Das Sakrament der Eucharistie

Bischof Charles Morerod beim Hochgebet.
Bischof Charles Morerod beim Hochgebet.

«Während des Mahls nahm Jesus das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es den Jüngern und sagte: Nehmt und esst; das ist mein Leib. Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet, gab ihn den Jüngern und sagte: Trinkt alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.» (Mt 26,26-28)

Das jüdische Pessachmahl

Die Form der Eucharistiefeier geht zurück auf das jüdische Pessachmahl: Während dieser Feier in Erinnerung an den in der Bibel geschilderten Auszug der Israeliten aus Ägypten nimmt der Hausvorsteher ein Brot zur Hand, dankt Gott dafür und teilt es unter die Anwesenden aus. Nach dem Essen wird ein weiteres Dankgebet gesprochen und die Tischgemeinschaft ist eingeladen, aus dem Kelch zu trinken. Das jüdische Pessachfest erinnert an den Übertritt des Volkes Israel aus der Gefangenschaft in die Freiheit. Der Jude Jesus nimmt dieses Ereignis als Grundlage, um für die neue Gemeinschaft, die sich um ihn versammelt hat, eine Feier der Erinnerung an sein Leben und Wirken zu schaffen – das Abendmahl.

Die Evangelientexte

Anders als in den jüdischen Feiern bezieht Jesus in den Beschreibungen des letzten Abendmahls im Neuen Testament die Gebetsformel direkt auf sich: “Das ist mein Leib”, sagt er, wenn er den Seinen das Brot reicht. Die Wendung beim Weiterreichen des Kelchs mit Wein, “das ist mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird”, nimmt bereits den Tod Jesu am Kreuz vorweg.

Im Lukasevangelium folgt darauf die Aufforderung: “Tut dies zu meinem Gedächtnis”. Jesus ruft die Menschen um sich herum dazu auf, dieses Mahl zu wiederholen. In der Erinnerung an seinen Tod und sein Sterben sowie an die Auferstehung bleibt Jesus in jeder Feier gegenwärtig. Die Aufforderung “Tut dies zu meinem Gedächtnis” wird in jedem Gottesdienst wiederholt.

Die Eucharistiefeier in der katholischen Kirche

Christen und Christinnen versammeln sich seit dem letzten Abendmahl immer wieder zur Feier «Seines Gedächtnisses». In der katholischen Kirche wird das Abendmahl «Eucharistie» genannt. Das heisst «Danksagung».

Die Feier der Eucharistie folgt auf den sogenannten Wortgottesdienst mit Eröffnung, Lesungen, Predigt, Glaubensbekenntnis und Fürbitten. Am Anfang steht die Gabenbereitung von Brot – in Form von Hostien – und Wein, die durch den Priester gewandelt werden.

In Anlehnung an die in der Bibel überlieferten Worte Jesu spricht der Priester den sogenannten Einsetzungsbericht. Die etwas trockene Bezeichnung meint das Gebet, das die Worte und das Handeln Jesu nach Überlieferung der biblischen Texte wiedergibt. Indem der Priester die Worte spricht, erfolgt durch den Heiligen Geist die Wandlung der Gaben von Brot und Wein zu Leib und Blut Jesu. Nach dem Einsetzungsbericht folgt ein grosses Lob- und Dankgebet, des Vorstehers der Eucharistiefeier. Es wird unterbrochen mit Antworten der mitfeiernden Gemeinde. Einsetzungsbericht und Lob- und Dankgebet nennt man auch «das Hochgebet».

Durch die Wandlung ist Christus nach dem Glauben der katholischen, aber auch der orthodoxen Kirche in Brot und Wein real präsent. Darum wird mit grosser Aufmerksamkeit darauf geachtet, dass die nach der Austeilung an die Gläubigen übrig gebliebenen Hostien sorgfältig aufbewahrt werden. Die geweihten Hostien finden Platz im sogenannten Tabernakel. Diese Hostien werden beispielsweise bei Krankenbesuchen mitgenommen, um Gläubigen die Kommunion zu ermöglichen. In Zeiten des Priestermangels werden die Hostien in Kommunionfeiern ausgeteilt: Nach dem Wortgottesdienst können die Gläubigen so die Heilige Kommunion empfangen, auch wenn keine Eucharistiefeier gehalten wird.

Erstkommunion

Am Fest der Erstkommunion empfangen Kinder zum ersten Mal die heilige Kommunion. Der erste Sonntag nach Ostern wird in der katholischen Kirche traditionell als «Weisser Sonntag» begangen. Der Name leitet sich von den weissen Gewändern ab, die die Neugetauften in der Frühzeit des Christentums trugen. Als sichtbares Zeichen für die empfangene Taufe sollten die weissen Gewänder die Reinigung durch das Taufwasser versinnbildlichen und ein Zeichen für den in Christus neu geborenen Menschen sein. Ab dem 7. Jahrhundert trugen die erwachsenen Täuflinge die weissen Kleider von Karsamstag oder dem Ostertag an – den üblichen Taufterminen – acht Tage während der sogenannten «Weissen Woche». Heute tragen in vielen Pfarreien die Erstkommunionkinder diese weissen Gewänder zur Feier ihrer Erstkommunion. Damit zeigen sie, dass sie mit Christus auf dem Weg des Glaubens als Getaufte unterwegs sind.

