Bischof Jean-Marie Lovey: Tunnel des Lichts

14.12., Bischof Jean-Marie Lovey, Bistum Sitten

Im Wallis, wo ich lebe, sind wir nicht sehr an den Nebel gewöhnt. Wenn er sich in der Rhone-Ebene ausbreitet, gibt er uns die Gelegenheit neuartige Landschaften zu betrachten. Ein Mitbruder zeigte mir einmal ein Foto unseres Tales wie es ganz unter einem Nebelmeer verschwindet. Nur der Hügel von Châtelard bei Lens und seine Christus-König-Statue ragen daraus hervor. Ein Abbild des Advents: Die Sehnsucht nach dem Licht.

«Das Grau von heute kann mich die Sonne von gestern und morgen nicht vergessen lassen.»

Bischof Jean-Marie Lovey

Im Advent werde ich gedrängt meinen Blick nach oben zu heben, hinaus aus allem Trüben, der Traurigkeit des Lebens und der feuchten Kälte, welche das Blut in den Adern gefrieren lässt. Das Grau von heute kann mich die Sonne von gestern und jene von morgen nicht vergessen lassen. Daran erinnert mich der Advent von neuem, denn er wirkt wie die Sonne. Er bohrt Tunnels aus Licht, durch welche der Himmel auf die Erde hinabsteigen kann. Der Advent kehrt jedes Jahr wieder zurück wie ein treuer Freund und ruft mir ins Gedächtnis, dass ich Gott, der kommen wird, einen Platz in mir bereiten soll. Er ermutigt mich, meine kleine Flamme wieder zu entzünden, damit auch ich durch sie Licht und Wärme spenden kann.

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