221124, E-Mail: missio@missio.ch
Die vatikanische Kongregation für die Evangelisierung der Völker hat am 1. Oktober 1998 eine Instruktion über die missionarische Zusammenarbeit mit dem Titel «Cooperatio missionalis» veröffentlicht. Nun steht die vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz herausgegebene deutsche Übersetzung zur Verfügung. Die Instruktion enthält lehramtliche Prinzipien zur Mission «ad gentes» und praktische Leitlinien für die gesamtkirchliche missionarische Zusammenarbeit. Die Broschüre (A5, 25 Seiten) kann bei Missio bezogen werden.
Paul Jeannerat ist theologischer Mitarbeiter von Missio in Freiburg und Sekretär des Schweizerischen Katholischen Missionsrates.
Die Wohnung spielt im Leben von uns Menschen eine wichtige Rolle. Sie
ist der Inbegriff einer Kultur von sesshaft gewordenen Menschen im
Unterschied zur mobilen «Wohnung», die das Fortbewegungsmittel
von Nomaden gewesen ist. Eine der merkwürdigsten Erscheinungen in unserer
modernen Kultur besteht aber in der wiederentdeckten Praxis eines nomadischen
Elementes: An jedem Wochenende bewegen sich ganze Blechlawinen aus unseren
Dörfern und Städten hinaus; und am Sonntagabend wälzen sie
sich auf verstopften Strassen wieder an die Ausgangsorte zurück. Und
wenn die Ferien beginnen, schwellen diese Ströme erst recht an. In
der Ferienzeit gewinnt man den Eindruck, dass ein ganzes Volk auf Reisen
ist.
In unseren modernen Ländern ist das Auto, das sich nicht zufälligerweise
vom griechischen Wort «selbst» herleitet, zum Inbegriff von
Freiheit und Selbstbestimmung geworden. Und die Strasse ist gerade in der
Ferienzeit einer der häufigsten Aufenthaltsorte der Menschen. Muss
man darin nicht ein Anzeichen dafür erblicken, dass sich die Menschen
in ihren eigenen Wohnungen nicht mehr wirklich daheim fühlen? Für
viele Menschen macht die Wohnung offensichtlich mehr den Eindruck eines
alltäglichen Gefängnisses denn einer liturgischen Be-Heim-atung.
Deshalb sucht der Mensch in der Flucht auf den Rädern die Weite und
Fremde, die ihm die eigene Wohnung nicht mehr zu geben scheint.
Liegt in dieser alljährlichen Völkerwanderung in der Ferienzeit
aber nicht etwas sehr Tiefes im Menschen verborgen, nämlich die Erinnerung
an die biblische Wahrheit, dass unser Leben überhaupt eine Wanderschaft
ist und dass unsere Welt immer eine Nummer zu klein ist, um in ihr unser
wirkliches Zuhause finden zu können? Die biblischen Menschen verstehen
sich jedenfalls als «Fremdlinge» und «Pilger» in
der Welt (1 Petr 2,11). Sie bekennen sich als «Fremde und Gäste
auf Erden» (Hebr 11,13). Sie empfinden sich hier «im Exil»,
«fern vom Herrn», bei dem sie ihre eigentliche Heimat haben
(2 Kor 5,6). Deshalb kennen sie in dieser Welt «keine Stadt, die bestehen
bleibt», sondern sie «suchen die künftige» (Hebr
13,14); und diese künftige Stadt heisst Jerusalem. Christlich leben
bedeutet gemäss der Offenbarung des Johannes, sein Zelt im Himmel aufgeschlagen
zu haben.
Macht sich in der Ferienzeit nicht die Unruhe des menschlichen Herzens bemerkbar,
von dem der Heilige Augustinus gesagt hat, dass es unruhig bleibt, bis es
ruhen kann in Gott? Denn letztlich vermag allein Gott jene Weite und Ferne
zu schenken, die wir in den Ferien suchen. Wäre es deshalb nicht gut,
sich in den Ferien bewusst Zeit für Gott zu nehmen? Er macht keine
Ferien, sondern ist gerade dann ansprechbar, wenn wir die Ferien geniessen.
Die Suche nach Gott ist jedenfalls das belebendste Bad, in dem wir frei
schwimmen können. Und die Suche nach Gott ist die abenteuerlichste
Bergtour, die wir unternehmen können.
Meine guten Wünsche für erholsame Ferien verbinde ich deshalb
gerne mit der Hoffnung, dass Sie Begegnungen mit Gott mit in Ihr Ferienprogramm
aufnehmen. Mit freundlichen Grüssen verbleibe ich als Ihr