Die Feier der Erstkommunion muss nicht verpflichtend am «Weissen Sonntag» gefeiert werden. Viele Kommunionkinder empfangen im Kreis ihrer Engsten die Kommunion zum ersten Mal am Gründonnerstag. In der Regel sind es pastorale Überlegungen, welche den Termin der Erstkommunion setzen. Auskünfte über das genaue Datum erteilen die jeweiligen Pfarreien.

Abendmahlsstreitigkeiten und Kommuniongemeinschaft

Über die genaue Auslegung der Formel “dies ist mein Leib”, beziehungsweise “dies ist mein Blut” debattierten Theologen schon lange vor der Reformation. Streitpunkt war dabei stets, wie die Gegenwart Gottes in Brot und Wein zu verstehen ist. Um die Bezeichnung der “realen Präsenz” Christi im Abendmahl kam es über Jahrhunderte zu heftigen Debatten, die in der römisch-katholischen Kirche im 4. Laterankonzil 1215 geregelt wurden.

Zu einem grossen Bruch kam es während der Reformation: Während der Konflikt der römisch-katholischen Kirche mit Martin Luther (1517) hauptsächlich im Amtsverständnis besteht, lehnte der Zürcher Ulrich Zwingli (1519) den Glauben an eine dauerhafte Präsenz Christi in Brot und Wein ab. In den reformierten Kirchen wird von einer symbolischen Gegenwart Gottes während des Abendmahls gesprochen.

Für die römisch-katholische Kirche gilt, dass nur ein geweihter Priester der Eucharistiefeier vorstehen darf und eine Eucharistiefeier nur dann Gültigkeit hat. Eine Abendmahlsgemeinschaft besteht von Seiten der katholischen Kirche mit den orthodoxen, nicht aber mit den evangelischen oder reformierten Kirchen. In einer Zeit, in der es zahlreiche konfessionsverbindende Partnerschaften gibt, führt das im Pfarreialltag zu Herausforderungen und wird unterschiedlich gehandhabt, auch wenn die Glaubenslehre und das Kirchenrecht eindeutig sind. Als Grundsatz lässt sich festhalten, dass Christen, die an die reale Präsenz Gottes in den eucharistischen Zeichen glauben, die Kommunion empfangen sollen. Umgekehrt sind in der Reformierten Kirche alle getauften Christinnen und Christen zum Empfang des Abendmahls eingeladen. Dieses wird jedoch nicht jeden Sonntag gefeiert.

Katholische Traditionen

Eucharistische Anbetung

Im Christentum beten die Gläubigen zu Gott – dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Es werden keine Darstellungen Gottes oder von Heiligen angebetet.

Der Glaube an die dauerhafte Präsenz Jesu in der Gestalt der Hostie, des eucharistischen Brotes, lädt hingegen zu einer anderen Form des Gebetes ein. In der Hostie – meist in einer Monstranz zwischen Glasscheiben aufbewahrt – gilt Jesus als gegenwärtig und kann angebetet werden.

In manchen Klöstern, aber auch in Pfarreien und an Wallfahrtsorten gibt es die Tradition der ewigen Anbetung: Hier wechseln sich Katholikinnen und Katholiken dabei ab, rund um die Uhr vor dem Allerheiligsten – dem in der Monstranz gezeigten Leib Christi – zu beten. In vielen Fällen wird dabei der Rosenkranz gebetet, der auch durch eigene Gebete ergänzt werden kann.

Prozessionen

In katholischen, mehrheitlich ländlichen Gegenden werden bis heute am Fest Fronleichnam Prozessionen durchgeführt. Gruppen von Gläubigen, teils begleitet von Reiterinnen und Reitern, ziehen dabei über Land und beten wechselweise den Rosenkranz.

In diesen Gruppen wird – zu Fuss oder hoch zu Ross – eine Monstranz mitgetragen. Somit wird Gott bildlich aus der Kirche hinaus in die Welt der Gläubigen geführt. Typisch für dieses Fest ist auch, dass entlang den Prozessionswegen viele kleine Hausaltäre errichtet werden. Damit wird das durch die Gegend getragene Heiligtum geehrt.

Eucharistischer Segen

Bei besonderen Gottesdiensten oder auch während Prozessionen kann ein Priester mit der Monstranz in der Hand den eucharistischen oder sakramentalen Segen spenden. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass es – durch die Präsenz Jesu im eucharistischen Brot – Gott selbst ist, der die Gemeinde oder die Landschaft segnet.