Habemus Papam – olé

Skurriles aus Spanien: Der «Gegenpapst» heißt Pedro II.

Seit Montag ist Rom wieder der Mittelpunkt der Welt. Die Kardinäle versammeln sich zum Konklave, um einen neuen Papst zu wählen. Gespannt schauen Gläubige und Journalisten aus aller Welt, ob aus dem Schornstein des Vatikans weißer Rauch emporsteigt. Alle Welt? Nein! Im andalusischen Palmar de Troya in der Nähe von Sevilla ist die Papstwahl eher Nebensache. Denn hier hieß es bereits vor zwei Wochen: «Habemus papam» – «Wir haben einen Papst!»

von Manuel Meyer – Madrid / Palmar de Troya

Wie die katholische Kirche brauchte auch die «christlich palmarianischen Kirche» nach dem Tode ihres selbsternannten Papstes Gregor XVII. Ende März diesen Jahres einen neuen Pontifex.

Er heißt Manuel Cecilio Alonso Corral, ist 71 Jahre alt, stammt aus Badajoz und leitet seit kurzem als «Gegenpapst» Pedro II. die Geschicke der Glaubensgemeinschaft, deren 10.000 Anhänger über die ganze Welt – auch in Deutschland – verteilt sind. Der Rechtsanwalt aus Sevilla war bisher die rechte Hand des Kirchen- oder wie die katholische Kirche sagt – «Sekten»-Gründers Clemente Domínguez Gómez.

«Göttliche Botschaften» gehört

Die mitgliederstarke Glaubensgemeinschaft findet ihren Ursprung eigentlich in einer Halluzination: Als der wegen verminderter geistiger Fähigkeiten vom Militärdienst befreite Clemente 1969 nach Palmar de Troya pilgerte, wo im Jahr zuvor einige Mädchen die Jungfrau Maria gesehen haben wollen, schien seine Phantasie völlig mit ihm durchzugehen. Er hörte plötzlich «göttliche Botschaften» und blutete wie Jesus aus Händen und Füßen, so seine Anhänger. Dass die 16 Liter Blut gar nicht von ihm stammten, wie später Untersuchungen ergaben, interessierte niemanden aus seinem neu gegründeten «Orden der Karmeliter vom Heiligen Antlitz».

Man weiß zwar nicht wie er es erreichte, aber 1970 weihte ihn ein Erzbischof aus Vietnam zum Priester und nur zehn Tage später zum Bischof. Die katholische Kirche erkannte die Weihen nicht an, exkommunizierte sogar den vietnamesischen Erzbischof sowie Clemente. Doch das interessierte den «Bischof Fernando», wie sich Clemente jetzt nannte, nicht sonderlich. Er war nämlich davon überzeugt, die katholische Kirche sei längst «vom Teufel und vom Kommunismus unterwandert», folglich seien alle Pontifikate als unkatholisch abzulehnen.

Sogar hinter dem Tod des Papstes Paul VI. in Rom vermutete er eine Verschwörergruppe, die den katholischen Pontifex bereits vorher unter Drogen gesetzt hatten, damit dieser nicht mehr die Kontrolle über die Kirche haben konnte.

Selbst zum Gegenpapst ernannt

So ließ er sich nach dem Tode von Papst Paul VI. 1978 von seinen Bischöfen einfach selbst zum «Gegenpapst» Gregor XVII. ernennen und errichtete sich mit den Millionen-Spenden seiner Gläubigen in Palmar de Troya einen eigenen «Vatikan» – eine gigantische Basilika mit fünf Meter hohen Mauern und riesigen Türmen. Bildquelle dpaKathedrale in El Palmar de Troya In den folgenden Jahren baute «Papst Gregor» eine straff organisierte Sekte auf, die sich vollkommen seinem Papsttum unterwerfen und mit der katholischen Kirche brechen musste. 1988 ließ man sich als offizielle Glaubensgemeinschaft registrieren. Immer wieder erregte der selbsternannte Oberhirte mit angeblichen Wundern und Heiligsprechung öffentliches Aufsehen. So sprach er den spanischen Ex-Diktator Francisco Franco und den Amerika-Entdecker Christoph Kolumbus «heilig», während er die Regierungsmitglieder im mittlerweile demokratischen Spanien und auch die spanische Königsfamilie als «Rote» «exkommunizieren» ließ.

