In seinem neusten Film «È stata la mano di Dio» erzählt Paolo Sorrentino die Geschichte seiner Jugend im Neapel der 1980er-Jahre. Fabietto wird jäh aus der Unbeschwertheit seiner Jugend gerissen. Er lässt sich dennoch von der Hand Gottes berühren und entdeckt das Kino für sich.
Silvan Maximilian Hohl
Ein Mann hängt kopfüber an einem Seil. Gebannt starrt der 17-jährige Fabietto mit offenem Mund auf die Leinwand. Er mag die Realität nicht mehr. Sie ist mies. Und deshalb rettet sich der junge Italiener ins Kino. Seit einem Schicksalsschlag erscheint ihm die Welt chaotisch. Er kann sie nicht kontrollieren und das macht ihm Angst.
«È stata la mano di Dio» erzählt die Geschichte von Fabietto, der in den 80er-Jahren in Neapel aufwächst. Sein Vater ist Bankier, seine Mutter kümmert sich um ihn und seinen älteren Bruder. Die Eltern sind lebenslustige Menschen, die einen exzentrischen Lebensstil mit skurrilen Einfällen führen. Und da wäre noch Diego Maradona, der Fabietto und die Neapolitaner im Sommer 1986 verzaubert. Doch eine unerwartete Tragödie in Fabiettos Leben unterbricht die lebensfrohe Unbeschwertheit jäh.
Fabietto ist niemand anderes als der junge Paolo Sorrentino. Der in seinem bisher persönlichsten Film von seiner Jugend, seiner Stadt Neapel, dem Fussball, dem Kino und vor allem von seiner Familie erzählt.
Sorrentino, der für seine opulenten Bilder bekannt ist, produzierte diesen Film in für ihn untypischen, ruhigen Einstellungen mit wenig Musik. Herausgekommen ist ein intimes Porträt über einen jungen Mann, der sich mit Verlust und Liebe, Verlorenheit und Geborgenheit auseinandersetzen muss. Trotzdem bleibt der Film humorvoll und heiter, gleitet niemals in Selbstmitleid ab und beschreibt das Leben, wie es ist: Wunderbar widersprüchlich.
«È stata la mano di Dio», Italien/USA 2021; Regie: Paolo Sorrentino; Verleih: Elite Film, Streaming: Netflix, Filmwebsite
Ab 2. Dezember 2021 im Kino und ab dem 15. Dezember 2021 auf Netflix.
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