Bistum St. Gallen trauert um Ivo Fürer

Ivo Fürer ist tot. Das Bistum St. Gallen würdigt seinen früheren Bischof als «mutigen Kirchenmann». Im Vatikan wie daheim habe sich Fürer nicht gescheut, Probleme anzusprechen und anzupacken.

Ivo Fürer war von 1995 bis 2006 Bischof des Bistums St. Gallen. Bedeutende Veränderungen im Bistum seien von ihm eingeleitet und umgesetzt worden. Etwa die Einführung der Firmung 18 plus oder die Gründung von Seelsorgeeinheiten.

Fachgremium gegen sexuelle Übergriffe gegründet

«Ivo Fürer war Visionär, Diplomat, Vordenker und ein mutiger Kirchenmann, der sich nicht scheute, im Vatikan wie daheim in St. Gallen Probleme anzusprechen und anzupacken», schreibt das Bistum in einer Mitteilung vom Mittwoch. 2002 habe er nach einem Missbrauchsfall das Fachgremium gegen sexuelle Übergriffe in der Seelsorge gegründet, «vermutlich als weltweite Pioniertat in einer Zeit, als diese Thematik noch zu sehr unter dem Deckel gehalten wurde».

Fürer habe ein halbes Jahrhundert kirchlicher Entwicklungen nicht nur erlebt, sondern mitgestaltet, betont das Bistum: «Er war ein Aktivmitglied der Kirchengeschichte.» Die Verdienste des Verstorbenen gingen jedoch weit über das Gebiet der Diözese hinaus.

Berater beim Zweiten Vatikanischen Konzil

Geboren wurde der Ostschweizer am 20. April 1930 in Gossau SG. Sein Wirken als Priester und Bischof sei in eine kirchlich bewegte Zeit gefallen. So habe Fürer als junger Priester den Aufbruch des Zweiten Vatikanischen Konzils erlebt. Er konnte den damaligen Bischof Josephus Hasler als Berater bei der Kirchenversammlung in Rom begleiten.

Als Bischofsvikar sei Fürer sehr bestrebt gewesen, die Konzilsbeschlüsse in die Pfarreien des Bistums hinauszutragen, schreibt das Bistum. Und schliesslich habe er als Generalsekretär des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) ein grosses Netzwerk von Beziehungen geknüpft. Der Sitz des Rates befindet sich in St. Gallen.

Diskussionen statt Dekrete

Unter seiner Leitung sind zudem bedeutende ökumenische Versammlungen durchgeführt worden, etwa in Basel oder im italienischen Riva del Garda. 2005 wurde Ivo Fürer die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät Freiburg (Schweiz) verliehen.

Den Menschen habe sich Fürer stets mit grosser Achtsamkeit genähert und so seinem bischöflichen Wahlspruch «Dem Volk Gottes dienen» nachgelebt, heisst es in der Mitteilung weiter. Die Bischofswohnung sei ein offenes Haus für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewesen. Regelmässig hat Fürer zu gemeinsamen Mahlzeiten eingeladen. Führen weniger durch Dekrete vom Schreibtisch aus, sondern durch Diskussionen – dieser Symposium-Stil sei für Ivo Fürer charakteristisch gewesen.

Zehnter Bischof von St. Gallen

Fürer hat in Innsbruck Theologie studiert. Am 3. April 1954 wurde er zum Priester geweiht. Er studierte Kanonisches Recht an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Anschliessend wirkte er als Vikar in Herisau und Altstätten. 1967 wurde er Bischöflicher Sekretär und ab 1969 war er Bischofsvikar in St. Gallen. 1991 wurde er vom Administrationsrat zum Domdekan gewählt, parallel führte er seine Tätigkeit als Generalsekretär des CCEE weiter. Am 28. März 1995 wählte ihn das Domkapitel zum zehnten Bischof von St. Gallen.

Auch als emeritierter Bischof blieb er noch längere Zeit aktiv, unter anderem als Stiftungsratspräsident beim katholischen Hilfswerk Fastenopfer. Gestorben ist Ivo Fürer am Dienstagnachmittag, 12. Juli, nach längerer Parkisonkrankheit. Zuletzt lebte er in einer Seniorenresidenz in Gossau. (bal)

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