Finn's Finale: Band nimmt Inklusions-Song im Tonstudio auf

In einem Tonstudio im ländlichen Thurgau entsteht ein Inklusions-Song. «Fahne in Wind» soll im Rahmen des Jubiläums der Behindertenseelsorge der katholischen Kirche im Kanton Zürich aufgeführt werden. kath.ch war bei den Aufnahmen im Tonstudio dabei.

Ueli Abt

Songzeile für Songzeile arbeitet sich Thomas Weber voran. Er trägt Kopfhörer und steht vor einem Mikrofon mit Popfilter. Hinter einer Glasscheibe sitzt Produzent Rolf Stauffacher vor seinem ultrabreiten Monitor und an den Reglern.

«Für Mänsche mit Behinderig, wo eus zeiged, wies au gaht», singt Weber gerade. Kaum ist die Zeile aufgenommen, spielt Stauffacher die Aufnahme ab und gibt Rückmeldungen. Weber soll Wörter im Text weniger betonen. Oder anders phrasieren.

Dabei singt der Tonmeister meist gleich vor, wie er sich die Zeile vorstellt. «Das isch es Lied…» – Weber soll es ganz normal singen, ohne «Lied» zu betonen, oder die Stimme zu sehr absinken zu lassen. Und der Endkonsonant soll bei «Lied» klar hörbar sein.

Song über Inklusion zum Jubiläum

Stauffacher, Weber und dessen drei Bandkollegen sind an jenem sonnigen Februarsonntag im Tonstudio zusammengekommen, um den Inklusionssong «Fahne in Wind» aufzunehmen. Den Auftrag dazu haben sie von der Behindertenseelsorge der katholischen Kirche im Kanton Zürich erhalten. Diese feiert 2022 ihr 50-jähriges Bestehen. Im Rahmen der Feierlichkeiten soll unter anderem der Song zur Aufführung kommen.

Die Aufnahmen finden in einem Gewerbegebäude im Thurgauischen Thundorf statt, wo Stauffacher sein Studio eingerichtet hat.

Bei den Aufnahmen mit dabei sind auch Webers Bandkollegen. Sie verfolgen hinter der Glasscheibe mit, wie Leadsänger Weber sich nach und nach im Song voranarbeitet. Sie grinsen und schütteln den Kopf, wenn der nächste Take nicht besser herauskommt als der vorhergehende. Oder bringen ihre Meinung über die Phrasierung ein.

Zu früherem Zeitpunkt hat die Band die Instrumenten-Parts aufgenommen. Nun ist der Gesang dran. Später werden sich die übrigen Bandmitglieder vors Mikrofon stellen, um die Backing-Vocals aufzunehmen.

Im und «näbed em» Takt

Noch ist aber Leadsänger Weber an der Reihe. Wenn ihm ein Take selbst nicht gefällt, schüttelt er energisch den Kopf. Eben hat er davon gesungen, dass sein Lied auch für jene sei, die nicht im Takt klatschen. «Näbed em Takt» hat er mit einer Triole elegant rhythmisch untergebracht. Wie findest du «näbed em Takt», fragt Weber den Aufnahmeleiter. Doch dieser hat nichts zu kritisieren. «Dasch im Takt», sagt er trocken.

So zu arbeiten sei ungewohnt, sagt Weber in einer Aufnahmepause, während in einem Nebenraum sein Espresso aus der Kapsel-Kaffeemaschine in einen Pappbecher rinnt. «Man muss versuchen, sich den Kontext vorzustellen, in welcher eine Songzeile steht und versuchen, die Spannung über die verschiedenen Abschnitte zu behalten.» Denn schliesslich gelte es, dass die fertige Aufnahme wie aus einem Guss wirke.

Alle ins Boot holen

Den Songtext hat Weber geschrieben. Bandleader Weber hatte selbst jahrelang mit Menschen mit Behinderung gearbeitet. Das Thema habe ihn praktisch das ganze Leben begleitet. So sei es für ihn leicht gewesen, darüber einen Text zu machen.

Im Songtext gehe es darum, «dass man alle ins Boot holt», wie er sagt. «Kein Mensch ist besser als ein anderer. Jeder soll gleich sein, gleich behandelt werden, das gleiche Glück erfahren.»

Studio mit Renommee

«Wir wohnen alle im Zürcher Oberland, aber man muss halt dorthin, wo die Guten sind», sagt Gitarrist Alessandro Marson. Denn Ton-Profi Stauffacher ist renommiert, seine Referenzenliste lang. Darauf stehen Namen wie Gölä, Luca Hänni, Patent Ochsner, aber auch internationale Stars und Musikgrössen wie Gianna Nanini, Sportfreunde Stiller, Maceo Parker und Helene Fischer.

Berühmt oder nicht berühmt – darum geht es allerdings nicht beim Inklusions-Song. «Mich freut, dass es uns gelungen ist, das Thema Inklusion in einen Song zu packen, der Lebensfreude versprüht», sagt Gitarrist Marson. In Webers Text heisst es im Refrain: «Dänn es isch guet wies isch, du bisch schön, wie du bisch, chum mir fiered euses Läbe.» (Änderungen bei den Zeiten der Jubiläen, 25.3.22, rp)


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