Jacques Nuoffer: Opfer und ihre Vertreter müssen an Missbrauchsstudie beteiligt werden

Das Pilotprojekt zum Missbrauch in der katholischen Kirche der Schweiz ist zu einseitig aufgestellt. Das findet Jacques Nuoffer von der Opfervereinigung Sapec. Er fordert: Die Westschweiz, das Tessin, die Opfer und ihre Vertreter sowie andere Spezialisten müssten einbezogen werden.

Regula Pfeifer

Die beiden Historikerinnen Monika Dommann und Marietta Meier aus Zürich werden die Pilotstudie zum Missbrauch in der katholischen Kirche der Schweiz leiten. Das haben die beteiligten Kirchenvertreter am Montag bekannt geben.

Opfer und Opfervertreter wollen mitreden

Diese Ausrichtung findet der Opfervertreter Jacques Nuoffer zu einseitig: «Wir fordern seit zwei Jahren, dass wir in die Projektdefinition dieser Studie einbezogen werden.» Die Sicht der Opfer sei wichtig. «Menschen haben Missbrauch erlebt, sie müssen angehört werden.» Es gehe nicht an, ausschliesslich aufgrund von Dossiers das Thema zu bearbeiten. Jacques Nuoffer vertritt die Westschweizer Opferorganisation Sapec (Soutien aux personnes abusées dans une relation d’autorité religieuse)

Zudem missfällt dem Romand, dass in der Pilotstudie – mit den beiden Zürcher Historikerinnen und ihren Mitarbeitenden – ausschliesslich die Deutschschweiz zum Zug kommt. «Auch Westschweizer und Tessiner Forscherinnen und Forscher sowie Opfervertreter hätten bereits jetzt hinzugezogen werden sollen», fordert er.

Spezialisten aus Psychologie, Psychiatrie und Kriminologie

Und noch etwas ist dem Jacques Nuoffer wichtig: Die Studie dürfe nicht nur historisch angegangen werden. Vielmehr sollten daran Spezialisten aus den verschiedensten Disziplinen mitarbeiten. Etwa aus Psychologie, Psychiatrie und Kriminologie. Der Westschweizer bezieht sich dabei auf die Missbrauchsstudie in Frankreich. Dort sei das so gehandhabt worden. 

Ausserdem habe Frankreich eine Persönlichkeit an die Spitze der Studie gestellt. Das erhofft sich Jacques Nuoffer auch für die Schweiz. Es brauche eine schweizweit bekannte und anerkannte Person, unter deren Leitung die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten sollten. Diese hätte den Überblick über die Forschungssituation und könnte dies auch öffentlich kommunizieren.

Das Deutschschweizer Pendant zur Sapec vertritt Albin Reichmuth: die IG Miku (Interessengemeinschaft für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld). Er zeigt sich erfreut, dass «endlich eine konkrete Massnahme umgesetzt» wird. «Bisher waren immer nur schöne Worte zu hören», fügt er an. Er hätte sich allerdings gewünscht, dass die Betroffenen bereits im Vorfeld mit einbezogen worden wären.

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