Aus dem Schatten in die Legalität

USA 1968. Hausfrau Joy ist schwanger und schwebt deshalb in Lebensgefahr. Ein Abort wird ihr verweigert. In ihrer Not wendet sich Joy an «Jane», ein Frauenkollektiv, das illegale Abtreibungen durchführt. «Call Jane» zeigt, wie wichtig das Recht auf selbstbestimmte Entscheidungen – nicht nur für Frauen – ist!

Sarah Stutte

Im August 1968 protestieren Studentinnen und Studenten auf den Strassen Chicagos gegen den Vietnamkrieg. Der Umbruch liegt in der Luft. Von diesem wird auch die Hausfrau Joy ergriffen, als sie erfährt, dass ihre zweite Schwangerschaft tödlich für sie enden kann.

Wenn Männer über Frauen entscheiden

Der rein männliche Krankenhausvorstand lehnt ihren Antrag auf einen Schwangerschaftsabbruch ab und befindet in einem vielsagenden Moment über Joys Leben, als wäre sie unsichtbar, unbedeutend, stumm. Ihr Mann Will, ein Anwalt, fügt sich in diese Entscheidung. Nicht aber Joy, die für sich kämpft. Sie ruft «Jane» an, mit einer Nummer, die sie auf einem Flugblatt gefunden hat. Hinter dem Namen verbirgt sich ein Frauen-Kollektiv, das illegale Abtreibungen durchführt. Joy wird nicht nur gerettet, sondern ein wichtiges Mitglied der Gruppe.

Das Netzwerk «Jane» existierte wirklich

Die Regisseurin und Drehbuchautorin Phyllis Nagy verbeugt sich in ihrem Film vor der Arbeit des wahren Jane-Netzwerks, das vor der Einführung des Abtreibungsrechts in Amerika 1973 im Untergrund agierte. Diese Thematik erinnert an den französischen Film «Annie Colère», der in diesem Jahr in Locarno gezeigt wurde und sehr viele Ähnlichkeiten mit Nagys Film aufweist.

Auf den ersten Blick erzählt deshalb «Call Jane» nicht wirklich Neues, punktet aber mit einer hervorragenden Hauptdarstellerin. Elizabeth Banks zeigt mit ihrer Joy eine vielschichtige Figur zwischen äusserer Haltungsbewahrung und innerer Rebellion. Ihre Darstellung ist ein Aufruf, die Vergangenheit nicht zur Zukunft werden zu lassen.

«Call Jane», Schweiz 2022, Regie: Steven Michael Hayes, Besetzung: Elizabeth Banks, Sigourney Weaver, Chris Messina, Verleih: DCM Film, www.dcmstories.com

Kinostart: 24. November 2022

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