Habemus papam beatum: Donnergrollen bei der Seligsprechung von Papst Johannes Paul I.

Rom ist für Kaiserwetter bekannt. Doch am Sonntag blitzt, donnert und regnet es. Zur Seligsprechung kommt es trotzdem. Um seine beiden Vorgänger zu ehren, wurde Johannes Paul I. der erste Papst mit einem Doppelnamen.

Severina Bartonitschek

Es ist einer der wenigen ungemütlichen Tage in Rom. Donner bebt, Blitze zucken über den dunklen Himmel, starker Regen prasselt auf die Ewige Stadt nieder. 

25’000 Menschen feiern den Seligen

Der Vatikan, seit Tagen mit den Vorbereitungen auf dem Petersplatz beschäftigt, hält aber an seinem Plan fest. Papst Johannes Paul I. wird am Sonntag seliggesprochen. Vor dem Petersdom. Es gibt schliesslich Schirme und Regencapes. Basta!

So erhebt Papst Franziskus seinen Vorvorvorgänger vor einem bunten Meer aus Regenschutzutensilien zum neuen Seligen der katholischen Kirche. Rund 25’000 Menschen nehmen trotz des Wetters daran teil; auch Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella. Viele Gläubige sind aus Venedig und Belluno gekommen – frühere Stationen des späteren 33-Tage-Papstes.

Er stammt aus armen Verhältnissen

Albino Luciani, am 17. Oktober 1912 in Norditalien geboren, stammte aus armen Verhältnissen. Mit drei Geschwistern und zwei Halbschwestern wuchs er in Canale d’Agordo 30 Kilometer südwestlich von Cortina d’Ampezzo auf. Sein Vater war Saisonarbeiter in Frankreich, Deutschland und Österreich – und kaum zu Hause.

Trotz seiner seit Kindertagen angeschlagenen Gesundheit machte Luciani in der Kirche Karriere. Nach dem Besuch des Priesterseminars in Belluno wurde er am 7. Juli 1935 geweiht. Zwei Jahre arbeitete er als Kaplan in seinem Heimatdorf, bevor er als Vize-Rektor und Dozent ins Priesterseminar zurückkehrte. Danach bekleidete er verschiedene Posten in seinem Bistum.

Er hielt die Ernennung zum Patriarchen von Venedig für einen Fehler

1958 wurde er von Johannes XXIII. zum Bischof der Provinzstadt Vittorio Veneto ernannt. Zwölf Jahre später wurde Luciani Patriarch in Venedig. Noch im Juli 1978 sagte er, es sei ein Fehler gewesen, dass Paul VI. ihn dazu berufen habe.

Doch am 26. August wählten ihn die Kardinäle gar zu dessen Nachfolger. Mit 65 Jahren trat er sein Amt an und wählte den Namen Johannes Paul I. Um seine beiden Vorgänger zu ehren, wurde er zum ersten Papst mit einem Doppelnamen.

Volkstümliche Ansprachen, gewinnende Gesten

Nur 33 Tage später starb er einen plötzlichen Tod. Die offizielle Diagnose lautet Herzinfarkt. Wenige Stunden vor seinem Tod soll er über starke Schmerzen im Brustbereich geklagt haben, wollte aber keinen Arzt rufen lassen. Eine Ordensschwester fand ihn am folgenden Morgen, leblos im Bett sitzend.

Historiker gehen davon aus, dass die schwache Gesundheit des Papstes den Herausforderungen des Amtes einfach nicht gewachsen war. Geblieben ist das Bild des lächelnden Papstes, der durch seine volkstümlichen Ansprachen und seine gewinnenden Gesten faszinierte.

Heilung eines Mädchens im Jahr 1978

Sein Lächeln hob auch Papst Franziskus bei der Seligsprechung hervor. Damit sei es ihm gelungen, «die Güte des Herrn zu vermitteln», so der Papst in seiner Predigt. Weiter beschrieb er Johannes Paul I. als einen «sanftmütigen und demütigen Hirten nach dem Vorbild Jesu». Er habe sich selbst nie in den Mittelpunkt gestellt und den eigenen Ruhm gesucht.

Im vergangenen Oktober hatte Franziskus den Weg zur Seligsprechung von Johannes Paul I. geebnet. Er hatte ein Wunder auf Fürsprache des ehemaligen Papstes offiziell anerkannt. Die bestätigte Heilung eines Mädchens im Jahr 1978 war die letzte Hürde im Verfahren zur Seligsprechung, das 2003 begonnen worden war.

Am Ende klart der Himmel auf

Die Geheilte selbst konnte aufgrund einer Fussverletzung nicht aus Argentinien anreisen und damit auch bei der Enthüllung des riesigen Porträts des neuen Seligen am Petersdom nicht dabei sein. 

Vielleicht sorgte Johannes Paul I. selbst dann für ein neues, kleines Wunder. Nach der Seligsprechung klarte der Himmel über dem Bild des lächelnden Papstes wieder auf. Franziskus nutzte die Gelegenheit und grüsste bei einer Fahrt über den Petersplatz die Teilnehmenden – ganz ohne Regencapes und Schirme, dafür mit vielen bunten Kappen und Fahnen. (cic)


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