Nach Einschätzung der Schulleiterin und Digitalbotschafterin des Landes Niedersachsen, Silke Müller (43), werden Kinder durch verrohende Entwicklungen im Netz massiv gefährdet und beeinflusst. Folter, Gewalt, Pornografie, Ekel, Anleitung zum Suizid – all das lasse sich im Netz ganz leicht mit ein paar Klicks finden, kritisierte die Pädagogin. Ihr Buch «Wir verlieren unsere Kinder. Der verstörende Alltag im Klassenchat» erscheint morgen.
«Ich will aufrütteln und ein Bewusstsein dafür schaffen, dass unsere Kinder und Jugendlichen in ihrem Alltag und ihrer Lebenswelt durch die negativen, mehr und mehr verrohenden Entwicklungen im Netz so gefährdet und beeinflusst sind wie nie zuvor», erklärte Müller, die eine Oberschule in Hatten im Landkreis Oldenburg leitet.
Dabei sei immer mehr zu beobachten, dass Kinder und Jugendliche nicht zwangsläufig mit Verängstigung auf solche Bilder reagierten. Oft konsumierten «sie gedankenlos, leiten teils strafbare Dinge gleichgültig weiter und ignorieren im Grunde das klare Signal, dass andere öffentlich gedemütigt oder gequält werden», so Müller weiter.
Es sei zwar richtig, dass «die Faszination des Grausamen und Pornografie als Geschäftsmodell vermutlich so alt wie die Menschheit selbst sind.
Dass aber junge Menschen, die ihre Moral- und Wertvorstellungen erst entwickeln müssen, so leicht Zugang zu menschlichen Abgründen haben – und zwar 24 Stunden täglich – ist eben nicht immer schon so gewesen», erklärte Müller.
Es gehe ihr nicht darum, das Internet zu verteufeln, betonte die Digitalbotschafterin. «Wir brauchen aber eine gesamtgesellschaftliche Diskussion über Medienethik.» Präventionsangebote von Schulen zu Gewalt im Netz reichten für den Kinderschutz nicht. Stattdessen fordert die Pädagogin von Politikern und Gesetzgebern konkrete Schutzmassnahmen und mehr Aufmerksamkeit für das Problem seitens den Eltern. (kna)
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