Abt Urban Federer: Die Zukunft des Schweizer Kirchengesangbuchs ist gesichert

Die einen finden es veraltet und bevorzugen das Gotteslob aus Deutschland. Für andere verkörpert das blaue Kirchengesangbuch (KG) Schweizer Identität. Abt Urban Federer stellt klar: Das KG ist gesichert – soll aber um eine Website und eine App ergänzt werden. Zusammen mit Sandra Rupp Fischer sucht er einen Projektnamen.

Raphael Rauch

«Neuer Name gesucht! Haben Sie eine Idee, wie das Nachfolgeprodukt zum Kirchengesangbuch 1998 heissen könnte?» So lautet ein Aufruf, den Abt Urban Federer und Sandra Rupp Fischer lanciert haben. Die beiden sind Teil eines Projektteams und sollen das Schweizer Kirchengesangbuch (KG) in die Zukunft führen. 

«Die redaktionelle Detailarbeit hat noch nicht begonnen»

Der Abt von Einsiedeln, Urban Federer, ist begeisterter Musiker und vertritt im Projektteam die Interessen der Deutschschweizerischen Ordinarienkonferenz (DOK). Sandra Rupp Fischer ist die Initiantin des Kirchenmusik-Festivals «Cantars», war zwölf Jahre lang Direktorin des Kirchmusikverbands des Bistums Basel, leitet eine Musikschule in Olten und arbeitet für das Liturgische Institut. 

Mittlerweile steht fest: Auch künftig wird die Deutschschweiz ein eigenes Gesangbuch produzieren. «Die redaktionelle Detailarbeit hat noch nicht begonnen. Wir sind erst dabei, die Struktur des Buches zu definieren», sagen Abt Urban Federer und Sandra Rupp Fischer. 

Altbewährte Buch weiterhin notwendig

«Wir sind überzeugt, dass wir in der heutigen Zeit die digitalen Möglichkeiten nutzen sollten, jedoch nicht auf das altbewährte Buch verzichten können», heisst es vom Projektteam. «Gesänge über verschiedene Kanäle tragen dazu bei, dass sich möglichst viele Menschen im Gottesdienst beteiligen oder sich auch zu Hause mit Liturgie und Kirchengesang auseinander setzen können.»

Allerdings gibt es auch Stimmen, die das KG kritisch beurteilen. Manche Pfarreien setzen schon länger auf das deutsche Gotteslob. Wäre es nicht mutiger gewesen, auf eine Neuauflage des KG zu verzichten? 

Mehr Spielraum für Schweizer Spezifika

«Wir haben das geprüft und sind zum Schluss gekommen, dass wir besser auf unsere Bedürfnisse eingehen können, wenn wir ein eigenes Produkt erarbeiten», sagen Abt Urban Federer und Sandra Rupp Fischer. «Zum Beispiel im Bereich der Ökumene oder der begleitenden Texte.» 

Bei der redaktionellen Arbeit des neuen KG werde darauf geachtet, «dass wir ein Liedgut abbilden, welches auch für den ganzen deutschen Sprachraum relevant ist».

KG hat künftig weniger Gesänge

Nun gehe es erst einmal darum, einen attraktiven Projektnamen zu finden. «Es ist für uns wichtig, den Prozess möglichst offen zu gestalten», sagen Abt Urban Federer und Sandra Rupp Fischer. Der Name solle den ganzen Prozess abdecken und sich für das KG, die Website und die App eignen.

Statt dem bisherigen KG soll es künftig ein Basisbuch geben. «Mit dem Basisbuch soll eine Pfarrei das Kirchenjahr musikalisch gestalten können», sagen Abt Urban Federer und Sandra Rupp Fischer. «Aufgrund der kirchlichen Entwicklungen soll es weniger Gesänge beinhalten. Dies trägt dazu bei, dass die Lieder auch in kleineren Pfarreien mitgesungen werden können.»

Übers Smartphone den Liedplan abrufen

Auf einer eigenen Website und einer App sollen alle Gesänge des Basisbuches zur Verfügung stehen – jedoch auch solche, die es nicht in die gedruckte Ausgabe geschafft haben. «Wir prüfen auch die Möglichkeit, ob Musikerinnen und Musiker interaktiv mit dem Notenmaterial arbeiten können und ob es möglich ist, in einem Printshop individualisierte Liedanhänge zu generieren.»

Aus Sicht von Abt Urban Federer und Sandra Rupp Fischer wäre es auch praktisch, ein Onlineformular zu haben, über das der Liedplan für Gottesdienste erstellt werden könne. Idealerweise könnte man am Kircheneingang über einen QR-Code den Liedplan abrufen, sodass die Gläubigen die Lieder auf dem Smartphone abrufen können. «Gottesdienstbesuchende könnten wählen, ob sie die Lieder mit dem Buch oder mit dem Smartphone mitsingen», sagen Abt Urban Federer und Sandra Rupp Fischer.

Nächster Meilenstein im November

Und wie geht’s nun konkret weiter? «Wir sind dabei, eine Planungs- und Kostenübersicht zu erarbeiten. Wir führen Gespräche mit möglichen Firmen und stellen der DOK im November 2022 die nächsten möglichen Schritte vor.»

Die DOK werde dann die weiteren Schritte beschliessen. «Parallel sind wir mit den Kantonalkirchen in Kontakt hinsichtlich der Finanzierung. Aktuell laden wir ein, für das Gesamtprojekt mit Buch, Website und App einen Namen zu finden, damit unser Arbeitstitel ‹KG_neu› ersetzt werden kann. Ein Name, welcher auch funktioniert, wenn nicht alle geplanten Tools umgesetzt würden», sagen Abt Urban Federer und Sandra Rupp Fischer.


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