Alle aus der Kirche verbannt

«Papst Gregor» begann auch selber seine treusten Anhänger zu Priestern und Bischöfen zu weihen – darunter auch Minderjährige. Sie alle sind zwar vom jüngst verstorbenen katholischen Papst Johannes Paul II. aus der Kirche verbannt worden, aber das war ihnen egal, denn die palmarianische Kirche ist davon überzeugt, dass das Heil der Menschheit nur in ihr gegeben sei. Während das Auftreten des selbsternannten Oberhauptes in voller «Papstmontur» auf spanischen Volksfesten und bei Stierkämpfen immer wieder zur Belustigung der Bevölkerung diente, haben die Sektenmitglieder weniger zu lachen. Die Gläubigen haben sich an strenge Lebensregeln zu halten. Frauen, die eher als Gebärmaschinen betrachtet werden und zwischen sechs und zehn Kinder bekommen sollten, dürfen nur lange Röcke und lange Ärmel tragen. Jeans, kurze Hosen oder Strumpfhosen sind auf Strengste verboten. Selbst Babys dürfen keine Strampelhose tragen. Radio, Fernsehen und Zeitungen sind ebenfalls tabu.

Strenger Verfechter der Tradition

Daran wird sich so schnell wohl auch nichts ändern. Der neue «Papst» Pedro II. gilt als strenger Verfechter der Traditionen und Werte. Lange wird er allerdings nicht regieren können: 2015 wird er angeblich schon in Jerusalem ans Kreuz geschlagen und mit ihm geht die Welt unter. Das sagte Gott zumindest seinem «Sohn Clemente», bevor dieser Ende März im Alter von 59 Jahren in den Himmel – oder sonst wohin – aufstieg. Zwar prophezeite dieser den Weltuntergang auch schon für das Jahr 2000, aber da ging irgendetwas schief. Schade um die massenhaften Geldspenden, mit welchen die Sektenmitglieder noch im letzten Moment ihr Seelenheil so kurz vor dem Weltuntergang erkaufen wollten. Dabei hätten die Anhänger der «palmarianischen Kirche» doch schon 1995 an den Visionen ihres Papstes zweifeln müssen. Immerhin blieb er auch nach 20 Jahren noch blind, obwohl ihm Gott doch sein Augenlicht, das er 1975 bei einem Autounfall verloren hatte, wiedergeben wollte.


Der Glauben an den Gegenpapst

Pedro II. (oder Manuel Cecilio Alonso Corral) ist nur einer von mindestens 15 Personen, die in jüngerer Zeit den Anspruch erheben, der rechtmäßige Papst zu sein. Dies kennzeichnet ihn als einen Vertreter des Sedisvakantismus (von lat.: sedes Sitz; vacans leer). Er bezeichnet jene Auffassung, dass es keinen gültigen Papst gebe. Der Sedisvakantismus tauchte in der Kirchengeschichte wiederholt auf. So gab es in der Kirchengeschichte immer wieder Gruppen, die den Papst ablehnten und sich deshalb abspalteten, meist aus theologischen, aber auch aus formalen Gründen. Der Sedisvakantismus stellt eine Kompromisshaltung zwischen der papsttreuen Haltung und der grundsätzlichen Ablehnung des Papsttums dar: das Papsttum wird zwar als solches anerkannt, nicht aber ein bestimmter Papst. Der Sedisvakantismus führte in der Kirchengeschichte mehrmals zu Gegenpäpsten, sobald von den Sedisvakantisten ein zweiter Papst festgestellt wurde. Aus der Sicht des nicht anerkannten Papstes befinden sich Sedisvakantisten im Schisma. Bekannte Sedisvakantisten in Deutschland sind Eberhard Heller, Herausgeber der Zeitschrift «Einsicht», sowie der Bischof Günther Storck. (Nach: Wikipedia)

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