Kirchen sollen rot leuchtend auf verfolgte Christen hinweisen

Diese Woche findet nicht nur der «Black Friday» statt, sondern auch die «Red Week». Sie weist auf die Christen hin, die weltweit verfolgt werden oder in prekären Situationen leben. Rot angeleuchtete Kirchen der Schweiz sollen auf deren Schicksal hinweisen.

Georges Scherrer

Die Idee dieser «roten Woche» entstand 2015 bei Kirche in Not in Brasilien. Mittlerweile haben sich die meisten der insgesamt 23 Nationalsektionen des Hilfswerks dieser Kampagne angeschlossen, erklärt der Schweizer Ableger des Hilfswerks in der Schweiz auf Anfrage.

2021 ist Premiere hierzulande. Erstmals nehmen in diesem Jahr auch Kirchen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein teil. Rund zwei Dutzend Pfarreien beteiligen sich an der Aktion und beleuchten die Kirche. Unter anderen leuchten auch die Kathedralen in Vaduz, Sitten und Lugano.

Am besten eine Aussenbeleuchtung

Es muss nicht immer das ganze Gotteshaus sein. Bei der Kathedrale in Sitten wird beispielsweise nur der Turm beleuchtet, erklärt Ivo Schürmann, Referent für Öffentlichkeitsarbeit von Kirche in Not in der Schweiz.

Die Beleuchtung in Rot könne auch innen erfolgen. Aber interessanter ist die Beleuchtung von aussen, «da man so unser Anliegen auch der Aussenwelt vermitteln kann», sagt Schürmann.

Die Beleuchtung der Kirchen kann mit der Ausstellung «Verfolgte Christen weltweit» ergänzt werden. Das Hilfswerk hat das entsprechende Material den Pfarreien bereits Ende August 2021 zugestellt.

Zudem reist Pater Georges Aboud aus dem Libanon die Schweiz und informiert in verschiedenen Pfarreien über die Situation in seiner Heimat. Patriarch Gregorios III Laham aus Syrien bereist gleichzeitig die Westschweiz.

Blut verfolgter Christen

Die Farbe Rot überträgt verschiedene Botschaften. Sie ist einerseits die Farbe des Logos von Kirche in Not. Sie stehe aber auch als Sinnbild für das Blut verfolgter Christen. Ivo Schürmann weist auf die «Märtyrer» hin, die für ihren Glauben an Jesus Christus «bluten» oder im schlimmsten Fall mit dem Leben bezahlen.

Nicht nur Christen

Christen und andere religiöse Gruppen litten unter dschihadistischem Terror, autoritären Regimen wie in China oder einem erstarkenden Nationalismus, der das Christentum als «kulturfremd» ansehe, erklärte Schürmann weiter.

Als Beispiel nennt er den erstarkenden Hindu-Nationalismus in Indien. In Subsahara-Afrika «explodiert der Terror». Christenverfolgung würde mittlerweile auch digital stattfinden. Schürmann spricht die Massenüberwachungssysteme an. Auch hier stehe China an vorderster Front.

Erschreckende Zahlen

Gemäss der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sei die Zahl der Hassverbrechen gegen Christen und christliche Einrichtungen im Vergleich zum Vorjahr um 70 Prozent gestiegen. Noch höher sei der Anstieg bei antisemitischen Gewaltverbrechen.

«Wer für verfolgte Christen betet, darf Religionsfreiheit insgesamt nicht vergessen», sagt darum der Hilfswerkssprecher. Kirche in Not gehe davon aus, dass rund 200 Millionen Christen weltweit ihres Glaubens wegen Diskriminierung, Bedrängnis und auch Verfolgung erdulden.

Auch auf der Flucht

Jan Probst, Geschäftsführer von «Kirche in Not» Schweiz/Liechtenstein, zeigt sich hocherfreut darüber, «dass wir in der Schweiz und in Liechtenstein erstmals die Red Week durchführen».

Das Hilfswerk könne beim Thema verfolgte Christen auf die Solidarität vieler Pfarreien und Gläubigen zählen. «Das rote Licht soll uns helfen, darüber zu informieren, dass es viele Christen und Christinnen weltweit im Jahr 2021 schwer haben, da sie ihrem Glauben treu bleiben, insbesondere auch jene, die in ihrer Heimat keine Zukunft mehr sehen», erklärt Probst gegenüber kath.ch. Das Hilfswerk bemühe sich, mit seinen Projekten diesen Menschen vor Ort beizustehen.

Ökumenisch und dreisprachig

Lucia Wicki-Rensch, Head of Communication bei «Kirche in Not (ACN)» Schweiz/Liechtenstein, nennt die «Red Week» ist ein starkes Symbol für alle Märtyrer, die ihres Glaubens wegen Unterdrückung, Verfolgung oder gar Tod erfahren mussten.

Die Kampagne sei auch darum ein Erfolg, weil sie in allen drei Landesteilen und sowohl von katholischen wie reformierten Kirchen Unterstützung erfahre.

5,2 Milliarden Menschen betroffen

Zwei Drittel der Menschen leben weltweit in Ländern, in denen die Religionsfreiheit eingeschränkt sei, sagt der Geschäftsführers von «Kirche in Not» Deutschland, Florian Ripka. 

Das entspreche 5,2 Milliarden Menschen. Die Zahl der Christen in diesen Ländern liege bei über 600 Millionen. Das aber heisse nicht, dass alle diese Gläubigen «blutig verfolgt werden». Sie lebten aber unter Umständen, die ihr alltägliches und religiöses Leben beeinträchtigten.


Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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