Wie katholisch ist der «Tschugger»?

Der «Tschugger» ist Kult. Doch wie katholisch ist die SRF-Serie aus dem Oberwallis? Ein ehemaliger Kantonspolizist im Wallis ist Sakristan – und hat sich die Serie genau angesehen. Und etwa ein Weihwassergeschirr im Schlafzimmer entdeckt.

Sarah Stutte

Witzig, actionreich – und jedes Oberwalliser-Klischee aufs Korn nehmend: So präsentiert sich die SRF-Kultserie «Tschugger», die natürlich von einem Walliser ins Leben gerufen wurde: von David Constantin aus Salgesch. Er spielt zugleich die Hauptfigur, den Kantonspolizisten Bax Schmidhalter. Der wehrt sich gegen schiesswütige Drogendealer, verständnislose Kollegen und eine ambitionierte FedPol-Frau.

Ex-»Tschugger» ist jetzt Sakristan

Auch Tobias Wirthner, ehemaliger Kantonspolizist und nun Sakristan in der Pfarrei Visp, hat sich die erste Staffel angesehen und sich dabei gut amüsiert. «Ich mochte den Stil – diese Mischung aus alten Krimiserien der 1970er- und 1980er-Jahre und moderner Technik wie neuen Handys.» Und: den Schalk, den Galgenhumor und die Ironie.

Visper Schulhaus

Als Einheimischer habe er natürlich überlegt, wo gewisse Szenen gedreht wurden. Umso mehr hätte er sich dann über die mehrmalige Einblendung des Visper Schulhauses im Sand gefreut. «Das kennt man hier natürlich. Dort gehen meine Kinder zur Schule.»

Weniger angetan war er allerdings von einigen brutalen Szenen: «Den Mord auf dem Simplon und den unschönen Tod von Drogenbaron Fricker mit dem Maschinengewehr fand ich schon heftig im Verhältnis zum Rest der Serie.»

Christus-König-Statue in Lens

Zwischen den blutigen Einschüben, explosiven Verfolgungsjagden und einsamen Momenten in der Beiz blitzen hier und da jedoch auch religiöse Motive auf. Am offensichtlichsten wohl in der letzten Folge, in der sich die Christus-König-Statue in Lens in voller Grösse zeigt, kurz bevor zwielichtige Mönche in ihrem Inneren verschwinden.

Tobias Wirthner hat genau hingesehen und noch mehr solcher Szenen gefunden: «Auffällig war, dass die Schurken in der Handlung sehr katholisch und als christliche Mitbürger dargestellt wurden. In der Szene, in der die beiden Italiener mit dem Camion vom Simplon kommen, hängt ein Rosenkranz am Rückspiegel.»

Auch der Drogenbaron Fricker, der mit nacktem Oberkörper im Morgenmantel herumläuft, trägt eine Goldkette mit einem Kreuz um den Hals.

Auch gibt es den Auftritt von Mike Müller, der sich als «Der Bestatter» selbst persifliert und mit einem Sarg an einem Unfallort auftaucht. «Ins Auge gestochen ist mir auch ein kleines Weihwassergeschirr im Schlafzimmer von Bax’ Arbeitskollegen Pirmin rechts am Bildrand, so wie es üblich ist in Wohnungen von katholischen Familien.»

Sehr religiös findet der Ex-Tschugger die Serie aber nicht: «Das katholische Wallis kommt im Prinzip gar nicht vor. Das muss aber auch nicht sein, denn die Handlung ist eine andere. Es geht um einen komischen Typen, der sein Ding durchziehen will, um nochmals einen grossen Fall aufzudecken», sagt Tobias Wirthner.

Mehr Religion in der nächsten Staffel

Trotzdem nimmt er an, dass in der zweiten Staffel, die im Herbst/Winter 2022 im Schweizer Fernsehen zu sehen sein wird, die religiösen Aspekte noch mehr Gewicht bekommen werden: «Durch die verschworene Bruderschaft, die am Ende so etwas murmelt wie ‘Wir wollen Blut sehen’. Vermutlich werden die Männer in den Kutten also irgendein Ritual ausüben», sagt der 46-Jährige.

Sieht der Ex-Polizist und Sakristan Parallelen zwischen der polizeilichen und der kirchlichen Arbeit? «Beides sind öffentliche Berufe im Dienste der Mitmenschen, aber auch in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung. Dadurch wird den Menschen ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit vermittelt und diese von der Hoffnung getragen, dass für ihre Sicherheit gesorgt ist. Im Kern geht es auch um die Bewahrung des Friedens. All das zusammen führt zu einem standhaften Glauben.»


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https://www.kath.ch/newsd/wie-katholisch-ist-der-tschugger/